Burgherren gesucht

Die Jugendburg oberhalb der Enzstadt steuert einem Wandel entgegen. Der Bund Neudeutschland sucht ab Januar 2012 neue Pächter. Auch weiterhin sollen Umweltschutz und ökologisches Wirtschaften eine Rolle spielen.

Neuerburg. Auf der Jugendburg in Neuerburg geht eine Ära zu Ende: Nach 28 Jahren verabschieden sich die Herbergseltern Elisabeth Dichter-Hallwachs und Reinhard Hallwachs Ende dieses Jahres in den Ruhestand. Deshalb sucht der Bund Neudeutschland als Träger der Jugendburg momentan nach Nachfolgern für die beiden. Der katholische Verband mit Sitz in Köln schaltet seit Anfang des Jahres beispielsweise Anzeigen, durchkämmt die eigenen Reihen und steht im Gespräch mit der Familie Dichter-Hallwachs, die ebenfalls nach potenziellen Nachfolgern Ausschau hält.

"Wir sind da guten Mutes", zeigt sich Martin Sander zuversichtlich. Nach Angaben des Mitarbeiters der katholischen Organisation haben sich bereits einige Interessenten beim Bund Neudeutschland gemeldet. Am 31. März endet die Bewerbungsphase. Die zukünftigen Herbergseltern wird der Verband dann aber vermutlich noch nicht bekanntgeben können. Spätestens im Herbst soll feststehen, an wen Elisabeth Dichter-Hallwachs und ihr Mann den Burgschlüssel übergeben.

Letztendlich geht es dabei um nichts weniger als die Zukunft der Burg Neuerburg. Schließlich bildet die Jugendherberge die wirtschaftliche Grundlage für den Erhalt des alten Gemäuers, das die Stadt Neuerburg dem Bund Neudeutschland Ende der 1920er Jahre über einen Erbpachtvertrag für 99 Jahre zur Nutzung als Jugendburg überlassen hat.

In den vergangenen Jahrzehnten haben Elisabeth und Reinhard Hallwachs der Jugendburg einen sehr persönlichen Anstrich verliehen. "Alles, was hier auf dem Hof wächst, haben wir gepflanzt", erzählt die 58-Jährige. Deshalb sei es auch nicht leicht, jetzt zu gehen. "Aber wir sind auch ein bisschen erschöpft und abgearbeitet."

Solaranlage spendet bereits seit 20 Jahren Energie



Zusammen mit ihrem 63 Jahre alten Mann Reinhard bewirtschaftet Elisabeth Dichter-Hallwachs die Jugendburg vor allem nach ökologischen Kriterien.

Schon vor 20 Jahren wurde eine Solaranlage installiert, die Regenwasser-Zisterne für die Toilettenspülung gibt es auch schon lange und konsequente Mülltrennung betreiben die Herbergseltern ohnehin ganz selbstverständlich. Auf dem Teller landet überwiegend Essen aus biologisch erzeugten und regionalen Produkten.

Daran soll sich zumindest im Wesentlichen auch in Zukunft nichts ändern: "Es ist schon die Intention, dass wir in diese Richtung weiter aktiv sind", erklärt Martin Sander vom Bund Neudeutschland.

Familie Dichter-Hallwachs hat bereits angekündigt, sich weiterhin ein bisschen ins Geschehen auf der Burg mit einzubringen, wenn ihre Nachfolger das möchten. Denn die beiden besitzen ein Haus in Utscheid und bleiben somit wohl in der Nähe.

Auch seitens der Stadt ist das Interesse an der Zukunft der Burg groß: "Sobald die Entscheidung gefällt ist, werde ich als Stadtbürgermeisterin alles tun, um den neuen Herbergseltern den Einstieg zu erleichtern", verspricht Anna Kling. Schließlich gehörten Burg und Stadt Neuerburg nun mal untrennbar zusammen.

Extra Die Burg Neuerburg wurde 1132 erstmals urkundlich erwähnt. Das heutige Bauwerk stammt überwiegend aus dem 16. Jahrhundert und wird seit 1930 als Jugendburg genutzt. Es zählt 97 Betten und ist mit rund 10 000 Übernachtungen pro Jahr nach Angaben der bisherigen Herbergseltern sehr gut ausgelastet. In der gesamten Stadt Neuerburg wurden 2010 rund 34 000 Übernachtungen erfasst. Die Jugendburg verfügt über drei Ess-, neun Schlaf- und vier Waschräume. Außerdem gibt es beispielsweise eine Kapelle, ein Kaminzimmer und einen Gewölbekeller, der als Partyraum genutzt wird. Auf dem Burggelände befindet sich neben Lagerfeuerplatz, Freilichtbühne und Spielplatz unter anderem auch eine Kletterwand.