Geschichte Erinnerung an dunkle Zeiten

Auw bei Prüm · Am Ortsrand von Auw bei Prüm wurde das sogenannte Campensiskreuz auf dem Radsberg erneuert. Das alte Denkmal war so verfault, dass es ersetzt werden musste.

 Nach altem Vorbild neu geschnitzt. Das Campensiskreuz erinnert nun wieder an die dunklen Tage der Eifel.

Nach altem Vorbild neu geschnitzt. Das Campensiskreuz erinnert nun wieder an die dunklen Tage der Eifel.

Foto: Frank Auffenberg

Das dunkle Mittelalter war eigentlich schon vorbei, da flammten im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation im 30-jährigen Krieg nochmal die düstersten Zeiten auf: Bis Mitte des 17. Jahrhunderts rollte eine Welle von Hexenprozessen durch Europa. Auch in der Eifel wurden Frauen und Männer, aber besonders auffallend auch einige Priester, den Flammen übergeben. In Auw erinnert auf einer Bergkuppe seit den 1960er Jahren das sogenannte Campensiskreuz an einen der Hingerichteten. Mit den Jahrzehnten faulte das Original aber weg, außer morschen Holzresten blieb bis vor kurzem nichts erhalten. Nun haben Ehrenamtler und Ortsgemeinde für Ersatz gesorgt.

„Wanderer und Besucher wurden bisher immer an der Hauptstraße mit einem Hinweisschild auf das Campensiskreuz hingewiesen. Wenn sie dem Weg folgten, kamen sie zwar an diesen Platz, aber außer der steinernen Fassung war hier eigentlich nichts mehr zu sehen“, sagt Ortsbürgermeister Peter Eichten. Nun gebe es endlich wieder eine erkennbare Wegmarke.

Nach der Original-Vorlage hat der Auwer Holzkünstler Heinrich Schneider ein neues Kreuz für den Radsberg geschnitzt. „Das alte Kreuz stammte aus den 1960er Jahren. Mein Vater Christian Hacken hatte es damals zur Verfügung gestellt“, sagt Leo Hacken. Nach dieser Vorlage habe Schneider nun eine Replik geschnitzt. Sie erinnert nun wieder an Michael Campensis. 1627 wurde der Pfarrer auf dem Scheiterhaufen hingerichtet.

„Das Kreuz ist aus Traubeneiche geschnitzt. Die Arbeit dauerte drei bis vier Tage“, sagt Schneider. Damit das Holz nicht wieder sofort verfault, habe er die Oberfläche nun geölt. Unterstützt wurde das Projekt vom Naturpark Nordeifel.

„Die Gemeinde stellt bei uns einen Antrag, das morsche und kaputte Kreuz zu ersetzen. Es passte ganz gut, haben wir doch die Möglichkeit, auch kulturelle und historische Dinge in der Landschaft finanziell zu unterstützen – mit 800 Euro konnten wir gut helfen“, sagt Ulrich Klinkhammer, Mitarbeiter des Naturparks Nordeifel.

Doch warum wurde Campensis denn eigentlich hingerichtet? „Das ist eine schwierige Geschichte“, sagt der Historiker Hans-Josef Schad. Im 17. Jahrhundert sei es in der Eifel – wie in vielen anderen Regionen – immer wieder zu Wellen von Hexenprozessen gekommen.

„Dabei wurden auch Priester nicht verschont. Sehr bekannt ist der Fall des Pastors von Esch, Petrus Hildenbrand. Er wurde im Februar 1630 nach langer Haft und Folter als Zauberer hingerichtet“, sagt Schad. Während bei Hildenbrand der Auslöser für den Prozess aber bekannt sei, der Pastor pflegte das Zölibat nicht. „Er hatte eine Frau und Kinder. Das kam nicht gut an“, sagt Schad. Zwar habe Hildenbrand die Dame verlassen, so konnte ihm deswegen kein Prozess gemacht werden, kurzerhand bezichtigte man ihn aber der Hexerei, folterte ihn und verbrannte den Kleriker wie auch Campensis schließlich auf dem Scheiterhaufen.

„Während bei Hildenbrand einigermaßen klar ist, wie es zum Prozess kam, ist der Grund für Campensis’ Hinrichtung noch immer wage“, sagt Schad. Seit den 1970er Jahren habe er mit seiner Frau Gisela Schad immer wieder Nachforschungen angestellt. Keine leichte Arbeit, fanden sich doch im Pfarrarchiv von Auw keine Hinweise auf den Pfarrer. „Wir konnten später aber Beweise für Campensis Leben und Wirken finden, wie es zum Prozess kam, wann genau er hingerichtet wurde oder was man ihm tatsächlich genaues vorgeworfen hat, ist ungewiss.“

Wahrscheinlich ist, dass Campensis sich in den aufgewühlten Zeiten des 30-jährigen Krieges irgendwie mächtige Feinde machte. „Ob der trierische Kurfürst seine Finger im Spiel hatte oder doch die Jesuiten aus Bad Münstereifel, die hier das Sagen hatten, ist nicht klar.“ Zumindest konnte ein Schriftverkehr zwischen Jesuiten und dem damaligen Generalvikar von Köln einen Hinweis auf die tatsächliche Existenz von Campensis geben. „Wessen Vergehen Campensis beschuldigt wurde, bleibt noch im Dunkeln der Geschichte verborgen“, sagt Schad.

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