Campingplatz: Entscheidung im Irsental

Irrhausen · Ein Unternehmen will den Campingplatz in Irrhausen erheblich vergrößern. Am Wahlsonntag sollen die Bürger deshalb gleich zwei Mal sagen, was sie wollen.

 Hier könnte man mehr draus machen, finden viele in Irrhausen: der Campingplatz am Ortsrand. Andere fürchten, dass es am Ende zu viel werden könnte. TV-Fotos (2): Fritz-Peter Linden

Hier könnte man mehr draus machen, finden viele in Irrhausen: der Campingplatz am Ortsrand. Andere fürchten, dass es am Ende zu viel werden könnte. TV-Fotos (2): Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

In Irrhausen kommt gerade allerhand zusammen: Ortsbürgermeister Norbert Groben musste das Amt aus gesundheitlichen Gründen niederlegen. Zwei Männer bewerben sich um die Nachfolge: Edgar Krings, bisher erster Beigeordneter, und Markus Urfels. Die Straße durchs Dorf ist aufgerissen wegen des Ausbaus der B 410 (der TV berichtete).

Und ein Unternehmen aus den Niederlanden will den Campingplatz im Irsental kaufen, von der Besitzgesellschaft der ehemaligen, inzwischen insolventen Weiland-Gruppe. Aber nicht nur das: Die "Iris Parc" will die Anlage auch ausbauen. Und zwar erheblich: Am Ende könnten im Irsental fast 700 Stellplätze entstehen - statt der bisher etwa 100. Plus Frei- und Hallenschwimmbad auf 2000 Quadratmetern Fläche und weiterer Gastronomie.

Dafür sollen mehr als zehn Millionen Euro ausgegeben und fast 20 Hektar Fläche hinzugekauft werden. Der Park würde über die beiden Hügel am Dorfrand, den Astert und den Buchert, hinauswachsen. Ein ziemlich großes Ding.
Wer wird Bürgermeister - und dürfen die Niederländer ihre Pläne verwirklichen? Beide Fragen werden am Sonntag, 24. September, beantwortet. Denn die Irrhausener sollen dann nicht nur wählen, sondern auch über das Ferienparkprojekt abstimmen, per Befragung.

Ein "urdemokratischer Prozess" eben, sagt Andreas Kruppert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Arzfeld. Er weist aber auch auf das Konfliktpotenzial hin: Die Lage im Naturpark, die Größe - "es gibt Befürworter und klare Gegner".
Zu denen zählen unter anderem jene Irrhausener, in deren Blickfeld der Park wachsen würde. Sie befürchten Belästigungen, durch Lärm oder durch Gestank: Denn für den deutlich vergrößerten Park müsste eine neue Kläranlage gebaut werden. Und dann sind da noch die Jäger - denn es würde ein ordentliches Stück Wald abgezwackt. Und die Verpächter, denen Einnahmen entgehen könnten.

Andererseits, sagt Kruppert, habe er den Eindruck, "dass der Investor es sehr, sehr ernst meint. Die sind sehr professionell unterwegs, das ist aus den Vorgesprächen klar geworden."
Allerdings mussten die Planer ein wenig nacharbeiten: Die Bürger sahen sich anfangs nicht ausreichend informiert. Deshalb lud das Unternehmen zu zwei Versammlungen ein, um sich den Fragen und Sorgen zu stellen. Und man bot den Bürgern eine Fahrt an - zu zwei bestehenden Ferienparks in Luxemburg und Belgien.
Wie stehen die beiden Bürgermeisterkandidaten dazu? Edgar Krings übt Zurückhaltung: "Das ist im Moment natürlich ein Thema - aber wir wollen keine Gräben im Dorf aufreißen." Er warnt auch vor, wie er findet, übertriebenen Erwartungen: Die Gemeinde werde durch den Park "keinen finanziellen Vorteil" haben, sagt der 54-Jährige. Bis man nach dem Ausbau Gewinn mache, werde es dauern. Und so viel bleibe später auch nicht davon in der Gemeindekasse.

Er sei nicht gegen das Vorhaben, sagt Krings. Verstehe aber die Sorgen, die viele der rund 200 Bürger damit hätten: "Es ist die schiere Dimension." Kleiner aber wolle der Investor nicht an das Projekt rangehen.
Markus Urfels steht klar auf der Seite der Befürworter - und gehört auch der Bürgerinitiative an, die sich für das Projekt ausspricht. Es gehe nicht allein darum, was das Dorf davon habe, sagt der 27-Jährige. "Man muss sich auch fragen: Was hat die Region davon - Arbeitsplätze, Infrastruktur, das alles. Ich denke, man muss dem Ganzen eine Chance geben." Denn eine solche Gelegenheit, "die kommt nicht wieder".
Allerdings versteht auch er, dass nicht jeder "Hurra" ruft angesichts der Größe des Projekts. Ganz klar, sagt Urfels: Da treibe manch einen die Sorge um, was passiere, "wenn es nicht mehr läuft".
An einem Punkt aber sind beide Kandidaten absolut einer Meinung: Edgar Krings und Markus Urfels bescheinigen dem Unternehmen, dass es alle Fragen der Bürger beantwortet, umfassend informiert und einen seriösen Eindruck hinterlassen habe.
Der TV wird die beiden Irrhausener Bürgermeisterkandidaten kommende Woche näher vorstellen.KommentarMeinung

 Vorne das Tal, hinten das Dorf: Irrhausen. Der Ferienpark würde über den Hügel am rechten Bildrand hinauswachsen.

Vorne das Tal, hinten das Dorf: Irrhausen. Der Ferienpark würde über den Hügel am rechten Bildrand hinauswachsen.

Foto: (e_pruem )

Zusammenhalten
Es ist wirklich eine schwierige Angelegenheit mit zahlreichen möglichen Verwerfungen: Denn es könnte ja, zum Beispiel, am 24. September so ausgehen, dass die Irrhausener einen Bürgermeister wählen, der für das Campingplatzvorhaben ist. Und dann mit einem "Nein" zum Park klarkommen müsste. Oder einen, der die Sache zurückhaltender sieht - und sie dann an der Backe hat, wenn die Bürger "Ja" zu den Plänen sagen. Das Vorhaben kann eine große Chance sein für das Dorf. Und ein erhebliches Risiko darstellen. Egal, wie die Befragung ausgeht: Das Ergebnis darf Irrhausen nicht entzweien. Das wäre die größte Gefahr. f.linden@volksfreund.de

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