Ehrenamt Drei Euro, die einen Unterschied für Eifeler Ehrenamtler machen

Bitburg · Die Ehrenamtlichen der Betreuungsgruppe Vergissmeinnicht für Bitburg und Irrel sind wütend: Seit jeher haben sie eine kleine Aufwandsentschädigung für ihr Engagement erhalten. Die wurde nun gestrichen.

 Herwig Licht (rechts) und seine Kollegen bei der Arbeit: Einmal im Monat treffen sich die Ehrenamtlichen der Gruppe Vergissmeinnicht, um gemeinsam zu planen, was sie mit den Menschen, die sie betreuen, unternehmen.

Herwig Licht (rechts) und seine Kollegen bei der Arbeit: Einmal im Monat treffen sich die Ehrenamtlichen der Gruppe Vergissmeinnicht, um gemeinsam zu planen, was sie mit den Menschen, die sie betreuen, unternehmen.

Foto: TV/Andrea Weber

Nach und nach trudeln sieben Frauen und zwei Männer im Büro von Doris Schwall im Dachgeschoss der Caritas Westeifel in Bitburg ein. Der Empfang ist herzlich, sie umarmen sich, gratulieren einem „Geburtstagskind“ und fragen nach der Reha, die eine von ihnen hinter sich hat. Es wird durcheinander geredet und gelacht. Die Stimmung unter den Ehrenamtlichen der Betreuungsgruppe Vergissmeinnicht ist gut. Das sah vor ein paar Wochen noch anders aus. Anfang Dezember musste die hauptamtliche Leiterin der Gruppe verkünden, dass der Diözesancaritasverband Trier die pauschale Aufwandsentschädigung von drei Euro pro Stunde ab dem 1. Januar 2018 streiche.

Der Aufschrei war groß. „Wir waren sehr aufgebracht. Wir konnten teilweise nicht schlafen, weil wir uns so aufgeregt haben“, sagt Herwig Licht, einer der Ehrenamtlichen, der sich an den TV gewandt hat. „Es geht nicht um die drei Euro – das sind höchstens 36 Euro im Monat –, aber das war eine Art Wertschätzung, ein Zeichen der Anerkennung, das sie uns jetzt wegnehmen.“

Das sei keine schöne Überraschung so kurz vor Weihnachten gewesen. Deshalb hat Licht im Namen aller Ehrenamtlichen der Betreuungsgruppe Vergissmeinnicht in Bitburg und Irrel einen Brief an den Deutschen Caritasverband in Freiburg und an das rheinland-pfälzische Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demographie in Mainz geschrieben, in dem er sein Unverständnis über die Streichung der Aufwandsentschädigung äußert.

Sie seien ein sehr engagiertes Team, und die Betreuung der Demenzkranken sei für alle eine Herzensangelegenheit, die sie mit viel Herzblut ausübten. Unter diesen Umständen allerdings hätten alle Ehrenamtlichen beschlossen, ihr Engagement aufzukündigen. Eine Antwort hat er bis heute nicht erhalten. Das ärgert ihn. „Überall heißt es, Ehrenamtliche sind so wichtig. Und dann so was!“

Diesen Eindruck wollte Caritasdirektor Winfried Wülferath so nicht stehen lassen. „Wir haben großen Respekt vor dem, was die Ehrenamtlichen leisten“, sagt er. „Diejenigen, die in Betreuungsgruppen Demenzkranke betreuen, schenken den Menschen ein paar schöne Stunden und den Angehörigen Entlastung.“ Anfang Januar traf Wülferath sich mit der Gruppe zu einem Gespräch, in dem er versuchte, den Ehrenamtlichen die Situation zu erklären. Die pauschale Aufwandsentschädigung habe in der Vergangenheit wegen rechtlicher Unsicherheiten zu Nachversteuerungen geführt. Ab sofort würden deshalb nur noch die tatsächlichen Kosten erstattet wie zum Beispiel Fahrtkosten. In allen anderen Ehrenamtsbereichen sei das bereits so geregelt. Nur im Demenzbereich seien den Ehrenamtlichen aus traditionellen Gründen weiterhin drei Euro pro Stunde gezahlt worden.

Diese insgesamt 60 Personen seien jetzt mit den anderen gleichgestellt worden, erklärt Wülferath. „Das ist keine Sparmaßnahme.“ Der Direktor geht sogar davon aus, dass es mit der jetzigen Regelung teurer für die Caritas werde.

Licht hat davon allerdings nichts. Er geht zu Fuß zur Betreuung der Demenzkranken und hat deshalb keine Fahrtkosten. Für ihn und seine Kollegen bleibt es dabei: „Die Streichung ist eine Geringschätzung.“ Aus Protest hat niemand von ihnen am Neujahrsempfang teilgenommen, bei dem einige von ihnen sogar für ihr jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement geehrt werden sollten.

Dennoch haben sie sich nach einem Monat Pause entschieden, weiterzumachen. „Nur den Patienten zuliebe machen wir weiter“, sagt Peter Klauck, ein Kollege von Licht, beim ersten Treffen im neuen Jahr, „und der Hauptamtlichen zuliebe. Die war dadurch in Not.“

Doris Schwall hatte nämlich die unschöne Aufgabe, die Demenzkranken und ihre Angehörigen zu informieren, dass die Betreuung der Gruppe Vergissmeinnicht bis auf Weiteres ausfalle. Die hauptamtliche Leiterin der Gruppe hatte jeden einzelnen Ehrenamtlichen noch einmal angerufen und persönlich gebeten, weiterzumachen. Sie möchte sich grundsätzlich nicht zu dem Konflikt äußern, ist aber sehr froh, dass es am heutigen Freitag, 2. Februar, weitergeht – vor allem wegen der Betroffenen und deren Angehörigen.

Auch Herwig Licht freut sich schon auf die Arbeit mit den Menschen. Denn trotz des Ärgers um die Aufwandsentschädigung liebt er sein Ehrenamt. „Das ist kaum zu glauben, das sind Leute, die nicht mehr viel können, aber wenn man Ball mit ihnen spielt, dann lachen sie und freuen sich“, erzählt er. „Das ist eine schöne Sache.“

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