Chance für die Zukunft

BITBURG. Über Chancen und Möglichkeiten der Landwirtschaft zur Nutzung bestehender Biomasse-Potenziale referierte Professor Dr. Peter Heck auf der Jahreshauptversammlung des Maschinen- und Betriebshilferings Bitburg-Prüm im Hotel Eifelstern.

 Die Biogasanlage in Dockendorf macht vor, wie Energie unweltfreundlich gewonnen werden kann.Foto: Elmar Kanz

Die Biogasanlage in Dockendorf macht vor, wie Energie unweltfreundlich gewonnen werden kann.Foto: Elmar Kanz

Als Leiter des Instituts für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) am Umwelt-Campus Birkenfeld der Fachhochschule Trier kennt Peter Heck die Materie genau. Auf der Jahreshauptversammlung des Maschinen- und Betriebshilferings Bitburg-Prüm im Hotel Eifelstern sprach er zum Thema "Der Landwirt als Energiewirt". Dabei orientierte sich der Umweltprofessor an Fragen wie "Ist die Produktion von Energie aus Biomasse, also der Anbau von Energiepflanzen, für den Landwirt ein zukünftiges wirtschaftliches Geschäftsfeld?" und "Zu welchen Ergebnissen führte die Biomasse-Potenzialstudie in Rheinland Pfalz?"Laut Heck weist die dreijährige Biomasse-Potenzialstudie, die das IfaS im Auftrag des Ministeriums für Umwelt und Forsten erstellt hat, zahlreiche ungenutzte Möglichkeiten in allen rheinland-pfälzischen Regionen auf. Davon werden nach ersten Ergebnissen bisher nur ein bis zwei Prozent genutzt.Neben der Ermittlung von Biomasse-Volumen beschäftigt sich die IfaS-Studie schwerpunktmäßig damit, interessierte Landwirte bei der Umsetzung der meist dezentral anfallenden Bio-Mengen zu beraten und zu unterstützen. "Die Landwirtschaft kann dabei eine zentrale Rolle spielen", erläuterte Heck. Zum einen verfüge sie über hinreichend technische Vor-aussetzungen wie Fahrzeuge, Häcksler oder Lagerflächen für die Aufbereitung der Biomassen. Zum anderen schaffe die alternative Energiegewinnung ein weiteres Standbein für die unter starkem Druck stehende Branche.4,6 Milliarden Euro sparen: Biomasse nutzen

Der Wissenschaftler rechnete vor, dass durch die Nutzung der in Rheinland-Pfalz bestehenden Biomasse-Potenziale jährlich etwa 11,5 Milliarden Liter Heizöl ersetzt werden können. Bei einem Literpreis von 40 Cent wären das rund 4,6 Milliarden Euro.In der Eifel ist die Technologie der Biogasanlagen, die landwirtschaftliche Abfälle zu Strom verarbeiten, bereits weit verbreitet. Heck stellte zudem eine in der Schweiz entwickelte Grasraffinerie vor: Hier wird aus Wiesengras Energie gewonnen. Außerdem stehe ein EU-Projekt zur Untersuchung rheinland-pfälzischer, saarländischer und anderer Standorte in Österreich, Polen und Luxemburg kurz vor der Bewilligung.Bisher sind laut Heck Biogasanlagen vorwiegend auf den Höfen einzelner Landwirte installiert. Daneben gebe es beträchtliche Potenziale für Gemeinschaftsanlagen, die im Optimalfall in der Nähe großer Wärmeabnehmer platziert werden sollten. An solchen Standorten könnten weitere Technologien zur Nutzung regionaler Stoffströme angesiedelt werden. Ein derartiges Bioenergie- und Rohstoffzentrum (BERZ) ist in der Verbandsgemeinde Weilerbach im Landkreis Kaiserslautern geplant. Bestehen soll es aus einem Blockheizkraftwerk auf Altfettbasis, einer Biogasanlage in Kombination mit einer Grasraffinerie und einer Anlage zur Verwertung und energetischen Nutzung von Klärschlamm.Er ist nämlich ebenfalls ein Thema: der Klärschlamm. Für die Landwirtschaft spielt er als Düngemittel und als Dienstleistung für Kommunen eine große Rolle. Derweil könnte noch eine Vielzahl weiterer Bereiche, in denen die Landwirtschaft bereits aktiv ist, für die Energiegewinnung interessant werden. So ist die IfaS dabei, ein Konzept zu entwickeln, mit dessen Hilfe den Kommunen Dienstleistungen zum Flächenausgleich angeboten werden können.Alte Strukturen überwinden

Professor Heck stellte klar, dass es für die nachhaltige Nutzung von Bio-Potenzialen des Willens zur Kommunikation und Beteiligung aller Akteure in der Region bedarf. "Wenn es gelingt, bestehende und zum Teil festgefahrene Strukturen zu überwinden, steht der Steigerung des regionalen Mehrwertes nichts entgegen", erklärte der Wissenschaftler.Die in großer Zahl anwesenden Mitglieder des Maschinenringes waren sich bei der Diskussion später einig: "Die aufgezeigten Möglichkeiten machen Mut in einer Zeit der Stagnation und Resignation". Wie das IfaS inzwischen mitteilt, gibt es bereits drei landwirtschaftliche Betriebe aus dem Raum Bitburg-Prüm, die sich für eine Zusammenarbeit interessieren.Maschinenring-Vorsitzender Werner Petry beklagte die politische Situation und hielt einen kurzen Rückblick auf das vergangene Jahr. Bürgermeister Jürgen Backes unterstrich in seiner Rede die Arbeit des Maschinen- und Betriebshilferinges Bitburg-Prüm.Bei den turnusgemäßen Wahlen wurden wieder- oder neugewählt: Peter Streit, geschäftsführender Vorstand, Wiederwahl, Rudolf Majerus, Kassenprüfer, Wiederwahl, Reinhold Zwicker, erweiterter Vorstand, Wiederwahl, Klaus Kootz, erweiterter Vorstand, Neuwahl - nicht mehr angetreten war Norbert Pauls.

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