Chancen und Gefahren der Fliegerei

Der eine glaubt, dass Fluglärm Feriengäste vergraulen wird. Zwei andere sehen die Möglichkeit, neue Besucher in die Region zu locken. Der TV hat mit Tourismusexperten über die möglichen Auswirkungen des geplanten Bit-Airports gesprochen.

Bitburg. Wird der Fluglärm diejenigen verschrecken, die in der Eifeler Natur nach Ruhe suchen? Oder werden ganz im Gegenteil immer mehr Menschen die Region als Urlaubsziel entdecken? Der TV hat mit drei Tourismus-Fachleuten darüber gesprochen, welche Entwicklung sie erwarten, wenn der Flugplatz Bitburg tatsächlich zu einem Passagierflughafen werden sollte. Ihre Meinungen gehen stark auseinander.

Frank Schaal, Leiter der Tourist-Information Bitburger und Speicherer Land, sieht die Flugplatzpläne "sehr kritisch". Sollten sie Wirklichkeit werden, erwartet er eine "massive Beeinträchtigung" des Eifel-Tourismus. "Die Leute kommen hierher, um Natur zu erleben und sich zu erholen", sagt er. Schaal geht davon aus, dass Fluglärm einen Teil der nordrhein-westfälischen, belgischen und holländischen Stammgäste vergraulen würde. "Was bringt es, wenn ich auf dem Flugplatz 200 neue Arbeitsplätze schaffe und im Tourismus dafür 200 wegbrechen?" Auch für die heimische Wirtschaft befürchtet er Folgen. Die Wertschöpfung durch übernachtenden Tourismus liege im Feriengebiet bei 35 Millionen Euro jährlich. Wenn die Touristen wegblieben, dann hätte dies noch auf andere Betriebe als Hotels Auswirkungen, sagt Schaal - auf Bäcker, Metzger, Dachdecker oder Maler, die für die Hotels arbeiten. "Wenn Bitburg die Touristen nicht hätte, stünde die Hälfte der Geschäfte leer", sagt er. Dass der Flugplatz neue Gäste in die Region locken wird, glaubt Schaal nicht.

Ganz anders sieht all dies Marc Bonny, Tourismus-Experte der Verbandsgemeinde Irrel. "Den Flugplatz kann man als Chance nutzen", sagt er. Obwohl Billigflugtourismus stark auf Städte ausgerichtet sei, sieht er die Möglichkeit, neue Zielgruppen anzusprechen. Er denkt an Tagungsgäste, die man in die Stadthalle Bitburg, das Schloss Niederweis oder das Echternacher Trifolion locken könnte. An Weinliebhaber, die zur Mosel wollen. Oder an Menschen, die wegen des geplanten Zentrums für ganzheitliche Medizin im Schloss Weilerbach (der TV berichtete) in die Eifel kommen. Auch im sogenannten Heimwehtourismus sieht er Chancen: Auswanderer osteuropäischer Herkunft, die von Bitburg aus ihre alte Heimat besuchen. Schwer einzuschätzen ist für ihn, wie sich der Fluglärm auswirken wird. Er glaubt jedoch nicht, dass es deswegen Einbrüche bei den Touristenzahlen geben wird.

Ähnlich sieht dies Heinz-Dieter Quack, Leiter des Europäischen Tourismus Instituts in Trier. Zum einen gebe es in der Eifel ja jetzt schon Fluglärm, zum anderen werde der Lärm am Anfang so extrem nicht sein. Die wichtigere Frage sei, wie es der Region gelingen soll, große Quellmärkte zu erschließen. Denn bei Billigflughäfen sei es in der Regel so, dass 80 Prozent der Passagiere sie als Ausgangs- und nur 20 Prozent sie als Zielort nutzen.

Es komme zudem stark darauf an, mit welcher Stadt in der Umgebung sich der Flugplatz vermarkten will. Sind doch großstädtische Kultur und Shoppingangebote wichtige Argumente. Skeptisch ist Quack bei den anvisierten Zahlen. 2,5 Millionen Fluggäste könne man nur über Wettbewerb nach Bitburg locken. Doch die vielen anderen Flughäfen der Region würden dabei sicherlich nicht tatenlos zusehen. Dennoch: Quacks Ansicht nach überwiegen die möglichen Chancen, die der Bit-Airport bieten würde.

Bit-Airport: Eine luxemburgische Planungsgruppe will den Flugplatz Bitburg in den kommenden 15 Jahren zu einem Werft-, Fracht- und Passagierflughafen ausbauen. Schon in fünf Jahren soll ein Terminal stehen, von dem aus bis zu 2,5 Millionen Passagiere Flüge Richtung Osteuropa antreten können.

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