Chefsessel bleibt unbesetzt

Bitburg · Wichtigstes Thema in der konstituierenden Sitzung des Ortsbeirats Stahl war die Wahl eines Ortsvorstehers. Der sollte aus den eigenen Reihen bestimmt werden, da bei der Kommunalwahl kein Bewerber um den Posten kandidiert hat. Aber auch im Beirat gibt es keinen Interessenten. Stahl hat erstmals keinen Orts-Chef.

Bitburg. Schweigen, gesenkte Köpfe, Stille: Es ist Punkt zwei der Tagesordnung, der bei den Mitgliedern des Stahler Ortsbeirates für solche Reaktionen sorgt. Als der scheidende Ortsvorsteher Rudolf Rüdesheim zur Wahl seines Nachfolgers aufruft, herrscht Stille im Ortsbeirat. Keine Reaktion. Kein Vorschlag. Mangels eines Kandidaten ist es den elf Ratsmitgliedern (siehe Extra) nicht möglich, wie eigentlich geplant einen neuen Ortsvorsteher zuwählen.
"Das ist kein Novum mehr", sagt Bitburgs Bürgermeister Joachim Kandels, der ebenfalls zu der Sitzung gekommen ist. Kandels verweist Röhl, wo es dieses Jahr eine ähnliche Situation gibt. Es konnte kein Ortsbürgermeister gefunden werden (der TV berichtete). In Stahl ist es nun erstmals auch so. Die Wahlurne bleibt leer. Niemand will Ortsvorsteher werden. Bitburgs Bürgermeister ist ins Stahler Dorfgemeinschaftshaus gekommen, um verdiente Mitglieder des Beirates zu ehren und den bisherigen Ortsvorsteher sowie seine beiden Stellvertreter - Matthias Thommes und Otto Widowsky - aus dem ehrenamtlichen Beamtenverhältnis zu entlassen.
Alle drei sind auf eigenen Wunsch ausgeschieden, auch dadurch steht der mit 1065 Einwohnern größte Stadtteil Bitburgs vorerst ohne gewählte Führung da. Weil sich kein Freiwilliger für den Posten des Ortsvorstehers gemeldet hat, wurden auch keine Stellvertreter gewählt. "Ich finde, der neue Ortsvorsteher soll sich seine Mannschaft selbst zusammenstellen", sagt Andreas Gerten (CDU) und bekommt dafür allgemeine Zustimmung.
Kandels will einspringen


"Ich werde die Kommunalaufsicht über die Situation informieren", erklärt daraufhin Kandels. Die Kommunalaufsicht muss nun einen vorläufigen Ortsvorsteher bestellen. Kandels hat sich bereiterklärt, das Amt vorerst zu übernehmen. Der bisherige Amtsinhaber, Rudolf Rüdesheim, wiederum erklärt, dass er "aus persönlichen Gründen" nicht mehr zur Wahl angetreten ist und ergänzt: "Mehr möchte ich dazu nicht sagen."
"Wir müssen nun eine Lösung finden", sagt Gerten im Anschluss an die Sitzung und ergänzt: "Es ist allerdings schwierig. Ich persönlich bin beruflich zu sehr eingespannt." Damit beschreibt er wohl die Situation vieler seiner Kollegen aus dem Ortsbeirat.
Das Einverständnis der Kreisverwaltung vorausgesetzt, wird Kandels die Geschäfte des Ortsvorstehers übernehmen. "Das wird sicherlich keine Dauerlösung werden", sagt Bitburgs Bürgermeister und kündigt weitere Gespräche an, um die Situation zu regeln. Eine Dauerlösung aber wird wohl, dass Kandels Stahler Bürger wird. Der Bürgermeister zieht mit seiner Familie in den Stadtteil um.Extra

Elf Mitglieder zählt der Ortsbeirat des Bitburgs Stadtteils Stahl, die sich wie folgt auf vier Fraktionen verteilen: SPD: Rudi Gillen, Mark Regelski. CDU: Andreas Gerten, Michael Schmitz, Rudolf Rüdesheim, Eric Schlösser. Liste Streit: Manfred Weber, Irene Siebers, Peter Kockelmann. FBL: Rolf Riewer, Tim Ulrich. red

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