Chinesen und die Frau von Barack Obama
Ich hatte Glück. Das wurde mir dieser Tage beim Mittagessen klar. Ich war als Kind an Karneval Biene, Bär, Ente, Clown. Und Negermädchen. Damals, als ich zur Grundschule ging, war das noch politisch korrekt.
Oder es gab diesen Begriff noch nicht, auf alle Fälle erhielt ich beim "Singen" in den Nachbarhäusern genauso viel Schokolade und Bonbons wie die Prinzessinnen und Roboter an meiner Seite.
Jedenfalls nähte meine Mama gern, und ich durfte mir immer ein Kostüm wünschen. Anders als mein Kollege H., der mir in der Kantine von einem traumatischen Kindheits-Erlebnis erzählte: Alle Jungs in seiner Schule waren Cowboys.
Mit roten Fransen an den Jeans und Pistolen, die Krach machten, und aus denen echter Qualm kam, wenn man schoss. Alle Jungs bis auf H. Er leidet noch heute, wenn er das Foto anschaut, auf dem er zwischen all den schießenden Cowboys steht. Weinend. Verkleidet als Chinesen-Junge.
Doch auch Erwachsenen können Karnevalskostüme schweren Schaden zufügen. Sie verraten nämlich eine Menge über die Persönlichkeit. So steht's im Internet.
Spielen Sie mit dem Gedanken, sich als Krankenschwester zu verkleiden? Vergessen Sie's, es sei denn, Sie stehen auf Machos. Denn das signalisiert dem Herrn, dass Sie ihn schön umsorgen, während er sich zurücklehnt.
Dann werden Sie eben Nonne? Vorsicht! So strahlen Sie aus, dass Sie kein Sexualleben haben oder wollen. Wer sich als Tarzan verkleidet, will den Internet-Psychologen zufolge zurück zu einer "animalischen und primitiven Sexualität".
Und wer an den närrischen Tagen als Mann in Frauenkleider zu schlüpfen plant, sollte in sich gehen: Entweder sind Sie ein verkappter Transvestit, oder Sie haben sexuelle Fantasien über Ihre Anziehungskraft gegenüber Männern.
Wenn ich das H. erzähle, wird er Chinese. Ich überlege übrigens, ob ich als Michelle Obama gehen soll. will/jöl