Corona-Hilfe Corona-Carepakete ab Werk: Eifeler Unternehmer schicken Schutzausrüstung zu Ärzten

Prüm/Weinsheim/Pronsfeld/Bitburg · In vielen Eifeler Arztpraxen geht in der Krise die Schutzausrüstung zur Neige – und das schon, bevor die befürchtete große Infektionswelle kommt. Einige große und kleine Unternehmen haben reagiert und helfen den Medizinern aus der akuten Notlage.

 Fehlt wegen Corona an allen Ecken und Enden: Schutzmaske, hier in der einfacheren Variante.

Fehlt wegen Corona an allen Ecken und Enden: Schutzmaske, hier in der einfacheren Variante.

Foto: Fritz-Peter Linden

„Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“: Die Zeilen von Dichter Friedrich Hölderlin (hatte gerade 250. Geburtstag) bewahrheiten sich auch in der Corona-Krise. Und nicht zuletzt in der Eifel.

Denn da wächst die unsichtbare Gefahr weiter: Die große Welle der Infektionen, so befürchten nahezu alle, steht unmittelbar bevor. Und genau jetzt geht vielen niedergelassenen Ärzten bereits die Schutzausrüstung aus – noch bevor die von der Politik versprochenen Lieferungen ankommen.

 Frische Lieferung: Bei Achim Kinnen sind ebenfalls Schutzmasken angekommen. Er gibt sie gleich weiter dorthin, wo sie jetzt gebraucht werden.

Frische Lieferung: Bei Achim Kinnen sind ebenfalls Schutzmasken angekommen. Er gibt sie gleich weiter dorthin, wo sie jetzt gebraucht werden.

Foto: privat

Marco Sifferath, Prümer Allgemeinarzt in gemeinsamer Praxis mit Burkhard Zwerenz, Josef Schier und Markus Weis, setzte deswegen bereits am Samstagmorgen ein Schreiben auf: Darin bittet er Firmen und Organisationen darum, verzichtbare Vorräte, sofern vorhanden, zu spenden. Denn es wäre „ein wichtiger Beitrag dazu, die ambulante Patientenversorgung aufrecht zu erhalten, Krankenhäuser zu entlasten und uns alle und unsere Lieben zu schützen“.

Das Schreiben ging an eine große Adressatenzahl. Und einige haben bereits reagiert: Unter anderem schickten das Weinsheimer Stihl-Werk und die Nachbarn vom Prüm Türenwerk mehrere Kartons mit Ausrüstung. Insgesamt sind es Hunderte Schutzanzüge, Brillen und Masken, darunter auch welche der höchsten Sicherheitsstufe. „Das haben wir gern gemacht“, sagt der Stihl-Werkschef Hartmut Fischer. Als er von der Notlage erfuhr, ließ er sofort prüfen, was gerade entbehrlich sei – immerhin produziert man derzeit in Weinsheim weiter. Aber: kein Thema für Fischer. „Wenn die Ärzte nicht mehr funktionieren, dann haben wir das größere
Problem“, sagt er. Und fände es „toll, wenn da jetzt auch andere mitmachen“.

Machen sie schon: Türenwerk-Chef Stefan Burlage wurde von Qualitätsmanager Björn Baier auf das Thema angesprochen. „Er hat mir am Wochenende eine WhatsApp geschickt – da habe ich gesagt: Sucht alles zusammen, was wir entbehren können und gebt es den Leuten.“

Tobias Wielvers, neben Thomas Ritter Geschäftsführer der Wallersheimer Auto Ritter GbR, erinnerte sich dieser Tage an 30 Schutzanzüge in seinem Haus – er hatte sie vor einiger Zeit im ehemaligen Prümer Mehako-Laden gekauft. „Für die Arbeit oder vielleicht für Karneval“, sagt er. Jetzt liegen sie in der Prümer Praxis. Denn: „Wir brauchen sie nicht so dringend wie die anderen.“

Es gibt noch mehr Spender – aber alle wurden, ausgerechnet, eingespannt von jemandem, der bis Sonntag in Pronsfeld in Quarantäne saß: Achim Kinnen.

Der 42-Jährige erfuhr von einem Freund, dass dieser mit dem Virus angesteckt sei, also gingen alle aus dessen Umfeld in die Haus-Isolation.

 Das erste Hilfspaket aus dem Weinsheimer Stihl-Werk.

Das erste Hilfspaket aus dem Weinsheimer Stihl-Werk.

Foto: Hartmut Fischer

Und von dort aus telefonierte Kinnen wiederum mit Schulfreund Sifferath, um sich beraten zu lassen – ein Telefonat, das als Ursprung der jetzt laufenden Aktion gesehen werden kann.

Kinnen gibt zu: Anfangs habe er die Lage, wie viele andere auch, nicht allzu dramatisch gesehen. Das aber habe sich schlagartig geändert – und dann sei er tätig geworden. Motto: „Wenn hier so die Hütte brennt“, sagt er, „dann müssen jetzt mal ein paar Leute aktiviert werden.“

Sie sind aktiviert, sie haben gehandelt, sie helfen den Ärzten – das Rettende, zumindest für die aktuelle Situation, es wächst herbei, wie Hölderlin gesagt hätte. Und das gilt keinesfalls nur für die Praxis im Fuhrweg: Die Ausrüstung lagere dort zwar im Keller, sagt Marco Sifferath. Aber eben zentral und für alle, die davon etwas brauchen, solange der jetzt bestehende Vorrat reiche.
Seine Nachricht deshalb an alle Kollegen im Prümer Land, die gefährdete oder erkrankte Patienten zu versorgen haben: „Wenn ihr zu kämpfen habt und es an etwas fehlt: Meldet euch bei uns.“ Die Praxis erreicht man unter Telefon 06551/95260.

Bei Achim Kinnen und seiner Pronsfelder Firma ist übrigens am Mittwoch ebenfalls eine Ladung mit Schutzmasken eingetroffen. Er hat sie gleich weitergespendet: Zehn Stück an Christa Ludwig aus Bleialf, die in Ostbelgien als Alten- und Krankenpflegerin arbeitet. Und zehn gingen zu den Ärzten nach Prüm.

Die Bitburg-Prümer Kreisverwaltung hat in diesem Zusammenhang am Dienstag ebenfalls einen Spendenaufruf veröffentlicht: Gebraucht werden Schutzausrüstung und virenwirksame Hand- und Flächendesinfektionsmittel. Die Koordination und Abholung übernimmt der Kreisjugendfeuerwehrverband.

Und offenbar hat auch das Wirkung gezeigt: Die Resonanz sei groß, heißt es bei der Kreisverwaltung am Mittwoch, im gesamten Südkreis hätten sich zahlreiche weitere Spender – Privatleute wie Unternehmen – gemeldet.

Wer solche Artikel entbehren und abgeben kann, soll das per E-Mail mitteilen. Adressat für alle Spender ist Jugend-Feuerwehrwart Jörg Sondag. Seine Anschrift lautet: Joerg-Sondag@kjfv-bit.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort