"Da werden sich meine Nachfolger noch wundern"

MECKEL. Nach 32 Jahren als Ortsbürgermeister von Meckel kandidiert Eugen Kirscht nicht mehr. Der 75-Jährige will künftig mehr Zeit mit seiner Familie - vor allem seinen neun Enkeln - verbringen und sich um Haus und Garten kümmern.

Der Meckeler Eugen Kirscht ist seit 32 Jahren Ortsbürgermeister in seiner Heimatgemeinde - einer der dienstältesten in der Eifel. Dieses Durchhaltevermögen hat in Meckel Tradition: Schon Vorgänger Daniel Theisen hatte 28 Jahre amtiert. Mit Mitte 40 war Eugen Kirscht das jüngste Mitglied im Ortsgemeinderat, als dieser ihm damals zum ersten Mal das Amt übertrug. "Ich hätte nie gedacht, dass ich das so lange machen würde", sagt Kirscht nun am Ende seiner Amtszeit. Bei der Kommunalwahl am kommenden Sonntag, 13. Juni, tritt der 75-Jährige nicht mehr an. "Zum einen", erklärt er, "muss man an die jungen Leute denken. Ich wäre ja nach der nächsten Wahlperiode 80 Jahre alt. Und zum anderen habe ich daheim genug Arbeit - ums Haus und im Garten." Fehlen werde ihm ohne das Amt nichts, sagt Kirscht. "Es ist in den vergangenen Jahren schwerer und stressiger geworden."Kein Posten für "Schreibtischtäter"

Bürgermeister in Meckel zu sein, ist nichts für "Schreibtischtäter". Der Ortschef müsse überall dabei sein, wo etwas passiere, berichtet Kirscht, "dann ist man sicher, dass es richtig gemacht wird." Bei Renovierungsarbeiten sei es an ihm, das Material zu besorgen - ob Wandfarbe oder Sand für den Verputz. Und auch "wenn was auf dem Spielplatz kaputt geht" müsse der Ortsbürgermeister ran, sagt Kirscht: "Da werden sich meine Nachfolger noch wundern." Trotz aller Amtsgeschäfte hat Kirscht Zeit gefunden, selbst etwas für die Bevölkerungsentwicklung in Meckel zu tun: Mit Ehefrau Adelheid hat er sechs Kinder und ist inzwischen neunfacher Großvater. "Ich bin froh, dass er aufhört", sagt Adelheid Kirscht. Die gebürtige Ittelerin ist seit 42 Jahren mit dem Landwirt verheiratet. An einige Tage in Eugen Kirschts Amtszeit erinnern sich beide besonders gern. Einer davon ist der 27. Juni 1989, an dem der damalige Bundespräsident, Richard von Weizsäcker, Meckel besuchte. Das Staatsoberhaupt kam, um die Ehrenpatenschaft für Christoph Richard Zunker, das siebte Kind des Landwirts Johannes Zunker, zu übernehmen. "An diesem Tag war Meckel zu klein", erinnert sich Kirscht, "von weit her sind Besucher angereist." Bei Anblick der Massen soll von Weizsäcker, der in zehn Jahren für insgesamt 4334 Kinder Ehrenpate wurde, gesagt haben: "Ich wusste gar nicht, dass Meckel so viele Bürger hat." Der Sieg der Gemeinde im Bundeswettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" war 1991 ein weiterer Meilenstein für Kirscht, dem die Dorferneuerung stets wichtig war (siehe rechts) . "Berlin war vier Tage lang in Meckeler Hand", beschreibt er die Reise einer 70-köpfigen Delegation in die Bundeshauptstadt, die der Sieg nach sich zog. Die Goldplakette, die die Meckeler dort auf der "Grünen Woche" bekamen, ziert heute einen Gedenkstein am Bürgerhaus. Seinem Nachfolger hinterlässt Eugen Kirscht eine Gemeinde, die sich sehen lassen kann. "Ich wünsche ihm eine glückliche Hand", sagt er.

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