"Da, wo die Muttergottes steht"

OBERLAUCH. Seit 60 Jahren schmückt die schmucke Mariengrotte die Ortsmitte der kleinen Gemeinde Oberlauch. Ursprung für die Errichtung war ein Gelübde der Pfarrei Niederlauch/Oberlauch/Winringen/Dingdorf.

Eigentlich sollten im September 1944 die Bewohner der Ortschaften vor den feindlichen Angriffen ihre Häuser und Dörfer verlassen. Wie viele Westeifel-Orte standen die Menschen vor der Flucht. Auch in Oberlauch stand der "Fluchtwagen" schon zum Transport der Habseligkeiten bereit. Doch es kam anders. Bereits 1935 hatte Magdalena Thielmann den Wunsch geäußert, eine Kapelle in Oberlauch errichten zu lassen. Doch der damalige Pastor Otto Weber stand dem Anliegen nicht positiv gegenüber. Stattdessen organisierte er eine Muttergottes-Statue, die im Mai 1935 in der Ortsmitte aufgestellt wurde. Ein kleiner "Ersatz" für die Kapelle, der fortan für die Dorfbewohner ein wichtiger Anlaufpunkt wurde. Im September 1944 - auf die Westeifel richteten sich bereits heftige Attacken der Kriegsgegner - gelobten die Gläubigen der kleinen Dörfer Dingdorf, Oberlauch, Winringen und Niederlauch, im Falle der Fluchtverhinderung eine Prozession zu initiieren. Bis heute wird in den Septembertagen dieses Versprechen wahr gemacht: Alljährlich ziehen viele Pilger hinauf nach Oberlauch, um zu beten und zu danken. Denn in der Tat blieben die Bewohner von der Flucht verschont. "Wir hatten alle Habseligkeiten auf dem Wagen verstaut, aber wir konnten den Wagen schließlich stehen lassen", erinnern sich Agnes und Nikolaus Kockelmann. Sie und das Ehepaar Margarete und Heinrich Schifferings sorgen seit über 30 Jahren für die Pflege der Anlage. Schließlich gilt es, den Wildwuchs zu beseitigen, frische Blumen bereit zu stellen und die Statue zu reinigen. Alle Dorfbewohner stiften Blumen, einige spenden auch Geld für die Instandhaltung der Mariengrotte. Die Mithilfe vieler Menschen ist im Ort selbstverständlich, jeder identifiziert sich mit der schmucken Stätte. Ein Gemeinschaftssinn, der im vergangenen Jahr mit einer öffentlichen Würdigung der Verdienste für "besonderen Bürgersinn" einen Höhepunkt fand. Und noch ein Mensch aus dem fernen Mannheim meldet sich alljährlich zu Wort: Ein heute 78-jähriger ehemaliger Soldat, der in Ellwerath einquartiert war. Der damals 20-jährige Soldat lebt heute im Altersheim in Mannheim. Er schickt jedes Jahr beste Grüße nach Oberlauch und übersendet eine beträchtliche Geldspende. "Da, wo die Muttergottes steht" - mit dieser Aussage charakterisieren die Menschen den hübschen Standort der grottenähnlichen Anlage in der Dorfmitte. Autofahrer halten an und inne. Fotoapparate klicken. Immer wieder ist dieses Kleinod Anziehungspunkt für Gläubige aus der Umgebung, die dort still beten. So auch in diesem Jahr - sechs Jahrzehnte nach dem Gelübde.

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