Dahlem verliert größten Arbeitgeber

Nach dem Aus für die Glashütte in Oberhausen, der angekündigten Teilschließung des Zementwerks in Sötenich, dem Ende der Firma Hirsch in Dreiborn und des Gummiwerks Diehl in Blankenheim trifft es nun die rund 80 Mitarbeiter der Chemson GmbH in Schmidtheim. Für die Mitarbeiter ist Weihnachten kommenden Jahres Schluss. Dies erfuhren die Mitarbeiter gestern in einer Betriebsversammlung, die in der Gaststätte Krumpen stattfand.

 Hier wird bald nicht mehr gearbeitet. Das Chemson-Werk in Schmidtheim wird im kommenden Jahr geschlossen. Foto: Manfred Hilgers

Hier wird bald nicht mehr gearbeitet. Das Chemson-Werk in Schmidtheim wird im kommenden Jahr geschlossen. Foto: Manfred Hilgers

Dahlem-Schmidtheim. Die Mitarbeiter des kunststoffverarbeitenden Betriebs Chemson ahnten nichts Gutes, als ihnen mitgeteilt wurde, dass sie sich dort nach der Mittagspause zu einer Betriebsversammlung einfinden sollten. Ein Bus brachte auch die Kollegen vom Schwesterbetrieb in Düren nach Schmidtheim.

"Es stand schon mal besser um unseren Betrieb", begann der Geschäftsführer von Chemson Deutschland, Günther Gradnig, ohne Umschweife seine Informationsansprache. Doch bevor er auf den Punkt kam, gab die Vorstandsdirektorin, Roula Millauer, wenig erfreuliche Produktionszahlen bekannt.

Danach habe das Werk vor drei Jahren noch eine Auslastung von 70 Prozent gehabt, dann sei die Produktion auf 50 Prozent gefallen, und die Prognosen ließen für die Zukunft nichts Gutes erhoffen. "2009 werden wir daher die Produktion in Düren und Schmidtheim einstellen", verkündet der österreichische Geschäftsführer Gradnig.

Wortlos nahmen die rund 100 Mitarbeiter der Firmensitze in Düren und Dahlem die Information hin. Da Gradnig weder Wortmeldungen noch eine Diskussion zuließ, verließen die meisten schweigend den Saal. Ein bereitgestelltes Kuchen-Büfett wurde kaum angerührt. "Das ist ja wie beim eigenen Beerdigungskaffee", meinte eine Mitarbeiterin der Firma.

Bei Bürgermeister Reinhold Müller, Kämmerer Helmut Etten und dem allgemeinen Vertreter des Bürgermeisters, Alois Berhorst, schlug die Nachricht ein wie eine Bombe. "Am Samstag habe ich noch mit einigen Mitarbeitern gesprochen. Da war von der drohenden Schließung noch nichts bekannt", äußerte sich der bestürzte Bürgermeister Müller. Alois Berhorst wusste, dass das Unternehmen in Schmidtheim drei Schichten fährt. "Da kann man doch nicht von einer 50-prozentigen Auslastung sprechen", zweifelt er die Angaben an.

Am Morgen hatte Müller noch mit seinem Kaller Amtskollegen Herbert Radermacher über die Schließung des Zementwerks in Sötenich gesprochen. Die beiden waren zu der Überzeugung gelangt, dass es nicht gut sei, wenn kleine Betriebe der Region von Weltkonzernen übernommen werden. Auch Chemson ist ein Weltunternehmen, das sich im Internet als "führender Hersteller von PVC-Additiven für die weiterverarbeitende Industrie" vorstellt.

Dahlem verliert damit seinen größten Arbeitgeber. "Für die Gemeinde ist das nicht gut", war Müllers erste Reaktion. Die Kunststoff-Verarbeitung in der Gemeinde Dahlem wurde 1979 von Hans Willi Käfer ins Leben gerufen. Zusammen mit einem holländischen Geschäftspartner gründete der Wahl-Dahlemer in Frauenkron den Betrieb.

1982 folgte der Umzug nach Schmidtheim in eine größere Halle. Käfer verkaufte bald seine Firma in Schmidtheim und eröffnete in Bitburg auf der Airbase ein neues Unternehmen. Außerdem betreibt er dort eine Sportschule. Vor einigen Jahren geriet das Nachfolgeunternehmen von Käfer in "schwere See" und stand vor der Schließung. Nur durch die Initiative von vier Mitarbeitern, die unter dem Namen "Allstab-Gruppe" eine Firma gründeten, konnte der Betrieb damals gerettet werden. Allstab verkaufte vor einigen Jahren an Chemson, die nun im kommenden Jahr schließen werden.

Ausdrücklich lobte Gradnig die Mitarbeiter für ihre Arbeit und versprach, dass in diesem Jahr keine Kündigungen ausgesprochen werden.

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