Dajeh, datt gitt wiwelich!

Bitburg · "Muselfränkisch iewer all Grenzen" heißt es beim Mundarttag in Bitburg. Zuvor haben uns die Mundartexperten ihre Lieblingswörter in Platt verraten.

Dajeh, datt gitt wiwelich!
Foto: (e_eifel )

Bitburg Für die einen ist es Kauderwelsch, für die anderen schlicht und ergreifend unverständlich und für diejenigen, die es sprechen, viel, viel mehr. Es bedeutet Heimat, Zugehörigkeit und Wärme. So sieht es jedenfalls Werner Pies, Ehrenvorsitzender der Bitburger Kulturgemeinschaft, der für Samstag, 22. April, ein Fest fürs Moselfränkische organisiert hat. Der Erhalt des Platts liege ihm am Herzen, so Pies.
Ebenso wie seinen vielen Gästen aus Deutschland, Belgien, Luxemburg und Frankreich. Warum? Vielleicht auch deshalb, weil es im Platt so "sching Werder" (schöne Wörter) gibt, was TV-Redakteur Fritz-Peter Linden - der sich übrigens am Samstag auch in Bitburg die Ehre gibt - samstäglich in einer Kolumne zelebriert. Sein Lieblingswort? "Jehöschnis" - weil es etwas so Schönes ausdrückt. Geborgenheit, Schutz, Wärme, Vertrauen." Noch was, Herr Linden? Na klar, und zwar was ganz Kleines. Etwas, "das der Eifeler je nach Bedarf mit vielen Bedeutungen ausstatten kann". Gut, das können Eifeler mit vielen Worten. Diesmal ist es aber "Dajöh". Linden führt aus: "Ein begeistertes ,Dajöh' oder ,Dajeh' drückt frohe Zustimmung aus, kann anfeuern, Dinge in Gang setzen. In Begleitung leisen Lachens bekommt es einen ironischen Unterton, mit dem man einen zweifelhaften Vorgang kommentiert." Der Stadtkyller kennt natürlich noch tausend andere Varianten. Hier nur eine davon: "Dajöh" im Sinne von "ist wohl nicht zu ändern". Und Linden weiß: "In dieser stillen Schicksalsergebenheit ist der Eifeler ganz bei sich."

Ja, ja, Herr Linden, "maweäsch daat" ("na sicher doch"). "Maweäsch" ist übrigens das Lieblingswort des Trierer Mundart-Liedermachers Achim Weinzen. Warum? "Es wurde früher in meiner Kindheit zur Bekräftigung der Zustimmung von sowieso schon rechthaberischen und unbelehrbaren Menschen eingesetzt und oft mit einem Augenzwinkern, wenn Widerspruch eh keinen Zweck gehabt hätte, aber auch zur Streitschlichtung wurde es oft gebraucht." Mit dieser Floskel sei manches Gespräch zum Positiven beendet worden, und jeder habe gewusst, dass es danach nichts mehr zu sagen gibt oder gesagt werden sollte. Aha, trifft also nicht auf Herrn Linden zu. Oder doch? Datt kann dän Weinzen lo mit däm Linden lo am Saamsdisch en Bebursch klären ...

Vielleicht beim Dippelappes mat Apelschmeer vom Gasthaus Herrig? Wenn Mundartdichterin Rosi Nieder (Herforst) das hört, fällt ihr gewiss ihr Lieblingswort ein: "Noupen". Nieder weiß: "Es beschreibt eine Art von Gelüsten. Die kann man haben auf ein bestimmtes Essen oder auf Süßigkeiten, aber meistens denken die Menschen dabei an sexuelle Gelüste. Das Wort beschreibt nicht die Liebe und auch nicht die Sexualität, es ist nur... diese gewisse Anziehungskraft des anderen Geschlechtes, Lust an diesem bestimmten Gefühl." Das Wort scheint übrigens fast jeder zu kennen.
Als Nieder ihr erstes Mundart-Büchlein herausbrachte mit dem Titel "Opa, wat seyn Noupen?", habe sie sehr viele heitere Rückmeldungen von Lesern mit Aussprüchen über diese "Noupen" bekommen, berichtet Rosi Nieder. "Meistens in dem Zusammenhang, dass ältere Leute durchaus noch Noupen haben und darüber so manche markigen Bemerkungen gemacht werden", erklärt Rosi Nieder weiter und dankt der Autorin dieser Zeilen schon herzlich "für einen schönen Vorbericht zu der Veranstaltung", ... die übrigens auch schön zu werden verspricht.

Auf jeden Fall sind jede Menge Leute dabei, die was von Platt verstehen. Daher wird es auf jeden Fall "wiwelich" - was wiederum das Lieblingswort von Mundart-Autor Josef Peil aus Mastershausen im Hunsrück ist. Die Erklärung des Profis: "Das Wort rührt von dem mittelhochdeutschen wibelen = wimmeln her, ist also sehr alt."
Jung dagegen sei das, was es bezeichnet, ein lebhaftes, neugieriges Kind, das ständig in Bewegung sei und seiner Umgebung Freude mache, wiewohl diese Freude zuweilen auch mit Anstrengung verbunden sein könne.
So wie das "allerliebste Enkelchen" der Peils. Es habe gerade seinen ersten Geburtstag gefeiert und sei "herzerfrischend wiwelich". Also ein echtes "Wiwelmäisje", wie eigentlich ein lebhaftes Tierchen genannt wird, das ständig in Bewegung ist und die Augen erfreut: der Schmetterling. Ob Peils "Wiwelmäisje" am Samstag in Bitburg mit dabei sein wird? Wer weiß? "Wiwelich" und ein "Jehöschnis" wird es sicher. Dajöh!Extra: EIN FEST FÜR DIE MUNDART

Dajeh, datt gitt wiwelich!
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"Muselfränkisch iewer all Grenzen" lautet der Titel der Mundart-Veranstaltung der Kulturgemeinschaft Bitburg am Samstag, 22. April, im Haus Beda. Werner Pies, Ehrenvorsitzender der Bitburger Kulturgemeinschaft, hat das Festival organisiert. Das Programm: ab 11 Uhr Begrüßung; Buchpräsentation "Daheem" mit Monsignore Prof. Dr. Heinz, musikalische Umrahmung: Sylvia Nels und Hans Binsfeld; ab 13 Uhr Rendezvous der Mundartdichter, geplante Teilnehmer: Katharina Pawelke (Dreis), Wilma Herzog (Gerolstein), Rosi Nieder (Herforst), Irmgard Diwersy (Bachem/Merzig), Rüdiger Schausen (Daleiden), Josef Peil (Mastershausen/ Hunsrück), Philipp und Albert Conter (Arlon-Arel/Belgien), Elfriede Trierweiler (Messerich), Georges Calteux, (Echternach/ Luxemburg), musikalische Umrahmung: Theo Nieder; ab 15 Uhr: moselfränkische Musik über alle Grenzen mit: ManniJo: Jo Nousse (Frankreich), Manfred Pohlmann (Koblenz), Patrick Riollet (Frankreich), Joël Baschera (Luxemburg), Achim Weinzen (Trier); ab 17 Uhr "Moselfränkisch macht Spaß - So ticken die Eifeler", die Autoren lesen aus ihren Werken: Yvonne Treis (Paris), "Ein Kaffee zum Mitholen, bitte!"(Moselfränkisch lieben und verstehen lernen) und "Majusebetter!" (Noch mehr Moselfränkisch zum Mitholen) und Fritz-Peter Linden (Prüm) "Et jit net jerannt" (Eifel-Einsichten, drei Bände). Dazu ab 12 Uhr "Hett ass Kniedelsdaach": Eifeler Köstlichkeiten, dargeboten von Thomas Herrig und den "Europa-Miniköchen Eifel". 10 bis 20 Uhr: Regionalia-Börse: Bücher, Ansichtskarten, Schallplatten, CDs, DVDs. ab 14 Uhr: Kaffee und Eifeler Kuchen. Der Eintritt ist frei.

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