Damit aus Abwasser eine saubere Sache wird

Viele Menschen in der Eifel leben so weit weg von ihren Nachbarn, dass sie nicht an den Kanal angeschlossen werden, sondern eine eigene kleine Kläranlage bauen müssen. Aber welche ist die richtige? Eine Frau aus Speicher hat vor zwei Jahren eine Anlage gebaut - und schreibt ihre Erfahrungen in einem Buch auf.

 Biologin Jutta Mertin warten die Kleinkläranlage im Garten der Familie Tillmann-Steinbuß. TV-Foto: Sarah-Lena Gombert

Biologin Jutta Mertin warten die Kleinkläranlage im Garten der Familie Tillmann-Steinbuß. TV-Foto: Sarah-Lena Gombert

Speicher. Dreckiges Wasser aus der Küche oder dem Badezimmer fließt in den Abfluss, und dann? Bei den meisten Haushalten gelangt das Abwasser in die Kanalisation und zu einer Kläranlage. Doch gerade im ländlichen Raum sind nicht alle Häuser an solch einen Kanal angeschlossen. In der Eifel stehen nach Information des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums landesweit betrachtet noch die meisten Häuser ohne modernes Abwassersystem (siehe Extra).
Bis vor wenigen Jahren hatte auch Agnes Tillmann-Steinbuß, die beim abgelegenen Speicherer Bahnhof lebt, keine moderne Anlage. Dann kam Post von der Verwaltung: Eine Kleinstkläranlage, die den aktuellen Gesetzen entspricht, musste her.
"Zuerst war ich völlig überfordert", sagt Agnes Tillmann-Steinbuß. Sie habe bei mehreren Anbietern von Kleinkläranlagen angerufen. Nirgends seien ihre Fragen umfassend beantwortet worden. Schließlich stieß sie per Internetrecherche auf die Diplombiologin Jutta Mertin aus dem Saarland. Mertin ist eine Biologin, die sich auf den Bau und die Wartung von Kleinkläranlagen spezialisiert hat. Sie arbeitet unabhängig und kooperiert mit mehreren Anbietern von Kläranlagen. Die Biologin schaut sich die Situation vor Ort an und hilft ihren Kunden dabei, die richtige Anlage auszusuchen. "Frau Mertin hat mir wesentlich geholfen", sagt Agnes Tillmann-Steinbuß. Mertin sei auch die Erste gewesen, die in ihre alte Anlage hineingeklettert sei, um zu überprüfen, ob man diese sanieren kann, oder ob ein Neubau notwendig ist. "Das hat mich sehr beeindruckt", sagt die Eifelerin.
"Die Auswahl an Kleinkläranlagen ist wirklich groß. Es gibt zum Beispiel technische Anlagen und Pflanzenkläranlagen", erklärt Jutta Mertin. Es gibt Modelle, die hochtechnisiert sind und besonders sauberes Wasser produzieren. Dafür können diese Modelle aber auch enorm wartungsintensiv sein. Andere Modelle sind einfacher zu handhaben, liefern dann aber vielleicht nicht das gleiche Ergebnis.
Doch die betroffenen Bürger sind nicht überall angehalten, sich selbst ein passendes Modell zu suchen. Nach Information der Werke in der Verbandsgemeinde Bitburg-Land gibt es dort eine einheitliche Lösung. Ein Anbieter von Kleinstkläranlagen habe die entsprechende Ausschreibung gewonnen, weil er den günstigsten Preis angeboten habe. In der Verbandsgemeinde Neuerburg steht noch nicht fest, ob die betroffenen Bürger sich ihre dezentrale Anlage selbst aussuchen können. Es könnte auch sein, dass die Verbandsgemeindewerke sich um die Anlagen kümmern und einen einheitlichen Typ auswählen.
Agnes Tillmann-Steinbuß ist mit ihrem System bis jetzt zufrieden. Sie hat dafür etwas mehr als 14 000 Euro ausgegeben, darin enthalten sind aber auch Kosten für neuen Boden im Garten. Jutta Mertin geht davon aus, dass günstigere Modelle ab 8000 Euro zu haben sind. Bei dem Bau von Kläranlagen ist Tillmann-Steinbuß vor allem eines wichtig: Alltagspraxis. Eben auch deshalb, weil die Anlagen mit hohen Kosten und hohem Aufwand verbunden sind. Darum ist sie dabei, ihre Erfahrungen zu Papier zu bringen: als Buch. "Ich möchte damit den Menschen Mut machen", sagt sie.
Weitere Informationen zu dem Buch von Agnes Tillmann-Steinbuß unter
www.tist.de
Extra

Nach Information des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums sind dezentrale Anlagen, also kleine Kläranlagen, im ländlichen Raum oft eine gute Alternative zum Anschluss an zentrale Kläranlagen. In der Verbandsgemeinde Neuerburg gibt es noch 1105 Einwohner ohne modernen Anschluss, in der Verbandsgemeinde Bitburg-Land sind es 346 Einwohner. In der Verbandsgemeinde Prüm sind 260 Einwohner betroffen, in der VG Arzfeld 250 Einwohner. slg

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