Damit das Geld im Lande bleibt

SPANGDAHLEM. Nun ist es amtlich: Spangdahlem besaß bereits 1757 ein Marktrecht. Herausgefunden hat das der Hobbyhistoriker Günther Klassen aus Spangdahlem. Am 30. April soll deshalb auch gefeiert werden.

 Ein Schriftstück bringt es ans Licht: Klaus Rodens, Ortsbürgermeister von Spangdahlem (von rechts), sowie Günther und Rosmarie Klassen betrachten die Urkunde, die besagt, dass Spangdahlem schon 1757 ein Marktrecht besaß. Foto: Lydia Vasliou

Ein Schriftstück bringt es ans Licht: Klaus Rodens, Ortsbürgermeister von Spangdahlem (von rechts), sowie Günther und Rosmarie Klassen betrachten die Urkunde, die besagt, dass Spangdahlem schon 1757 ein Marktrecht besaß. Foto: Lydia Vasliou

Seit 50 Jahren sammelt Günther Klassen alles, was ihm über Spangdahlem in die Hände fällt. Und nicht nur das: Er recherchiert auch in Archiven - vor allem, um eine Chronik über seinen Heimatort verfassen zu können. Dabei entdeckte der ehemalige Berufsschullehrer und Bauingenieur im Bistumsarchiv Trier zufällig eine Urkunde aus dem Jahre 1757, die er fotografieren durfte und zu Hause mit Hilfe des Computers vergrößerte und auf elefantenhautähnlichem Papier ausdruckte. Darin steht: "Karl Franz Ludwig Freyherr von Boos zu Waldeck und Montfort, der Erz- und Hohen Dom-Kirchen zu Trier Dechant, Khurfürstlicher Trierischer Geheimer Rath, Regierungs-Präsident, auch Stadthalter zu Trier, Herr zu Gilzem, Hamm, Thiesburg, Kordel, Rhamstein, Amts-Herr zu Kilburg", räumt im Februar 1757 dem Ort Spang das Marktrecht ein. Und zwar erlaubt er, "zwey Jahr-Märcke zu Spang im Amt Kylburg anzulegen". Der erste "Vieh- und Krämery-Waren-Marck" soll "am letzteren des Monats April… bey der St. Niclas Capel" auf der Wiese unterhalb der Kapelle stattfinden. Der zweite Markt eines jeden Jahres wurde in der Urkunde auf den 16. September festgelegt. Weniger Kosten für Marktleute

Der Markt hatte wirtschaftliche und politische Bedeutung. "Man richtete neue Märkte in kurtrierischen Orten an der Grenze zum Herzogtum Luxemburg ein, um Käufer und Verkäufer dorthin zu locken und sie davon abzuhalten, zu den Märkten ins Luxemburgische zu ziehen", erklärt Professor Andreas Heinz aus Auw an der Kyll, der in historischen Fragen vielen Hobbyhistorikern mit großem Fachwissen zur Seite steht. In der Urkunde heißt es, dass Käufer und Händler durch diesen Markt in Spang mit weniger Kosten zu rechnen hätten "ohne weiter und in das Luxemburgierische reisen zu müssen". "Das ist der Hintergrund für die Einrichtung eines neuen Marktes an einem Frühjahrs- und Herbsttermin am Nikolausberg von Spang-dahlem", sagt Professor Heinz. Denn die Orte Spang und Dahlem gehörten zum Kurfürstentum Trier. Heinz: "Dagegen lag Gransdorf, der damalige Pfarrort für Spang und Dahlem und den Nikolausberg, schon jenseits der kurtrierischen-luxemburgischen Landesgrenze im Herzogtum Luxemburg." Als Mitglied des Trierer Domkapitels und enger Mitarbeiter des Erzbischofs und Kurfürsten Johann Philipp von Walderdorf lag dem Trierer Domdechanten von Boos, der das Marktrecht aussprach, nichts näher, als das Geld im Lande zu behalten. Der Markt in Spang lag somit in Konkurrenz mit dem Markt im Luxemburgischen Neuerburg, der immer am 1. Mai stattfand. Die These deckt sich ebenso beim Termin des Marktes am 16. September, "weilen unterm 17ten selbigen Monats Septembris auf dem Lambertsberg ein Jahr-Marck zu seyn pfleget". Lambertsberg habe damals auf Luxemburgischem Territorium gelegen, sagt Heinz. Das Auftauchen der Urkunde freut auch den Spangdahlemer Ortsbürgermeister Klaus Rodens. "Was erst Vermutung war, ist jetzt bestätigt. Es ist ganz toll, dass sich jemand wie Günther Klassen so einer Sache annimmt." Um an diesen Markt vor 250 Jahren gebührend zu erinnern, starten nun die Vorbereitungen zu einer Feier nach dem Vorbild damaliger Zeit. Sie soll genau auf den Tag des ersten Markts fallen, nämlich den 30. April. Ob das jährliche Maifest, das immer zum gleichen Zeitpunkt gefeiert wird, mit dem Marktrecht in Zusammenhang steht, ist nicht geklärt. "Unser erster Gedanke war, einen historischen Markt zu organisieren, sagt Günther Klassen, "aber dafür ist es leider zu spät." Vorgesehen seien daher Rollenspiele mit Personen in historischen Kleidern des Klerus, der Obrigkeit oder der einfachen Stände sowie ein Rückblick auf wichtige Ereignisse der damaligen Zeit. Die Vereine des Orts haben ihre Unterstützung bereits zugesagt.

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