Damit der Adler auch morgen noch fliegt

Bitburg · Viel Zeit bleibt nicht. Die Abrissarbeiten am Postplatz sind in vollem Gange. In zwei Wochen gräbt sich der Bagger auch in den Gebäudeteil an der Poststraße, den ein Mosaik mit dem Bundesadler ziert. Etliche Bürger würden es als Schande empfinden, wenn das Mosaik zerstört würde. Sie fordern, dass die Stadt es retten soll.

 Ein Teil des Dachs vom Postgebäude an der Ecke Borenweg in Bitburg ist bereits abgerissen. Nun bleibt nicht mehr viel Zeit, um die Mosaik-Frage zu entscheiden.TV-Foto: Dagmar Schommer

Ein Teil des Dachs vom Postgebäude an der Ecke Borenweg in Bitburg ist bereits abgerissen. Nun bleibt nicht mehr viel Zeit, um die Mosaik-Frage zu entscheiden.TV-Foto: Dagmar Schommer

Bitburg. Es ist ein vertrauter Anblick - ein Anblick, der bald Geschichte sein könnte: das Mosaik mit dem Bundesadler am Postgebäude. Die Sorge vieler Bürger, die auf der Internetplattform Facebook sowie in Mails an die TV-Redaktion und der Volksfreund-Homepage mobilmachen: Mit dem Abriss der Post verschwindet auch das Mosaik auf Nimmerwiedersehen.
Bauherr würde Bild hergeben


Die Trierer Wohnungsbaugesellschaft GBT hätte nichts dagegen, wenn die Stadt den Adler retten wollte. "Weg ist weg. Wir brauchen das Mosaik nicht", sagt GBT-Vorstand Stefan Ahrling und ergänzt: "Etwa 14 Tage bleiben noch, dann geht es da zu wie auf einem Schl achtfeld." Heißt: Soll der Adler gerettet werden, muss in spätestens zwei Wochen klar sein, wie und von wem.
Erfahrung im Sichern von Mosaiken, wenn auch in der Regel um einige Hundert Jahre älteren, hat das Trierer Landesmuseum, das derzeit ebenfalls am Postplatz im Einsatz ist und nach Spuren aus der römischen und mittelalterlichen Stadtgeschichte sucht.
Grabungstechniker Marcus Thiel sagt: "Ich finde das schön, wenn die Bürger sich für so ein Mosaik interessieren." Wollte man den aus Fliesen in den 1950er Jahren konstruierten Bundesadler tatsächlich retten, rät Thiel dazu, erst mal eine Probe von Putz und Gestein zu nehmen: "Um das Vorgehen zu planen, muss man wissen, womit man es zu tun hat." Im günstigsten Fall sei die Beschaffenheit so, dass sich der Bundesadler an einem Stück rausschneiden lässt. "Wenn die Steinchen einzeln abgehauen, nummeriert und sortiert und später wieder zusammengefügt werden müssen, wird es aufwendiger", sagt Thiel.
Aber selbst, wenn die denkbar einfachste Bergung des Mosaiks möglich ist, gibt es den Spaß nicht umsonst. "Man bräuchte ein Gerüst, das Mosaik müsste gesichert werden, eventuell von einem Kran gesichert und zum Abtransport auf einen LKW gehievt werden", erklärt Thiel, der, wenn es denn drauf ankäme, auch bereit wäre, die Stadt zu beraten.
Grob überschlagen schätzt Grabungstechniker Thiel, dass die Bergung des Mosaiks je nach Aufwand zwischen 5000 und 10 000 Euro kosten würde. Ein Nachbau würde nach Kalkulation der Stadtverwaltung rund 10 000 Euro kosten.
Spontane Unterstützung bietet die Volksbank Bitburg an. Vorstand Andreas Theis sagt: "Ich finde das Engagement für den Adler gut. Wenn das als Kunstwerk wertvoll ist und an exponierter Stelle wieder aufgebaut und das gemeinschaftlich angegangen wird, kann ich mir eine Beteiligung an den Kosten durchaus vorstellen."
Relikt aus den 1950er Jahren


Fest steht: Das Thema scheint die Bürger zu bewegen. "Ich habe selten einen solchen Rücklauf auf eine Nachricht bekommen, wie zu jener mit dem Bundesadler", sagt Stadtratsmitglied Stephan Garçon, der ein Foto mit dem Mosaik samt Nachricht über den nahenden Abriss auf seine Facebook-Seite gestellt hat und inzwischen viele Reaktionen darauf erhalten hat. Ähnlich ist die Resonanz, die die TV-Redaktion erreicht hat. Die meisten Bürger fordern dort, dass der Bundesadler erhalten werden soll, ähnlich wie die Zuschriften, die die TV-Redaktion erreicht haben (siehe Extra). Ob es dazu kommt, werden die nächsten Tage zeigen. Denn bald ist das Mosaik, das in den 1950er Jahren beim Bau des Postgebäudes entstanden ist, sonst Geschichte.
Wenn Sie bereit wären, Geld für die Rettung des Mosaiks zu spenden oder sich sonst in irgendeiner Form für den Erhalt engagieren möchten:
Mailen Sie an l.ross@volksfreund.de (Name und Wohnort nicht vergessen).
Unter www.volksfreund.de/extra können Sie online abstimmen, ob der Adler gerettet werden soll oder nicht.



Kommentar

PRO
Harald Jansen
Nicht so einfach
Kobenturm, alte Molkerei oder die Häuser am Annenhof. In Bitburg musste jahrzehntelang alte Bausubstanz dem Fortschritt weichen. Ohne Rücksicht auf Verluste. Nur schnell weg mit dem alten Gemäuer auf die Deponie! Mit der Sanierung der Häuser im Graben oder der Besinnung aufs römische Erbe schien diese Phase der Stadtentwicklung mit der Abrissbirne endlich überwunden zu sein. Nun soll der Bundesadler am Postgebäude zerstört werden, weil die Bergung dieses Zeitdokuments zu aufwendig oder teuer ist? Oder liegt es daran, dass nur das als erhaltenswert gilt, was mindestens 100 Jahre ist? Kurzsichtiger geht es wohl nicht mehr. Wer so denkt und handelt, macht es sich zu einfach. Wer so denkt, macht Bitburg noch ein Stück uniformer und verwechselbarer. Das kann nicht Ziel städtischer Politik sein.
h.jansen@volksfreund.de KONTRA
Damian Schwickerath
Lasst's gut sein!
Haben die eigentlich keine anderen Sorgen? Diese Frage fiel mir ein, als ich von der plötzlichen Liebe einiger Bitburger zu diesem hässlichen bunten Geiertier an der Post hörte. Das sei doch der Bundesadler, der deutsche Wappenvogel, und Kunst am Bau sei das auch. So etwas könne man doch nicht einfach zu Bauschutt schreddern! Ja, warum denn nicht? Wenn das große Kunst ist, die für die Ewigkeit erhalten werden muss, nenne ich meine Kinder ab sofort allesamt Picasso. Sollen im Ernst Tausende Euro ausgegeben werden, um dieses Mosaik irgendwie aus der Wand zu schneiden und es dann wieder in eine Mauer des neuen Gebäudes einzusetzen? Wahlweise könnte man es doch auch entsprechend herrichten und einen Platz damit schmücken oder es ins Museum stellen. Das alles kann eigentlich niemand ernst meinen, der ernst genommen werden will.
d.schwickerath@volksfreund.de
Bürger diskutieren das Thema

 Das ist das Mosaik mit dem Bundesadler am Postgebäude in Bitburg. TV-Foto: Lars Ross

Das ist das Mosaik mit dem Bundesadler am Postgebäude in Bitburg. TV-Foto: Lars Ross

Katharina Thelen, Bitburg: "Mein Vorschlag wäre, die Mosaiksteine zu verkaufen. Etwa in Zehn-Kilogramm-Gebinden."

Markus Petry, Bitburg: "Besorgt beobachte ich seit Jahren, wie in Bitburg erhaltenswerte Gebäude abgerissen werden. Es ist schade, dass die Stadt es nicht für nötig hält, das Mosaik zu retten. Nun liegt es an den Bürgern."

Thomas Kreuz, Bitburg: "Es wäre eine Schande, wenn der Bundesadler abgerissen wird. Einen neuen Bundesadler anfertigen zu lassen, halte ich für Quatsch."

Dieter Drees, Bitburg: "Der Bundesadler hatte Bezug zur Funktion des Gebäudes, in dem einst die Bundespost war. Da man in Bitburg sowieso keinen Sinn für historische Gebäude und Einbauten hat, ist die Rettung des Mosaiks Geldverschwendung."

Marcus Zimmer, Bitburg: "Den Bundesadler müsste man wirklich retten. Aber so geht's halt in Bitburg! Warum denn etwas Kultur erhalten, abreißen und zerstören ist viel einfacher. Schade!"

Ray Nottinger, Bitburg: "Letztendlich ist das doch ein Kunstwerk. Es wäre eine Schande, wenn so was weggebaggert wird."

Josef Peter Heuzeroth, Bitburg: "Ausgeschnitten, ein wenig restauriert und dann auf dem künftigen Vorplatz inmitten der Außengastronomie als Kunst am Bau aufgestellt: Das könnte ich mir sehr, sehr schön vorstellen."

Was ist Ihre Meinung? Mailen Sie uns an eifel-echo@volksfreund.de

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