Damit Holz und Rubel rollen

SCHLEID. "Holzmobilisierung" ist das Schlagwort des Projekts "Eifel Wald und Holz aktiv": Wie das in der Praxis aussehen soll, haben etwa 60 Privatwaldbesitzer in Schleid erfahren. Dort geht das Modellprojekt in seine Testphase.

Etwa 200 Meter ist die Blechkolonne lang. Rechts und links der Autos stehen mit herabhängenden Ästen und schütterer Krone die Objekte der Begierde: Bäume. Rund 60 Waldbesitzer sind einer Einladung nach Schleid gefolgt, wo die "Teststrecke" des Modellprojekts "Eifel Wald und Holz aktiv" ist - ein Gemeinschaftsprojekt des Waldbauvereins Bitburg, der Landesforsten Rheinland-Pfalz und dem Holzabsatzfonds. Die Erfahrungen, die in Schleid gewonnen werden, sollen statistisch ausgewertet und für Folgeprojekte genutzt werden. Ziel ist, die in Privatwäldern schlummernden Holzreserven für die regionale Holzindustrie nutzbar zu machen. Derzeit kann das Land den Bedarf nicht decken. Bei den kleinen Holzmengen, die Privatleute liefern können, waren Verträge mit der Industrie bislang undenkbar. Das soll sich durch eine Zwischenschaltung der Forstämter nun ändern. "Allein im Einzugsgebiet des Forstamts Bitburg gibt es etwa 11 000 kleine Privatwälder", erläutert Forstamtsleiter Stefan Wigand. Sie werden oft nicht oder kaum genutzt, weil es nicht rentabel wäre, die Besitzer keine Zeit haben oder weit weg wohnen. Auf dem bemoosten Waldboden glänzen Spinnweben, wenn Sonnenlicht sie streift. Es riecht würzig nach Harz. Der Greifarm der Erntemaschine umfasst den Stamm einer Fichte. In die größtenteils männliche Zuschauermenge kommt Bewegung, denn jeder will den Moment erleben, wenn der Baumstamm wie ein Streichholz abknickt. Wenige Sekunden später balanciert der Harvester den Baum in die Waagerechte, saugt ihn mit zwei Rädern ein und schält ihn wie Spargel. Vollernter, Rückezug und die Lastwagen, die das Holz aus dem Wald bringen, gehören einer heimischen Firma. Sie wird vom Forstamt mit der Holzernte in Privatwäldern betraut. Die Demonstration im Schleider Wald gibt den Waldeigentümern die Gelegenheit, mit den Projektbetreuern über die Praxis zu sprechen: über Reisigmatten auf Rückegassen, Brutmaterial für Borkenkäfer oder die Preise für durch Rotwild geschädigtes Holz.Genügend Holz in guter Qualität für die Industrie

"Wir haben Schleid ausgewählt, weil es hier viel Privatwald gibt, der über Wege gut erschlossen ist", sagt Betreuungsförster Martin Lotze. Neben Wegen zum Abtransport der gefällten Bäume mit großen LKW werden Gassen benötigt, die in die Bestände hinein führen. Teilnehmender unterzeichnen eine Vollmacht. Sie berechtigt das Forstamt, die Wälder zu einem beliebigen Zeitpunkt maschinell durchforsten zu lassen und das Holz zu vermarkten. "So können wir der Industrie genügend Holz einer bestimmten Qualität zu einem festgelegten Zeitpunkt bereitstellen", sagt Wigand. "Wer einen Nachbarn hat, der nicht mitmacht, möge ihn bitte ,bearbeiten'", bat Lotze. Die Erntekosten würden umso niedriger, je größer die Zahl der nebeneinander liegenden Parzellen sei. Bei Kaffee und Schnittchen teilten die Projektleiter die zu unterzeichnenden Vollmachten aus. Bereits im voll besetzten Saal zückten die ersten ihre Kugelschreiber. "Wir schließen uns der Aktion auf jeden Fall an", sagten Gerhard Krengs und Günter Funk aus Schleid. Im Verbund sei es einfacher, dass Holz gewinnbringend loszuwerden - die meisten hätten ohnehin nicht die Zeit, sich selbst um ihren Wald zu kümmern. Von dem erzielten Preis gehen die Bewirtschaftungskosten und eine Gebühr des Forstamts ab. Durch die maschinelle Ernte soll jedoch selbst der Verkauf minderwertigen Holzes noch kostendeckend sein.

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