Damit Speicher in die Pötte kommt - Internationales Festival "again speicher"

Speicher · Das Plein-Wagner-Haus wird zum Treffpunkt internationaler Künstler. Unter dem Motto "again speicher" können sie sich von der Töpferei inspirieren lassen. Die Initiatoren des Festivals haben noch weitreichendere Ideen für die Stadt in der Eifel.

Das englische Adverb (Umstandswort) again wird im Deutschen mit nochmals, wieder, erneut, noch einmal übersetzt. Doch was hat das mit Speicher zu tun? Eine ganz Menge - doch der Reihe nach: "again speicher" ist der Name des Internationalen Festivals, das vom 12. bis 27. August im Merscheider Weg in Speicher internationalen Künstlern im Plein-Wagner-Haus eine Plattform für ihr Schaffen bietet. Dort können sie mit Farben, Formen, Tuch und Ton, Metall und Musik experimentieren und sich von der Vergangenheit des einstigen Töpfereistandortes inspirieren lassen.

"Das Motto ,again speicher' haben sich die jungen Leute ausgedacht. Speicher soll wieder vorankommen, neue Bedeutung gewinnen", erklärt Initiatorin Marie Senftleben-Gudrich das Konzept des Festivals im TV-Gespräch. Mit den "jungen Leuten" meint die 65-Jährige ihre Tochter Lea Gudrich und Florian Leible, die zu den teilnehmenden Künstlern zählen.

Lea Gudrich ist zudem Mit-Initiatorin wie auch Anna Bulanda-Pantalacci, Alain Anfossy und Michael Plein. Plein stellt als Besitzer des Plein-Wagner-Hauses für das Festival und die Künstler, die auch im Haus wohnen werden, etwa 1000 Quadratmeter im einstigen Verwaltungsgebäude des Unternehmens Plewa zur Verfügung.
Plein hat selbst ein großes Interesse daran, dass die Töpfertradition in Speicher wieder erlebbar gemacht wird und auch wieder an Bedeutung gewinnt - "allein schon aus der Familienhistorie heraus", wie der 57-jährige Ur-Ur-Enkel von Jacob Plein-Wagner versichert. Der gelernte Keramik-Ingenieur hat, wie er erzählt, eher zufällig die Künstlerin Marie Senftleben-Gudrich kennengelernt, die in Dodenburg (Landkreis Bernkastel-Wittlich) bereits Sommergalerien unter dem Stichwort Heckenland-Forum veranstaltet hat. Das hat ihn überzeugt.

Nach Ansicht von Plein und Senftleben-Gudrich ist zurzeit die Gelegenheit mehr als günstig, die Geschichte der Töpferei in Speicher wieder zu neuer Bedeutung zu verhelfen und die Stadt nach vorn zu bringen. Da ist zum einen das bevorstehende Festival, für das sich die Initiatoren viel Aufmerksamkeit und viele Besucher erhoffen. Zum Zweiten kommt die Machbarkeitsstudie hinzu, die die Verbandsgemeinde Speicher in Auftrag gegeben hat zum Thema "Töpfer-Erlebniswelt Speicher". Auch die Zukunft der drei Industriebrachen in der Stadt wird von Experten beleuchtet. Letztlich passen auch die archäologischen Grabungen bei Herforst und Speicher in gewisser Weise in diese Art Aufbruchstimmung.

"Man darf nicht euphorisch sein", warnt indes Bürgermeister Manfred Rodens. Der Verwaltungschef weiß, dass es Geld, Zeit und die richtigen Leute braucht, um all die Fäden zusammenzubringen. Aber: "Das ,again-speicher'-Festival passt hundertprozentig", sagt Rodens, der auch Schirmherr der Kunstaktion ist.

Ihn beeindruckt das Engagement der Initiatoren. "Ich würde mich freuen, wenn das Festival von der Bevölkerung angenommen wird, denn es ist eine tolle Sache für Speicher", schwärmt der Bürgermeister. Ins Schwärmen gerät auch Marie Senftleben-Gudrich beim Rundgang durch das Plein-Wagner-Haus über das enorme Raumangebot für die Künstler. Und überhaupt der Raum. Was die Initiatoren des Festivals verbindet, ist die Achtung vor Materialien und Räumen, formuliert sie. Und die Achtung vor der Natur und der Vergangenheit, die im Fall des Plein-Wagner-Hauses überall sichtbar ist. Die Initiatoren denken darüber nach, später ein Museum für die Sammlung von Jacob Plein-Wagner einzurichten. Und der Merscheider Weg 1 bis 3 könnte auch über das Festival hinaus ein Rückzugsort für Kreative werden, ist sich Senftleben-Gudrich sicher.

Viel Arbeit ist noch zu tun vor dem Wochenende. Und viel haben die Festival-Macher schon geleistet: " Auch finanziell haben wir viel reingesteckt", berichtet Senftleben-Gudrich. Das Festival ist ehrenamtlich organisiert, und sie verhehlt nicht, dass sie auf Spendengelder angewiesen ist. Und auch auf Menschen, die sich von ihrer Begeisterung für das Projekt anstecken lassen.Extra: PROGRAMM DES FESTIVALS


Dienstag, 15. August: 19 Uhr, Eröffnung der Ausstellungen; Freitag, 18. August: 20 Uhr, Musiksession Björnson Bear; Samstag, 19. August: 20 Uhr Konzert C. Radünzel, M. Rothkamp & Friends; Sonntag, 20. August: 16 bis 18 Uhr, Konzert Frame in Green Big Band, Soul, Funk, Rock&Pop; Samstag, 26. August: 19 Uhr, Konzert Beppo Built a Street of Sound, Jazz und Worldmusic; Donnerstag, 24. August: Event Ofenbau und Nacht des offenen Brandes; Samstag, 26. August: Der Verein "WirWollenHelfen" Salmtal serviert Eifeler Spezialitäten. Ausstellungen: Marek Arcimowicz "The Ghost People" - human hunting 21'st Century; Lea Gudrich In I Between - Eine Arbeit über Angst. Dauerausstellung: Malerei, Zeichnung, Keramik, Schmuck, Skulptur.

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