"Dann ist Schluss"

NUSBAUM. Sechs Jahre hat Günther Ziwes, Inhaber der gleichnamigen Gärtnerei in Nusbaum, die Baustellen in und um den Ort ertragen – mit großen finanziellen Verlusten. Wenn die aktuelle Baustelle die Kunden jetzt im gleichen Ausmaß wie in den Vorjahren an der Zufahrt zur Gärtnerei hindert, "ist für uns Schluss", sagt Ziwes.

Die Gärtnerei Ziwes in Nusbaum ist ein Familienbetrieb. Günther Ziwes führt das Unternehmen im 25. Jahr. Vorher hatte sein Vater die Gärtnerei 31 Jahre lang geleitet. Auf diese Zahl wird es Günther Ziwes vielleicht nicht schaffen, denn die Baustellen in und um Nusbaum haben den Betrieb finanziell ruiniert. "Wenn wir es in diesem Jahr nicht in die Gewinnzone schaffen, ist Schluss", sagt Günther Ziwes. Dann dreht ihm die Bank den Geldhahn zu, einen neuen Kredit bekommt er nicht. Vor sechs Jahren noch wäre das kein Thema gewesen. "1999 habe ich noch 100 000 Euro investiert. Ich habe an den Aufschwung durch den Euro geglaubt", sagt Günther Ziwes. Damals hatte Ziwes noch Rücklagen. Durch die vielen Straßen-Baustellen, die sich in und um Nusbaum seit sechs Jahren mehren, steht Günther Ziwes mit seiner Gärtnerei jetzt aber vor dem finanziellen Aus. "Wir haben in den zurückliegenden Jahren Verluste von einer Viertelmillion Euro angehäuft", sagt Ziwes. Als die Baustellen im ersten Jahr die Zufahrt zu seiner Gärtnerei behindert haben, rutschte das Unternehmen von der Gewinn- in die Verlustzone: "Wir hatten damals 50 000 Euro weniger Gewinn als im Vorjahr", sagt Ziwes. Bis zu diesem Zeitpunkt war es mit dem Familienbetrieb immer nur bergauf gegangen. Günther Ziwes baute die Zahl der Mitarbeiter aus. Als die Bauarbeiten in Nusbaum anfingen, arbeiteten in der Gärtnerei neben Günther Ziwes und seiner Frau noch zwei Festangestellte und ein Auszubildender. Doch zwei Vollzeit-Stellen musste Gärtnermeister Ziwes mittlerweile streichen. Auch weiß er noch nicht, ob er in diesem Jahr die Lehrlingsstelle neu besetzen wird. "Weil ich einfach nicht weiß, wie es weiter geht." Grund für Ziwes neuerlichen Pessimismus ist die am vergangenen Montag begonnene Asphaltierung der L 3, die durch Nusbaum führt - und die alle Zufahrten zu seinem Geschäft versperrt. "Heute geht nichts mehr, wir sind gar nicht mehr erreichbar. Von Mettendorf, Bollendorf und Holsthum aus können uns die Leute nicht erreichen", sagt Ziwes am Donnerstagmorgen. Statt der üblichen 20 Autos stünden nur drei auf dem Hof. Für die Gärtnerei Ziwes so etwas wie ein Todesstoß: "Wir haben uns auf Beet- und Balkonpflanzen spezialisiert. Deshalb machen wir ein Drittel des Jahresumsatzes im Mai", sagt der Gärtner. Vor allem zwischen Muttertag und Pfingsten würden die meisten Kunden ihre Beete bepflanzen und deshalb zu ihm kommen. "Bis Fronleichnam ist alles gelaufen." Mai normalerweise Haupt-Saison

Zu der erschwerten Termin-Situation - zwischen Muttertag und Pfingsten ist in diesem Jahr nur eine Woche Zeit - kommt jetzt die Baustelle. "Ursprünglich waren vier Tage für die Asphaltierung geplant. Jetzt dauert es aber vermutlich bis Dienstag oder Mittwoch kommender Woche", sagt Robert Simon vom Landesbetrieb Straßen und Verkehr (LSV) in Gerolstein. Günther Ziwes überraschte am meisten der Zeitpunkt der Asphaltierung: "Ich hatte darum gebeten, erst im Juni anzufangen, wenn der größte Betrieb bei uns vorbei ist." Das war von Seiten des LSV allerdings nicht machbar: "Herr Ziwes hat uns gegenüber diesen Wunsch geäußert. Wenn es möglich gewesen wäre, hätten wir das auch gemacht. Allerdings mussten die Baufirmen jetzt in Nusbaum fertig werden", sagt Simon. Da die neue Baustelle die Existenz der Gärtnerei bedroht, fordert er eine Entschädigung vom Land Rheinland-Pfalz, das Träger der die L 3 ist. "Wir brauchen die Entschädigung, um wieder auf die Beine zu kommen", sagt Ziwes. Nur dann könnte er im Januar 2006 sein 25. Jubiläum als Chef der Gärtnerei feiern und das Unternehmen wie sein Vater mehr als 30 Jahre führen.

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