Das Eifelbräu unter weiß-blauer Fahne

Bitburg · Er fühlt sich offenbar wohl in der Eifel, der ehemalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein. Der 70-Jährige sprach am Sonntag zum zweiten Mal auf Einladung von Michael Billen beim Neujahrsempfang des CDU-Kreisverbands Bitburg-Prüm im Eifelbräu. Mehr als 450 Gäste sorgten für ein volles Haus.

Bitburg. Es ist zwar nicht das Hofbräuhaus, aber das Bitburger Pendant dazu: das Eifelbräu. Zünftig, wie in einem Wirtshaus ging es da am Sonntagmittag zu. Dicht an dicht schoben sich die Gäste in den Saal, wo zu Ehren des Festredners die Tische mit weiß-blauen Servierten eingedeckt und neben CDU- und Europafähnchen auch bayerische Wimpel dekoriert waren. Marschmusik ertönt, 450 Gäste erheben sich. Der Vorsitzende des CDU-Kreisverbands Bitburg-Prüm, Michael Billen, und Festredner Günther Beckstein halten Einzug. Der der ehemalige bayerische Ministerpräsident ist zum zweiten Mal nach 2004 bei einem Neujahrsempfang der Eifeler CDU zu Gast. Wie es dazu kam, hat Billen schnell erklärt: "Ich wollte jemanden, der wirklich was sagt, nicht einen, der einfach nur redet." Das bedeutet für Billen auch, den Mut zu haben, unbequeme Ansichten zu vertreten und im Zweifelsfall damit auch mal anzuecken. Beim Neujahrsempfang erklärt er das wie folgt: "Wer aufrecht durch den Saal geht, braucht sich nicht viel zu bücken. Das ist ein großer Vorteil. Denn, wenn man sich viel bücken muss, gerät man leicht in die Nähe von Körperteilen, wo man eigentlich nicht hin will."
Dass die Reihen so dicht geschlossen sind, freut den Kreisvorsitzenden. Mit Blick auf den Empfang der SPD, wo Kurt Beck mehr als 250 Gäste Mitte Januar nach Meckel gezogen hat, sagt Billen: "Die Steigerung von Beck ist Beckstein."Von der Würde des Menschen


Unter Berufung auf Martin Luther, dem die Worte "Hier stehe ich und kann nicht anders" zugeschrieben werden, erklärt der Protestant Beckstein den kleinen, aber feinen Unterschied zwischen seiner Linie und der von Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Sie ist eine wirklich starke Politikerin. Aber sie macht auch sehr gerne sehr viele Kompromisse. Bei ihr heißt das: Hier stehe ich, aber ich kann auch anders." Beckstein erinnert an ein christliches Menschenbild, bei dem die Würde des Menschen zentral ist. "Die Würde eines Menschen ist unabhängig von Amt, Alter, Verdienst oder Leistung." Der 70-Jährige sieht im demografischen Wandel eine der größten Aufgaben der Zukunft: "Es geht darum, das man in Würde altern und auch sterben kann."
Außer Zweifel steht für den CSU-Mann, dass die EU eine "wunderbare Friedensordnung" ist und Deutschland Zuwanderung braucht. Aber Beckstein sagt auch: "Es kann nicht sein, dass Leute, die hier nie gearbeitet haben, nie in unsere Sozialsysteme eingezahlt haben, diese dann plündern." Er erntet anerkennenden Applaus, wenn auch nicht in dem Umfang, wie Wolfgang Bosbach 2013, als die Gäste stehend applaudierten.
Traditionsgemäß wird es zum Abschluss staatstragend: Aus voller Brust wird die Nationalhymne angestimmt, bevor es wieder leutselig zugeht wie beim zünftigen Frühschoppen.