Wirtschaft Das Eifeler Handwerk in Zeiten von Corona

Bitburg-Prüm/Vulkaneifel · Viele Menschen arbeiten aktuell von zuhause aus, um Abstand zu halten. Für Handwerker kommt das nicht in Frage. Doch das ist nur eines der Probleme, die das Handwerk aktuell herausfordert.

 Fliesenleger arbeiten oft in den Häusern ihrer Kunden. Dadurch entstehen Sozialkontakte.

Fliesenleger arbeiten oft in den Häusern ihrer Kunden. Dadurch entstehen Sozialkontakte.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Das Handwerk ist eigentlich krisensicher. Es wird schließlich immer jemand gebraucht, der im Notfall die Toilette repariert, das Dach flickt oder die Bremsscheiben des Autos wechselt. Deswegen ist es den meisten Handwerksbetrieben auch weiterhin erlaubt, ihrer Arbeit nachzugehen. Anders als andere können sie aber nicht im Home-Office arbeiten, sondern müssen zur Arbeit auf die Baustelle oder zur Montage in die Wohnungen ihrer Kunden. Dadurch entstehen unweigerlich Sozialkontakte, die es laut Robert-Koch-Institut während der Corona-Pandemie zu vermeiden gilt.

„Das ist ein Problem für viele Handwerksbetriebe“, erklärt Dirk Kleis, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft MEHR (Mosel-Eifel-Hunsrück). Viele Handwerker arbeiten auf engstem Raum zusammen und können zur Ausübung ihrer Arbeit keinen Abstand halten. „Ein großes Fenster kann man eben nur mit zwei Leuten einsetzen“, sagt er.

Dadurch fühlten sich auch Mitarbeiter in Betrieben nicht gut genug geschützt, zumal die Hygienesicherheit auf Baustellen auch nicht ganz einfach sei, erklärt Kleis.

Ein Bauhandwerker aus der Nähe von Bitburg beklagt: „Die meisten Kollegen fahren noch immer mit allen Mann im Wagen zur Baustelle. Ich fahre mittlerweile mit meinem eigenen Auto, um wenigstens so geschützt zu sein.“ Viele würden die Krise leider immer noch nicht ernst genug nehmen, meint er.

Gerade im Eifelkreis seien auch viele Betriebe in der Bau- und Ausbaubranche vom generellen Baustopp in Luxemburg betroffen, meint Kleis. Zwar könnten einige Betriebe noch deutsche Baustellen vorziehen, mittelfristig sind sie aber auch von den Aufträgen in Luxemburg abhängig.

Handwerker, wie Maler, Fliesenleger und auch Schreiner, die vor allem zu Kunden nach Hause kommen, hätten das Problem, dass viele Auftraggeber ihre Termine verschieben, da sie nicht wollen, dass aktuell Menschen ins Haus kommen, sagt Kleis. „Das verstehen wir natürlich. Das stellt aber den ein oder anderen sicher auch vor Probleme mit seinen Lagerkapazitäten, da einiges auch schon vorproduziert ist.“

Doch nicht alle Betriebe spüren die Krise. Die Schreinerei Schüller aus Daun hat aktuell immer noch „normal viel Arbeit“. Kein Kunde hätte bisher einen Auftrag storniert.

Ein weiteres Problem sind Lieferketten, die wegen der Krise ausfallen. In diesem Fall bliebe Betrieben

nichts anderes übrig, als Kurzarbeit für die Belegschaft zu veranlassen, sagt Kleis. Bei entsprechenden Fragen stehe die Kreishandwerkerschaft gerne allen Betrieben, nicht nur ihren Mitgliedern, zur Verfügung, betont er.

Von einem Arbeitsverbot sind, neben Frisören (der TV berichtete), vor allem die Handwerker, die in ihren Filialen Produkte verkaufen. Das sind vor allem Elektro- und KFZ-Betriebe. Werkstattleiter Dennis Oerter vom Autohaus Eifel-Mosel in Prüm erklärt: „Unser Handel vor Ort ist geschlossen, und auch in in der Werkstatt ist es etwas ruhiger geworden.“

Dirk Kleis meint: „Existenzängste haben die meisten Betriebe aktuell noch nicht.“ Doch wenn sich die Lage weiter verschlimmern sollte, dann könnte das in Zukunft durchaus möglich sein, da einige Betriebe in der letzten Zeit aufgrund des guten Geschäfts investiert und deswegen nicht mehr so viele Reserven hätten, erklärt Kleis.

„Soforthilfen der Bundesregierung könnten sicherlich durch die Krise helfen“, meint Kleis. Dabei wäre aber wichtig, dass die Gelder unbürokratisch und schnell an die Betriebe gelangen.

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