Das erste Jahr der Waldvermarkter

Das erste Geschäftsjahr der Prümer Wald und Holz GmbH (PWH) geht zu Ende. Die Gesellschaft vermarktet für den Waldbauverein Prüm und seine etwa 3500 Mitglieder das Holz aus deren privaten Forstflächen.

Prüm. Seit Anfang des Jahres hat der Waldbauverein Prüm eine Vermarktungsgesellschaft: die Prümer Wald und Holz GmbH.

Das geschah allerdings nicht freiwillig. "Wir haben ja früher zusammen mit dem Forstamt den Staats-, Gemeinde- und Privatwald zusammen vermarktet. Das war eine ideale Sache. Aber das Bundeskartellamt hat das nicht mehr zugelassen", sagt Hans-Heinrich Thome. Er ist Vorsitzender des Waldbauvereins und Alleinvertretungsberechtigter der PWH, deren Geschäfte Horst Backes führt.

Industrieverband beschwert sich bei Kartellbehörde



Vorangegangen war eine Kartellrechtsbeschwerde des Verbands der deutschen Sägeindustrie. Die Sägewerksbetreiber hatten eine "Dezentralisierung und Entbündelung" auf Seiten der Anbieter gefordert, Staats- und Privatwald sollten getrennt vermarktet werden. Das Bundeskartellamt gab ihnen Recht.

Die Eifeler Waldbesitzer machten das Beste daraus. Sie gründeten die PWH, taten sich zusammen mit den Kollegen vom Waldbauverein in Bitburg und dessen Pendant, der EWH, und hoben mit ihnen gemeinsam die Forstwirtschaftliche Vereinigung Eifel (FVE) aus der Taufe. Die FVE wiederum vermarktet das eifelweit im Privatwald geschlagene - oder umgestürzte - Holz an die Abnehmer.

Den Handel erledige man gemeinsam, die Abrechnung des verkauften Holzes nach Vereinen getrennt, sagt Thome. Dabei könne man wegen des Zusammenschlusses mit ganz anderen Mengen operieren: "Wenn ein Privatwaldbesitzer 30 oder 50 Festmeter Holz hat, dann interessiert das keinen mehr."

Es scheint zu funktionieren, zumal selbstverständlich auch weiterhin viel Unterstützung vom Forstamt und den Privatwaldbetreuern kommt. Diese Zusammenarbeit, sagt der Prümer Forstamtsleiter Peter Wind, "macht den gemeinsamen Erfolg aus. Hinter jedem Kubikmeter Holz stecken schließlich etwa 3000 Euro Wertschöpfung, und davon bleibt ein Großteil in der Region." Das zeigt sich auch in den Zahlen. Mehr als 60 000 Fest- oder Kubikmeter Holz aus Kleinprivatwald wurden 2010 im Gebiet des Waldbauvereins Prüm (siehe Extra) losgeschlagen. "Im ersten Jahr ein tolles Ergebnis", sagt Thome. "Das ist ein sehr guter Start. Im Jahr davor waren es nur etwas über 20 000 Meter."

Diese Menge hänge zwar einerseits auch mit dem Frühjahrssturm Xynthia zusammen. Zum anderen aber sei der Holzpreis in der zweiten Jahreshälfte stark gestiegen. "Das hat mit der Konjunktur zu tun. Und dann entschließt sich der Waldbesitzer eben, mehr Holz zu schlagen." So habe der Durchschnittspreis für einen Festmeter Fichtenholz der Klasse "2b" (Stammdurchmesser 25 bis 29 Zentimeter) bei 90 Euro gelegen. "Vor dem Sturm waren das noch 60 Euro. Das ist eine gewaltige Steigerung."

Thomes Fazit nach einem Jahr: "Es ist genauso gut wie vorher. Und zwar, weil wir uns bemühen, das hinzukriegen. Aber wir haben die Sache jetzt auch am Bein - mit allen Risiken."

Die PWH ist auch Thema bei der Jahreshauptversammlung des Waldbauvereins. Termin: Mittwoch, 12. Januar, 10 Uhr, in der Karolingerhalle Prüm.

Extra Der Älteste im Land: Der Waldbauverein Prüm wurde 1922 gegründet und ist damit die älteste Vereinigung dieser Art in Rheinland-Pfalz. Mitgliederzahl damals: 96. Erster Vorsitzender: Hubert Schaal, der bis 1949 im Amt blieb. Sein Nachfolger Johann Kirst aus Olzheim amtierte von 1949 bis 1976. Unter dem Vorsitz von Johann Wirtz aus Herzfeld wurde der Verein auch zu einem der größten in der Bundesrepublik, mit aktuell mehr als 3500 Mitgliedern. Seit 1991 ist Hans-Heinrich Thome aus Dingdorf Vorsitzender des Vereins, der in neun Revieren mehr als 12 000 Hektar Waldfläche in den Verbandsgemeinden Arzfeld, Prüm, Obere Kyll und Gerolstein betreut. Das Gros der Mitglieder, sagt Thome, besitze kleine Flächen von durchschnittlich vier Hektar. (fpl)

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