Das gibt's nur einmal: 127 Einwohner auf einem Foto

Ammeldingen/Neuerburg · Sonnenschein und 127 Menschen - nicht nur die Temperaturen sind ein kleiner Rekord. Der trifft auch auf die Anzahl der Menschen zu, die zur TV-Dorffotoaktion in Ammeldingen erschienen sind. Und die fühlen sich nach eigenen Angaben pudelwohl in ihrem 267-Einwohner-Ort.

Ammeldingen/Neuerburg. Die Heilenbacher mussten am Samstag vor zwei Wochen noch vor der Kamera bibbern, weil es so nass und kalt war. Die Ammeldinger haben da mehr Glück. Bei strahlender Sonne und warmen Temperaturen stellen sie sich ganz in Ruhe auf dem Spielplatz hinter dem Dorfgemeinschaftshaus auf. 127 Bewohner - vom Jüngsten bis zum Ältesten - sind erschienen. Und das hat seinen Grund. Die TV-Dorffotoaktion machte am Samstagnachmittag um 16 Uhr halt in Ammeldingen, um möglichst viele Bewohner auf ein Foto zu bannen - als bleibende Erinnerung. Ganz vorn mit dabei der Ortsbürgermeister des 267-Einwohner-Dorfes, Rudolf Mayer. Seit neun Jahren leitet der 55-Jährige die Geschicke Ammeldingens. Hauptberuflich ist er Landwirt mit einer Milchwirtschaft und 90 Kühen.
Er selbst ist gebürtiger Ammeldinger und stolz auf sein Dorf. "Jungen Familien ein Zuhause zu geben, das ist unser Steckenpferd", sagt Mayer. In den vergangenen 15 Jahren wurde jedes Jahr ein Haus gebaut oder gekauft, sagt Mayer. Vorwiegend von jungen Ammeldingern. "So etwas wie Leerstände gibt es bei uns nicht."
Dorffoto Aktion


Laut Ortschef gibt es 44 Menschen im Alter bis 18 Jahre und 28 Kinder bis zehn Jahre im Ort. Der jüngste Ammeldinger ist gerade mal vier Wochen alt und heißt Thabo. "Das ist ein südafrikanischer Name", erklären die Eltern Thomas und Kristina Norta, beide 27 Jahre alt. Der fast zweijährige Sandro gehört auch zur Familie, er ist der große Bruder von Thabo. Der jungen Familie gefällt besonders die gute Dorfgemeinschaft. Thomas Norta kommt aus dem Ort und ist in der Feuerwehr und im Fußballverein aktiv.
Das ist auch bei Andreas Bares so. Zusätzlich ist er noch im Musikverein. Das Vereinsleben sei sehr rege. Er wünscht sich, dass Ammeldingen so bleibt, wie es ist. "Wir sind hier wunschlos glücklich, ich möchte mit niemandem tauschen", sagt der 36-jährige Schreiner, der die ländliche Ruhe liebt.Die bevorzugt auch der Älteste im Dorf. Thomas Kauth ist mit seinen 86 Jahren ein echter Ur-Ammeldinger. Er ist gelernter Schreiner und war 32 Jahre selbstständig. Jetzt hat der Sohn den Betrieb, der im Ort angesiedelt ist, übernommen. Schreinern könne er nicht mehr, sagt Kauth, er vertrage die Luft im Betrieb nicht mehr gut. Außerdem sei er an der Hüfte operiert worden. Trotzdem habe er mehr Arbeit, als er machen kann. Schließlich hat Kauth 13 Enkel und vier Urenkel. 49 Jahre war der 86-Jährige verheiratet, sieben Kinder hat er. Den 90. Geburtstag will er groß feiern. "Wenn ich es mir aussuchen kann, will ich 100 werden", sagt Kauth lachend.
Obwohl Ammeldingen ein beschaulicher Ort ist, gibt es dort drei Firmen - eine Schreinerei, ein Sägewerk und eine Heizungsbaufirma. Dazu kommen ein Jugend-Campingplatz und ein Heim für psychisch Kranke. Die Kneipe wurde vor sieben Jahren geschlossen. Doch die pfiffigen Bewohner haben schnell eine Lösung gefunden. Im Keller des Dorfgemeinschaftshauses haben sie kurzerhand eine Kneipe eingerichtet. Ein extra dafür gegründeter Förderverein kümmert sich um den Ausschank, natürlich ehrenamtlich. "Die Kneipe ist wichtig für den Ort. Dort treffen sich Jung und Alt", sagt der Ortschef.
Mitten in der Runde stehen auch Alix Biver (49) und ihr Mann. Die einzigen Luxemburger im Ort schätzen die Dorfgemeinschaft sehr. Vor sechs Jahren haben sie im Dorf einen Bauernhof gekauft und diesen renoviert. Ihre Leidenschaft sind alte amerikanische Oldtimer. Zehn schmucke Autos besitzen sie selbst. "Jedes Jahr machen wir ein privates US-Car-Treffen bei uns. Dann kommen 50 Oldtimer in den Ort", sagt die Wahl-Ammeldingerin. Umziehen wollen die Luxemburger nicht mehr. "Wir fühlen uns hier sehr wohl und wollen hier unbedingt alt werden."
Manfred und Mathilde Scholtes sitzen auf einer Bank in der Sonne. Sie sind schon lange verheiratet. 50 Jahre sind es jetzt. Ihre goldene Hochzeit haben sie am 27. April gefeiert. Seit 50 Jahren wohnen beide in ihrem gemeinsamen Haus im Ort. Mit drei Söhnen und zwölf Enkeln sind sie gut ausgelastet. In Ammeldingen fühlen sie sich wohl. "Unser Dorf soll so bleiben, wie es ist", sagt Mathilde Scholtes. "Wir wünschen uns, dass wir beide noch lange zusammenbleiben, und zwar gesund."
Ein kugelrunder Bauch fällt am Stehtisch nebenan auf. Agnieszka Weires, 30, bekommt am 7. August den nächsten Ammeldinger. Was es wird, wissen die Eltern nicht. "Wir lassen uns überraschen, denn wir haben schon einen Jungen und ein Mädchen." Die gebürtige Polin lebt seit 2003 im Ort. "Ich wurde hier gut aufgenommen. Es ist schön hier, besonders für Kinder."
Auch um 19 Uhr stehen noch einige Ammeldinger an den Stehtischen vor dem Dorfgemeinschaftshaus, halten ein Schwätzchen in der Sonne und philosophieren über die Vorzüge ihres Dorfes. Eines ist Will Thommes, 65, klar: "Wenn ich mir die vielen Kinder anschaue, mache ich mir um unser Dorf keine Sorgen."

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