Das Große im Kleinen finden

Lützkampen-Welchenhausen · Bernd Kersting, Vorsitzender des Museumsvereins Wartehalle in Welchenhausen, ist gestorben. Der ehemalige Gymnasiallehrer aus Düsseldorf war die treibende Kraft des Vereins, der im kleinsten Kunstmuseum weit und breit immer wieder mit ungewöhnlichen Ausstellungen Aufsehen erregte.

 Engagiert, sympathisch, humorvoll: Bernd Kersting, der gestorbene Vorsitzende des Museumsvereins in Welchenhausen ist hier bei einer der Ausstellungseröffnungen zu sehen. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Engagiert, sympathisch, humorvoll: Bernd Kersting, der gestorbene Vorsitzende des Museumsvereins in Welchenhausen ist hier bei einer der Ausstellungseröffnungen zu sehen. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Lützkampen-Welchenhausen. Traurige Nachricht für alle Kunstfreunde in der Eifel und über die Region hinaus: Bernd Kersting, einer der Gründer und zuletzt Vorsitzender des Museumsvereins Wartehalle in Welchenhausen, ist kurz vor Pfingsten nach schwerer Krankheit 72-jährig gestorben.
Es war vor zwölf Jahren, als im 35-Seelen-Grenzdorf Welchenhausen einige Kunstbegeisterte, darunter auch Leonie Simons, die damalige Ortsbürgermeisterin von Lützkampen, den Verein gründeten und die winzige Buswartehalle kurzerhand zum Museum erklärten.
Eine herrlich verrückte Idee, der jedoch jedes Jahr sehenswerte, ungewöhnliche und immer auch vom Spaß an der Kunst geprägte Ausstellungen folgten, bisher sind es mehr als 50.
Besonders in Erinnerung bleibt die Ausstellung aus dem Jahr 2012 zum zehnten Geburtstag des Museums mit Arbeiten von Theo Wiesen, der 1906 im Dorf geboren wurde und dessen Werke auch im Museum für moderne Kunst in Lille zu sehen sind. Am Eröffnungstag wurde der Platz vor der Wartehalle feierlich nach Theo Wiesen benannt.
"Dieses ganze Museumsprojekt ist eigentlich sein Kind - und maßgeblich von ihm geprägt", sagt Christoph Thees, der zweite Vorsitzende des Vereins, über Bernd Kersting. "Er war die treibende Kraft."
Lichtblick in der Kunst


Bernd Kersting besaß seit etwa 30 Jahren ein Haus in der Dorfmitte, direkt gegenüber der Buswartehalle, die man nicht abschließen kann - weshalb alle Ausstellungen dort rund um die Uhr zu sehen sind. Gestohlen wurde dabei noch nie etwas - selbst wenn sich die Präsentationen über die Halle hinaus gelegentlich ins Freie fortsetzen.
Erfolg der engagierten Arbeit: Die Wartehalle, sagt die Präsidentin der Europäischen Vereinigung Bildender Künstler aus Eifel und Ardennen, Marie-Luise Niewodniczanska, sei über die Jahre "zu einem Markenzeichen" des Grenzorts geworden.
Kersting, pensionierter Gymnasiallehrer aus Düsseldorf, sei ein "engagierter, außerordentlich sympathischer und fachkundiger Kunstkenner" gewesen, sein Tod bitter und traurig und sein Werk ein Lichtblick in der Kunst. "Der Verlust ist unersetzbar. Wir hoffen sehr, dass die Ausstellungen mit Werken hervorragender Künstler aus der Grenzregion weitergeführt werden."
Bernd Kersting war nicht nur hoch engagiert, sondern auch gesegnet mit dem Quäntchen Verrücktheit, das man braucht, um eine solche Initiative auf die Beine zu stellen: "Er hat sich auch selbst nicht so ernst genommen", sagt Christoph Thees. "Es hat immer Spaß gemacht, dabei mitzumachen." Fest steht: Das Erbe des gestorbenen Vorsitzenden soll erhalten bleiben: "Wir werden das auf jeden Fall fortführen", sagt Christoph Thees.

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