Das große Schulsterben

Bitburg/Prüm · Der Eifelkreis Bitburg-Prüm hat keines der Ziele erreicht, die er sich in seiner Schulentwicklungsplanung gesteckt hatte. Zahlreiche Standorte mussten schließen. Und auch die Zukunft des Schulstandorts Irrel sieht düster aus.

Bitburg/Prüm. Nüchtern sind die Worte, die Wolf Krämer-Mandeau benutzt, um zu beschreiben, wie sich die Schullandschaft des Eifelkreises Bitburg-Prüm entwickelt hat. Nüchtern und doch vernichtend. Denn von den Plänen und Wünschen, die die Lokalpolitiker 2007 vor der Einführung der Realschule plus formuliert hatten, ist nichts geblieben. Keines der im Schulentwicklungsplan formulierten Ziele wurde erreicht. Hatten Bildungsministerium und Schulaufsicht doch ganz andere Vorstellungen von der Zukunft. Und so sind die Hauptschulstandorte Idenheim, Daleiden, Schönecken, Waxweiler, Kyllburg und Mettendorf inzwischen Geschichte.

Weder Irrel noch Neuerburg oder Speicher bekamen die ersehnten Integrierten Gesamtschulen. Und in der Töpferstadt scheiterte selbst der Kampf um eine Realschule plus. Der Standort steht vor dem Aus.

So groß die Leidenschaft im Kampf um die Schulstandorte damals war, so groß ist heute die Enttäuschung. Parteiübergreifend scheint sich im Kreistag Bitburg-Prüm das Gefühl breitgemacht zu haben, doch nicht viel planen zu können. Einfach deshalb, weil andere die Entscheidungen treffen.

Am Montag hat der Schulentwicklungsplaner Krämer-Mandeau dem Gremium seine Fortschreibung des Schulentwicklungsplans vorgestellt. Was er für die Zukunft bis zum Jahr 2019 prognostiziert, ist alles andere als rosig. Denn nun müsse die Schullandschaft "an die Demografie" angepasst werden, sagt er. Die Zahl der Schüler pro Jahrgang wird weiter stark zurückgehen. Gibt es heute im Kreis 900 Zehnjährige, so sind es künftig nur noch 750.

Weiterführende Schulen: Künftig gibt es im Kreis nur noch fünf Realschulen plus (Bitburg, Bleialf, Irrel, Neuerburg, Prüm) und fünf Gymnasien (Bitburg, Biesdorf, Neuerburg und zwei in Prüm), von denen allerdings nur zwei in Trägerschaft des Kreises sind. Diese müssen sich laut Krämer-Mandeau "gegen eine erhebliche und ausgeprägte Konkurrenz bewähren". Auch die private Gesamtschule St. Matthias stellt für die kommunalen Schulen einen Mitbewerber dar.
Da das Land angekündigt hat, kleine Realschulen nicht aufrechterhalten zu wollen, können die Schulen in Bleialf und Prüm Krämer-Mandeau zufolge nur "bei einer idealen Verteilung der Anmeldungen" überleben. Da es eine solche ideale Verteilung zwischen Neuerburg und Irrel nicht gibt, rechnet der Schulplaner damit, dass der Standort Irrel aufgegeben werden muss, während man in Neuerburg Platzprobleme bekommt. Diese ließen sich womöglich durch eine Kooperation mit dem Neuerburger Gymnasium lösen.
Für Irrel sieht er trotz allem Perspektiven. Dort könnte ein Gymnasium entstehen. Allerdings nur dann, wenn das private Biesdorfer Gymnasium der Bitburger Konkurrenz erliegt und von der Karte verschwindet.

Berufsbildende Schulen: Die Berufsbildenden Schulen in Bitburg und Prüm haben vor allem mit der hohen Anziehungskraft der Stadt Trier zu kämpfen. Um zu verhindern, dass sie immer mehr Bildungsangebote aufgeben müssen, empfiehlt Krämer-Mandeau eine völlige Kooperation und Fusion der beiden Schulen unter zwei Dächern.

Grundschulen: Krämer-Mandeau zufolge ist die Schülerzahl seit dem Schuljahr 2000/2001 von 4850 auf 3395 im Schuljahr 2012/2013 gesunken. Der Planer rechnet daher damit, dass bei den Grundschulen "erhebliche Arrondierungen" notwenig sind - was heißt, dass wohl weitere Standorte verschwinden werden. Genauer wird der Planer nicht.

Förderschulen: Das Land stellt das System der Förderschulen um. Es soll künftig neben Förderschulen auch Beratungs- und Förderzentren mit mindestens sechs Klassen geben. Die Bitburger Maximinschule könnte ein solches Zentrum werden. Denkbar wäre für den Schulplaner aber auch eine Lösung mit zwei solcher Zentren: eins in Bitburg und eins in Prüm.

Orientierungsstufe: Der Trend, dass Eltern ihre Kinder am liebsten aufs Gymnasium schicken, hält an. Für diese Eltern sind gemeinsame Orientierungsstufen zwischen Realschule und Gymnasium nicht attraktiv. Der Schulplaner rät daher dazu, die Leitung der Orientierungsstufe auf die Gymnasien zu übertragen und sogenannte Profilklassen (zum Beispiel mit erster Fremdsprache Französisch) zu schaffen, die sich klar Richtung Gymnasium orientieren.Meinung

Der Frust ist verständlich
Die Frustration der Politiker ist nachvollziehbar. 2007 haben sie sich entschieden, nicht einfach blind in die Zukunft zu laufen, sondern sich genau über die schwierige Situation ihrer Schulen zu informieren, um dann das Beste daraus zu machen. Mit großem Engagement und voller Zuversicht haben sie mit Hilfe des Schulplaners Wolf Krämer-Mandeau Ideen entwickelt, die die Zukunft der Schulen im Eifelkreis sichern sollte. Die Arbeit und das Herzblut hätten sie sich sparen können. Nicht der Kreistag entscheidet, was aus den Schulen wird. Das macht die Schulaufsicht. Und die orientiert sich, wie sich zeigte, nicht an den Wünschen vor Ort. Daher erscheint es unsinnig, dass der Eifelkreis weiterhin Geld und Energie in eine Schulentwicklungsplanung steckt, die er doch nicht selbst steuern kann. k.hammermann@volksfreund.de

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