Das hat mit Sachverstand nichts zu tun

Umwelt

Zu unserem Bericht "Zu viel Nitrat und Phosphor" (TV vom 18. Oktober) über den Vortrag von Fulgor Westermann vom Landesamt für Umwelt in der Kreisverwaltung des Eifelkreises Bitburg-Prüm zur Verunreinigung von Gewässern in der Eifel schreibt dieser Leser:
Dieser Artikel erweckt wieder einmal den Eindruck, dass es schlecht um die Eifeler Bäche stehen würde. Dies ist bezüglich des Nitrat- und Phosphorgehalts nicht der Fall. Nitratwerte zwischen 4,8 und 6 Milligramm pro Liter liegen um das zehnfache unter dem Grenzwert für Trinkwasserqualität.
Aber selbst diese Werte sind nicht allein auf die Landwirtschaft zurückzuführen. Sie entstehen unter anderem auch durch die hohen Humusgehalte in den Waldböden sowie durch die Umwandlung des Laubes im Herbst in Humus. Gerade die Landwirte arbeiten seit Jahren aktiv daran, die über die Landwirtschaft möglichen Einträge zu reduzieren.
Fulgor Westermann erklärt, dass fast die Hälfte der Wasserkörper verbesserungswürdig seien. Dabei unterschlägt er die vielfältigen Zusammenhänge der Wasserneubildung und die damit einhergehenden Konzentrationsschwankungen in den Gewässern. Bei guter Zersetzung der organischen Stoffe und gleichzeitiger trockener Witterung steigen die aber in der Regel immer noch unbedenklichen relativen Werte an. Dies ist rein mathematisch bedingt.
Eine Düngung mit Gülle bis zum Gewässerrand ist verboten. Es gibt gesetzlich geregelte Abstände bis zur Böschungsoberkante! Auch die von dem Referenten genannten Havarien bei Güllelagern sind höchstens Einzelfälle, die umgehend abgestellt werden. Selbstverständlich müssen undichte Lagerbehälter abgedichtet werden. Schäden an Bauten aber als Ursache für hohe Nitratwerte in den rheinland-pfälzischen Fließgewässern zu werten, ist purer Populismus und hat mit Sachverstand nichts mehr zu tun.
Die von Klaus Wendling genannten Gründe für die Belastung heimischer Oberflächengewässer durch Blaualgen wurden gerade in diesem Jahr vor allem durch den fehlenden Regen und die Hitze im Sommer verursacht. Dies wird auch die Landwirtschaft nicht ändern können. Es wird auch in Zukunft klimatische Entwicklungen geben, die die "Explosion" von Blaualgen zu bestimmten Zeiten fördern werden. Dennoch hat die Konzentration an Phosphaten in Oberflächengewässern sowohl durch die Haushalte als auch durch die Landwirtschaft deutlich abgenommen. Aber weitergehende Hinweise hierzu fehlen leider völlig in dem Bericht. Es gibt Vorgänge, die von den Menschen nicht verhindert werden können. Es wäre wünschenswert, wenn Fachleute die Sachverhalte von allen Seiten und nicht nur einseitig beleuchten würden.
Herbert Netter (Diplom Agraringenieur, Referent beim Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau)

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