"Das Hauptproblem ist der Alkohol"

Es sind die groben Gewalttaten, die in den vergangenen Jahren immer stärker zugenommen haben und vermehrt das Amtsgericht Prüm und damit den Vorsitzenden Richter Franz-Josef Triendl beschäftigen. Auch die Drogenkriminalität wächst. Doch es gibt auch positive Nachrichten: Die Zahl der Trunkenheitsfahrten ist rückläufig.

 Franz-Josef Triendl. TV-Foto: Archiv/Marcus Hormes

Franz-Josef Triendl. TV-Foto: Archiv/Marcus Hormes

Prüm. Fete, Fusel, fliegende Fäuste: Dieser immer häufiger anzutreffende Dreiklang macht Amtsrichter Franz-Josef Triendl Sorgen. "Gerade die Rohheitsdelikte mit zum Teil schweren Verletzungen haben sehr stark zugenommen", sagt der 61-Jährige, der seit 1993 am Amtsgericht Prüm sitzt. "Fast immer sind Jugendliche oder Heranwachsende betroffen, und fast immer ist Alkohol im Spiel."

Oft wird noch getreten, wenn Opfer schon am Boden liegt



Ein Blick in die Polizeistatistik bestätigt die Einschätzung Triendls. Die verzeichnet im vergangenen Jahr einen Zuwachs bei den Rohheitsdelikten. Dazu zählen Körperverletzung, Nötigung und der neu eingeführte Straftatbestand der Nachstellung. 300 Fälle sind registriert, gegenüber 264 im Jahr 2007. Besonders gravierend: der Anstieg bei den Körperverletzungen, die Fallzahlen stiegen von 181 auf 216 (19,3 Prozent).

Immer häufiger beschäftigen Großveranstaltungen im Nachgang die Gerichte. "Allein nach der Prümer Kneipennacht hatten wir hier fünf Verfahren", sagt Triendl. "Das Hauptproblem ist immer der Alkohol. Dann sinkt die Hemmschwelle, und es genügen ganz banale Anlässe für Handgreiflichkeiten." Fast in jeder Woche verhandle er ein bis zwei Mal wegen Körperverletzungen. "Dabei fällt auch auf, dass oft noch weiter getreten wird, wenn das Opfer schon auf dem Boden liegt", sagt Triendl.

Wenn die Täter dann als Angeklagte vor dem Richter sitzen, sähen sie oft so aus, als könnten sie kein Wässerchen trüben. "Es gibt viele, denen das peinlich ist und die sich entschuldigen", sagt Triendl. Andere würden immer wieder auffällig durch Verwicklungen in Schlägereien.

"Da gibt es dann keine Toleranz für Gewalt. In der Regel gibt es beim zweiten Mal eine Haftstrafe auf Bewährung, beim dritten Mal gibt es keine Bewährung mehr."

Ein weiteres großes Problemfeld ist die Drogenkriminalität. "Das hat bei den Heranwachsenden zugenommen." Das beschränke sich auch nicht auf Haschisch oder Marihuana, sondern es werde auch verstärkt zu harten Drogen und Amphetaminen gegriffen.

Die gestiegene Zahl der Fälle sei aber auch auf die hervorragende Arbeit von Bundespolizei und Zoll zurückzuführen, die zu erheblichen Aufgriffen führte. "Es ist nun mal so, dass die Drogenroute durch die Eifel führt, das zeigt auch die große Zahl von Ausländern, die an der Grenze aufgegriffen werden", sagt Triendl

"Viele Jugendliche machen sich auch nicht bewusst, welche Folgen ein Drogenkonsum haben kann", sagt Triendl. Beispielsweise könne die Führerscheinstelle sich querstellen, wenn ein Bewerber nachweislich Drogen konsumiert hat, und seine Fahrtauglichkeit in frage stellen. "Und hier in der Eifel ist man nun mal auf den Führerschein angewiesen."

Doch es gebe auch erfreuliche Entwicklungen. "Es ist ja nicht so, dass alles immer nur schlimmer wird", sagt Triendl. So gehe die Zahl der Trunkenheitsdelikte im Straßenverkehr zurück. Triendl führt das vor allem auf die gute Präventionsarbeit der Polizei und die verstärkten Kontrollen bei Veranstaltungen zurück. "Da hat sich das Bewusstsein offenbar verändert", sagt Triendl. Doch Angst davor, plötzlich beschäftigungslos zu sein, muss Triendl wirklich nicht haben.

Meinung

Keine Toleranz

Wo normalerweise fröhlich gefeiert werden soll, fliegen immer öfter die Fäuste. Unmäßiger Alkoholgenuss senkt Hemmschwellen, und aus nichtigen Gründen wird sich geprügelt. So nichtig, dass sich die Beteiligten hinterher oft gar nicht mehr daran erinnern können, worum es ging. Das Resultat: Festbesucher wachen am nächsten Morgen nicht nur mit einem Kater, sondern auch mit einem blauen Auge oder Knochenbrüchen auf. Das ist auch ein großes Problem für die Veranstalter, die immer mehr Geld in professionelle Security-Unternehmen investieren müssen, um einen reibungslosen Ablauf zu sichern. Die Gerichte können nur ganz begrenzt erzieherisch einwirken. Denn es zeigt sich: Es gibt immer mehr Wiederholungstäter, die durch schwere Körperverletzungen auffallen und es offenbar nicht lernen. Denen gegenüber darf es keine Toleranz geben, im Sinne aller, die friedlich und entspannt feiern wollen. c.brunker@volksfreund.de

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