"Das ist eine Lebensaufgabe"

Einst prachtvoll, immer noch geschichtsträchtig und seit langem verwaist: Seit 1999 liegt der Eifeler Hof in Kyllburg im Dornröschenschlaf. Der neue Eigentümer will das Traditionshaus wieder zum Leben erwecken. Eine Mammutaufgabe, wie der Rundgang durch das 4000 Quadratmeter große Anwesen zeigt.

 Für Architekt Winfried Müller (Mitte), umrahmt von den Alcazár-Geschäftsführern Jörg Eisenberg (links) und Philipp Thomas, geht ein Traum in Erfüllung.

Für Architekt Winfried Müller (Mitte), umrahmt von den Alcazár-Geschäftsführern Jörg Eisenberg (links) und Philipp Thomas, geht ein Traum in Erfüllung.

Foto: Klaus Kimmling

Kyllburg. Der Putz löst sich in dicken Streifen von den Wänden, an der Zimmerdecke haben sich große Wasserflecken gebildet, in einer Ecke macht sich dunkler Schimmel breit. In dem Kleiderschrank fehlen die Regalbretter, die Matratze des Doppelbetts hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Alles in allem kein besonders erbaulicher Anblick. Und dennoch steht Winfried Müller, 74 Jahre alt, Architekt und ehemals Stadtbürgermeister von Kyllburg, mit strahlenden Augen mitten in einem Hotelzimmer des Eifeler Hofs und sagt: "Das macht mir innerlich Mut."

Seit Anfang August ist die GbR Eifeler Hof offiziell neue Eigentümerin des gleichnamigen Traditionshotels mitten im Kyllburger Stadtzentrum (der TV berichtete). Hinter der GbR steckt zu einem Großteil die Kyllburger Firma Alcazár Real Estate GmbH (siehe Extra). Und deren Architekt und Berater wiederum ist seit vielen Jahren Winfried Müller. Schon in seiner fünfjährigen Amtszeit als Stadtbürgermeister bis 2009 habe er es sich zum Ziel gesetzt, Kyllburg wieder zu einem renommierten Erholungsziel zu machen, sagt der 74-Jährige. Nun erfüllt sich für ihn ein Traum: "Das ist noch mal eine Lebensaufgabe, dieses Haus auf Vordermann zu bringen." Eine Aufgabe, die es in sich hat: 72 ehemalige Hotelzimmer, 38 weitere Räume, drei Treppenhäuser, zwei Terrassen, drei Lasten- und zwei Personenaufzüge, vier große Säle, ein Kellerlokal, ein Schwimmbad, eine Kegelbahn, eine Golf-Lehranlage und eine Massagepraxis hat das 4000 Quadratmeter große Gebäude vorzuweisen. "Das ist die Nummer eins in Kyllburg", sagt Müller. Immerhin habe hier schon Kaiser Wilhelm II. übernachtet.

Doch Kyllburgs Nummer eins hat gelitten in den vergangenen Jahren des Leerstands. Die Zimmer in der Mansarde sind unbewohnbar, nachdem vor ein paar Jahren durch das undichte Flachdach Wasser eingedrungen ist. Schimmel und abgeplatzter Putz gibt es auch im zweiten Obergeschoss. Zudem wurden 2007 insgesamt 100 Heizkörper abmontiert, die über den Winter geplatzt waren. Nur noch etwa die Hälfte der Zimmer ist überhaupt möbliert, der ehemalige Eigentümer, die holländische Lin-Gruppe, hat die ganze erste Etage ausgeräumt. "Sie hat einiges an Mobiliar verkauft, weil sie sonst die Grundsteuer nicht hätte zahlen können", sagt Philipp Thomas, einer der beiden Geschäftsführer von Alcazár.

Gut 500 000 Euro will die GbR nun in einem ersten Schritt in die Hand nehmen, um zunächst das Nötigste im Eifeler Hof auf Vordermann zu bringen - die Sanierung und Isolierung des Flachdachs, der Ersatz der einfach verglasten Fenster, die Entfernung von Putzresten, das Wiederingangsetzen der Heizung sowie die erste Möblierung. "Dann kann das Haus vermietet oder verpachtet werden", ist sich Architekt Müller sicher. Es gebe Interessenten sowohl für den Betrieb eines Hotels, eines Restaurants, eines betreuten Wohnens für Senioren als auch der seit 1999 geschlossenen Massagepraxis im Untergeschoss.

Die entsprechenden Konzepte hat der 74-Jährige bereits in der Schublade. Solange allerdings nichts unterschrieben ist, will er keine Details nennen. Doch schon im nächsten Jahr, so die Vorstellung der neuen Inhaber, soll mit einem kleinen Hotelbetrieb begonnen werden. "Was wir außerdem probieren wollen im ersten Zug der Wiederherstellung, ist, die großen Säle für Veranstaltungen zu vermarkten", ergänzt der zweite Alcazár-Geschäftsführer Jörg Eisenberg. Geburtstagsfeiern, Hochzeiten oder Konferenzen im Eifeler Hof? Wenn es nach Alcazár geht, soll dies bald möglich sein. "Wir möchten kleinteilig anfangen und allmählich in die Räume hineinexpandieren", sagt Thomas.
Räume, die für die neuen Hausherren nach wie vor Überraschungen bereithalten. "Es gibt immer wieder was Neues zu entdecken, das Gebäude ist so verbaut", sagt Eisenberg. "Ich war zwar schon etliche Male hier, aber ich kann mich immer noch verlaufen", ergänzt sein Kompagnon Thomas. Zum Beispiel suche er immer noch den Weinkeller, der irgendwo in einem der drei Untergeschosse verborgen sein soll. Auch Müller hat diesen noch nicht entdeckt, aber verlaufen wird sich der 74-Jährige im Eifeler Hof nicht. Er kennt sich aus. "Ich habe das Ganze im Griff", sagt er - mit Stolz in der Stimme und einem Strahlen über das ganze Gesicht.Extra

Das Unternehmen mit Sitz in Kyllburg ist eine seit Februar 2008 im Handelsregister eingetragene Immobilien-Investment-Gesellschaft. Es kauft baufällige Gebäude und modernisiert diese unter Wahrung der historischen Bausubstanz, um sie dann zu vermieten. So hat Alcazár bereits vier sanierungsbedürftige Gebäude in der Bademer Straße in Kyllburg in gehobener Ausstattung wiederhergerichtet; auch in Gentingen, Kruchten, Piesport, Schönecken und Herforst hat das Unternehmen baufällige Häuser modernisiert. Nach eigener Aussage hat Alcazár bislang circa fünf Millionen Euro in sanierungsbedürftige Gebäude in der Region investiert. Seit Juli hat die Kyllburger Firma außerdem das Schlosscafé in Malberg gepachtet und betreibt es als "Café Palladio". Zudem signalisiert Alcazár Interesse am Kauf des Malberger Schlosses und hat bereits ein Konzept für dessen Vermarktung entwickelt. neb

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