"Das ist fürchterlich"

Herforst/Beilingen/Binsfeld · In den vergangenen drei Wochen hat der Fluglärm rund um die Air Base Spangdahlem enorm zugenommen: Das berichten Bürger, die in der Nähe des Flugplatzes leben. Die Presseabteilung der Air Base hat für Montag eine Stellungnahme angekündigt.

Herforst/Beilingen/Binsfeld. Der Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, steht in einer Seitenstraße im Beilinger Ortskern. Eigentlich wollte er gerade in sein Auto steigen, um ein paar Besorgungen in Speicher zu machen, aber die Einkäufe müssen jetzt erst mal warten. Denn der greise Herr möchte etwas loswerden. Er sagt: "So wie es in den letzten Wochen hier zugegangen ist, hab\' ich es schon lange nicht mehr erlebt - der Lärm ist kaum noch zu ertragen, das ist fürchterlich."
Der Lärm, den er anspricht, hat seinen Ursprung auf der Air Base Spangdahlem, die nur wenige Hundert Meter Luftlinie von Beilingen entfernt liegt. "Wir sind den Fluglärm hier im Ort schon seit Jahren gewohnt, aber was sich in den vergangenen Wochen hier abspielt, ist unerträglich." Mehrmals am Tag seien die US-Jets in niedriger Höhe über den Ort gedonnert.
"Besonders in der Mittagszeit und auch abends noch, nach 19 Uhr. Daran muss sich dringend etwas ändern."
Michael Mohr ist Ortsbürgermeister in Beilingen. Seine Gemeinde profitiert vom Flugplatz, da mehrere Beilinger auf der Base arbeiten. Doch auch Mohr hat genug vom Fluglärm. "Momentan ist es richtig heftig."
Er spricht von einem "Lärmteppich", den die Flieger über den Ort legten. "Das Problem sind die simulierten Landeanflüge", sagt der Ortsbürgermeister, "die Jets fliegen die Base dabei an und starten dann vor dem Aufsetzen wieder durch. Das Ganze passiert mehrmals hintereinander".
Auch im Nachbarort Herforst ist man vom Fluglärm genervt. Als extrem belastend, bezeichnet Ortsbürgermeister Werner Pick die donnernden Maschinen. "Es hat in den letzten Wochen zugenommen, das hat sicher damit zu tun, dass mehr Maschinen auf der Base stationiert worden sind." Speziell die Flüge in der Mittagszeit seien nur schwer erträglich. "Besonders ärgerlich ist es für unseren Kindergarten - an eine Mittagspause für die Kleinen ist dort kaum noch zu denken", sagt Pick. Er sehe sehr wohl die Vorteile, die der Flugplatz für den Ort mit sich bringe ("Mieteinnahmen", "Arbeitsplätze für Herforster Bürger"), "aber die Base hat auch viele Nachteile - einer davon ist der Fluglärm". Doch immer dann, so erzählt der Ortschef, wenn man den Flugplatz kritisiere, "heißt es sofort, man habe etwas gegen die Air Base - das ist natürlich nicht so!" Auffallend sei allerdings, dass das Thema Fluglärm bei offiziellen Terminen auf der Base mit deutschen und amerikanischen Vertretern meist nicht thematisiert werde. Pick wünscht sich nach eigener Aussage mehr Respekt gegenüber den vom Fluglärm am stärksten betroffenen Ortschaften. "Es sollte geprüft werden, ob es nicht möglich ist, den Lärm auf mehrere Ortschaften zu verteilen, damit nicht immer nur Beilingen, Herforst oder Binsfeld den meisten Krach abbekommen."
Diesen Vorschlag wird er Anfang Mai auf der Airbase vortragen können. Denn dann sind Werner Pick, Michael Mohr und Speichers VG-Bürgermeister Manfred Rodens zu einem Gespräch auf dem Flugplatz eingeladen.
Die Air Base hat auf TV-Anfrage für Montag eine Stellungnahme zum Thema Fluglärm angekündigt. mfrExtra

Auch in der Gemeinde Binsfeld registriert man den zunehmenden Fluglärm. "Es ist auffallend, dass es in den letzten zwei Wochen deutlich lauter geworden ist", berichtet Werner Pitsch, Erster Beigeordneter im Binsfelder Ortsgemeinderat. "Gerade weil die Flugbewegungen in den letzten Jahren abgenommen hatten, fällt es natürlich jetzt wieder umso mehr auf." Im Ortsgemeinderat seien die Jets allerdings noch kein Thema gewesen, sagt Pitsch. mfr

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