"Das kann keiner verstehen"

Steffeln · Seit Bekanntgabe des Entwurfs für den Raumordnungsplan in der Region und des darin vorgesehenen Gesteinsabbaus in der Vulkaneifel hören die Proteste nicht auf. Auch an der Oberen Kyll sind viele bestürzt: Der Vulkangarten in Steffeln soll nun wieder zum Abbau herangezogen werden.

 Beeindruckender Blick ins erkaltete Innere eines Vulkans: die Gesteinswand im Vulkangarten Steffeln.

Beeindruckender Blick ins erkaltete Innere eines Vulkans: die Gesteinswand im Vulkangarten Steffeln.

Foto: Fritz-Peter Linden

"Das kann keiner verstehen", sagt Roland Schlösser vom Ortsgemeinderat in Steffeln. "Wir haben jährlich 10 000 Besucher da." Die Rede ist vom Vulkangarten rund um den Steffelnkopf: Als die frühere Lavagrube in den 1990er Jahren von der Firma Scherer aufgegeben wurde, reifte in der Gemeinde der Plan, rund um die freistehende Vulkanwand und das Areal mit zahlreichen geologischen Aufschlüssen ein Angebot für Besucher zu schaffen, die sich für die Erdgeschichte interessieren.

Damit rettete man die Lavagrube nicht nur vor der geplanten Verfüllung mit einem Klärschlammgemisch, sondern schuf 1999 mit dem Vulkangarten einen der beliebtesten Anziehungspunkte im Oberen Kylltal, gemeinsam mit dem nahen Eichholzmaar. Die Ortsgruppe des Eifelvereins betreut den Garten und bringt jedes Jahr tausende Besucher dorthin.

Nun aber soll, völlig überraschend, im regionalen Raumordnungsplan am Steffelnkopf wieder eine Vorrangfläche für Rohstoffgewinnung, also Gesteinsabbau, ausgewiesen werden. Ein schlechter Witz, findet man in Steffeln: Die Grube sei schließlich vor 20 Jahren aufgegeben worden, weil sich der Abbau nicht mehr gelohnt habe. Und schon damals, heißt es in der Stellungnahme der Gemeinde Steffeln, habe der Oberlandesgeologe "vor möglichen Verunreinigungen der bedeutenden Trinkwasservorkommen unterhalb des Vulkanberges" gewarnt.

Außerdem, sagt Edgar Steffes vom Bauamt der Verbandsgemeinde Obere Kyll, sei 2007 ein Zielabweichungsverfahren vorgenommen worden: Es besagt, dass seit damals das Areal aus dem sogenannten Bergrecht entlassen ist - dass also dort nicht mehr abgebaut werden soll.Gebiete um Auel auch betroffen


Auch der Ortsteil Auel ist von den neuerlichen Abbauplänen betroffen: Wenige hundert Meter von den Aueler Wohnhäusern entfernt sind der Mühlenberg und der Wetschberg auf der Gemarkung von Oberbettingen für den Gesteinsabbau vorgesehen.

Auch dagegen wehrt man sich in Steffeln und weist in der Stellungnahme darauf hin, dass dieser Bereich eine Vorrangfläche für die Trinkwassergewinnung sei - und Vorbehaltsgebiet für Erholung und Tourismus. Seit 1981 steht das Gebiet zudem unter Schutz als Naturdenkmal, weil sich dort historische Mühlenstollen befinden. Der Plan sei ein Unding, etwas, "das wir nicht mehr für möglich gehalten hätten", sagt Werner Grasediek im Ortsgemeinderat, der auch die Stellungnahme verfasste.

Die Verbandsgemeinde kritisiert ebenfalls, dass die Flächen wieder für den Abbau herangezogen werden sollen. Auch der Landkreis Vulkaneifel ist tätig geworden, vorige Woche lud Landrat Heinz-Peter Thiel alle betroffenen Gemeinden, die Naturschutzverbände und Vertreter der Abbau-Industrie zu einer großen Runde ein. Auch dort wehrten sich viele gegen die geplante Erweiterung des Gesteinsabbaus.Protestpapier wird übergeben


Die ablehnenden Stellungnahmen werden jetzt an die Planungsgemeinschaft der Region Trier geschickt, die dann alle Bedenken und Anregungen abzuwägen und mit darüber zu entscheiden hat, ob die Flächen im Raumordnungsplan bleiben oder zurückgenommen werden.Meinung

Von
Fritz-Peter LindenPlanungstellen agieren planlos!
Man kann nur hoffen, dass in den zuständigen Planungsstellen jemand geschlafen hat und das Ganze wieder zurückgenommen wird: Anders ist es nicht zu verstehen, dass der Vulkangarten bei Steffeln - und eine Reihe anderer Gebiete - ebenfalls wieder zum Abbau vorgesehen werden sollen. Wenn Regionalentwicklung so zu verstehen ist, dass man der Region bedenkenlos ihren Charakter wegsprengt und -baggert, dann kann man die Vulkaneifel gleich zum gigantischen Golfplatz machen. Löcher sind ja dann genug da. fp.linden@volksfreund.deExtra

Es gibt einen Unterschied zwischen Vorrang- und Vorbehaltsgebieten. Im ersten Fall wiegt eine bestimmte Nutzung schwerer als andere mögliche Funktionen - im Fall von Steffeln würde die Rohstoffsicherung am Vulkangarten also die Nutzung für Erholung und Tourismus ausschließen, wenn die Fläche wie vorgesehen im Raumordnungsplan stehen bleibt. Ein Vorbehaltsgebiet ist wiederum eine Vorstufe zum Vorranggebiet. Dort ist die zukünftige Nutzung noch nicht endgültig festgelegt, da auch andere Funktionen zum Tragen kommen können oder vor einer Entscheidung geprüft werden müssen. Zum Beispiel, ob auf einer Fläche eine Vereinbarkeit mit Grundwasserschutz oder anderen Aspekten besteht. fpl

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