Archiv September 2019 Tonnenweise Stahl für die Kirchendecke in Bleialf

Bleialf · Die einsturzgefährdete Decke der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Bleialf ist nur mit großem Aufwand zu retten. Die Kosten liegen bei 1,1 Millionen Euro. Architekt Peter Berdi stellte den Pfarrangehörigen das Sanierungskonzept vor.

 Es wird teuer und aufwändig, die einsturzgefährdete Decke der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt zu retten. Rund einhundert Menschen kamen zum Informationsabend, um sich das Sanierungskonzept von Architekt Peter Berdi (im Bild) und Statiker Martin Kreutz erläutern zu lassen.

Es wird teuer und aufwändig, die einsturzgefährdete Decke der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt zu retten. Rund einhundert Menschen kamen zum Informationsabend, um sich das Sanierungskonzept von Architekt Peter Berdi (im Bild) und Statiker Martin Kreutz erläutern zu lassen.

Foto: Vladi Nowakowski

Rund einhundert Zuhörer sitzen am Dienstagabend im alten (und sicheren) Eingangsbereich der Bleialfer Pfarrkirche, um vom Architekten Peter Berdi und dem Statiker Martin Kreutz zu erfahren, wie die Gipsdecke und der überbelastete Dachstuhl im jüngeren Anbau des Gotteshauses erhalten und saniert werden können – und was das kosten wird (der TV berichtete).

Das Dilemma könne man in einem Satz zusammenfassen, sagt der Statiker: „Die Decke ist für die Dachkonstruktion zu schwer.“ Die Fotos, die der Beamer unterdessen auf die Leinwand wirft, zeigen gerissene, verdrehte und sogar gebrochene Balken im Dachstuhl der Kirche.

 Beeindruckender Bau , aber ein gefährdeter: die Kirche von Bleialf in der Dorfmitte.

Beeindruckender Bau , aber ein gefährdeter: die Kirche von Bleialf in der Dorfmitte.

Foto: e_pruem <e_pruem@volksfreund.de>

Klar wird dabei: Innerhalb von knapp einem Jahrhundert (1925 wurde zur ursprünglichen Kirche aus dem 14. Jahrhundert die neue, dreischiffige Basilika hinzugefügt) haben das enorme Gewicht der eingehängten Gipsdecke und das von außen einwirkende Eifelwetter mit Schnee und Sturm ganze Arbeit geleistet.

„Das gesamte System verdreht sich und ist statisch überbeansprucht“, erklärt Martin Kreutz. „Wahrscheinlich wurde die Belastung des Gestühls durch die rund acht Zentimeter dicke Decke nicht richtig bemessen.“ Falls einer der Balken, die im Fachjargon Binder genannt werden, den Halt verliere, drohe ein Dominoeffekt. „Dann stürzt die Decke ein.“

Gemeinsam mit dem Architekten Peter Berdi hat Kreutz ein Konzept zur Sanierung der Konstruktion erarbeitet, das es ermöglicht, die historische Gipsdecke zu erhalten. „Wir müssen von außen ran“, sagt Berdi. Dafür müsse die Kirche eingerüstet werden, um ihr ein zusätzliches Dach zu verpassen, denn keinesfalls darf die Gipsdecke mit Feuchtigkeit in Berührung kommen, nachdem das Kirchenschiff abgedeckt ist.

„Diese Arbeiten müssen von Mai bis September erfolgen. Auch wenn das Gerüst selbstverständlich allen statischen Anforderungen entspricht – Schneelasten, wie sie in der Eifel vorkommen können, wird es nicht halten“, erläutert Peter Berdi.

Ist das Gotteshaus einmal abgedeckt, werden zwischen die bisherigen Binder Stahlträger eingesetzt und miteinander verbunden, ein neuer Dachstuhl mit einem Gewicht von rund 23 Tonnen. Die Gipsdecke, während der gesamten Arbeiten von unten abgestützt, wird an der Stahlkonstruktion befestigt, die alten Balken sind somit entlastet.

Ob denn das Gebäude die zusätzliche, tonnenschwere Last auch tragen kann, will eine Zuhörerin von den Fachleuten wissen. „Ja, auch das haben wir berechnet“, antwortet ihr der Statiker. „Die Last tritt ja nicht punktuell auf, sie ist auf das gesamte Mauerwerk verteilt.“

Das Ganze klingt nach einer Menge Arbeit, die darüber hinaus millimetergenau zu erledigen ist – und einen sehr großen Batzen Geld verschlingen wird. „Nach unseren Berechnungen reden wir hier über 1 104 200 Euro“, sagt Peter Berdi. „Und da sind eventuelle negative Überraschungen nicht eingeplant.“

Das sei ein große Summe für die Kirchengemeinde, sagt Pfarrer Jochen Kohr. Trotz der erhofften Unterstützung durch das Bistum müsse man nun kreativ werden. „Ohne Unterstützung mittels Spenden und tätiger Mithilfe vieler Menschen wird das nicht gehen.“

Willi Leinen vom Pfarrverwaltungsrat rechnet vor: „Wir streben an, 785 200 Euro Zuschuss seitens des Bistums einsetzen zu können. Bei bisherigen Projekten hat das Bistum immer auch die Planungskosten übernommen.“

Doch Grundvoraussetzung, um den Startschuss zur Sanierung geben zu können, sei, dass die Pfarrgemeinde die restlichen Mittel von rund 320 000 Euro aus eigener Kraft aufbringe und dazu einen hieb- und stichfesten Finanzierungsplan erstellen kann.

„In den vergangenen zehn Jahren haben wir es immer geschafft, große Summen zu stemmen“, sagt Leinen. „Das gibt uns Zuversicht, auch dieses Projekt angehen zu können.“

Die Investitionen der Kirchengemeinde in ihre Gebäude von 2008 bis zum heutigen Tage sind bereits hoch: Sie betragen insgesamt rund 1,4 Millionen Euro, das Bistum Trier übernahm davon 870 000 Euro.

Die aufgenommenen Darlehen aus dieser Zeit sind inzwischen bis auf einen Betrag von 125 000 Euro abgetragen.

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