Gefahr für Mensch und Tier in der Eifel Das Kreuz mit dem giftigen Kraut

Plütscheid/Feuerscheid · Das Jakobskreuzkraut findet aktuell bei den warmen Temperaturen beste Lebensbedingungen, doch so hübsch es auch ist, für Haustiere und Menschen wirkt die heimische Pflanze nach dem Verzehr tödlich.

 Kein Eindringling, aber gefährlich: Gerade in warmen Wochen breitet sich das Jakobskreuzkraut schnell aus.

Kein Eindringling, aber gefährlich: Gerade in warmen Wochen breitet sich das Jakobskreuzkraut schnell aus.

Foto: Frank Auffenberg

Bienchen summen, Hummeln brummen und gemeinsam saust man im Flug von Blüte zu Blüte. Die wiederum in schönstem kräftigen Gelb mit der Sommersonne um die Wette strahlen – das perfekte Sommeridyll. Doch so hübsch die gelben Teppiche, die sich gerade überall in der Eifel finden lassen, auch sein mögen, es ist geraten, einen großen Bogen um sie herum zu machen, denn das Jakobskreuzkraut, das hier so herrlich leuchtet, ist extrem giftig. Besonders für Haustiere wie Pferde, Schafe oder Rinder kann eine Mahlzeit durchaus tödlich enden.

Jedes Jahr aufs Neue sorgen sich Landwirte und Pferdehalter um ihre Tiere. Akribisch entfernen sie meist alle Vorkommen von ihren Weiden oder den Rändern, doch im Gegensatz zum eingewanderten Riesenbärenklau ist das Jakobskreuzkraut nicht ortsfremd. „Die Pflanze ist keine invasive, sondern eine heimische Pflanze und schon seit Jahren bekannt“, sagt Herbert Netter, Referent der Geschäftsführung des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau.

Während man mit großangelegten Aktionen im Eifelkreis dem Riesenbärenklau an den Kragen geht und versucht, Bestände komplett zurückzudrängen, kommt man dem Jakobskreuzkraut kaum bei und will es letztlich auch nicht komplett ausrotten. „Aus Sicht des Naturschutzes gibt es keine Notwendigkeit von Bekämpfungsaktionen; das Jakobskreuzkraut ist kein Neophyt wie zum Beispiel der Riesenbärenklau, sondern eine heimische, verbreitete Art“, sagt Ansgar Dondelinger, Sprecher der Eifelkreis-Verwaltung. Der Bestand entwickle sich in Abhängigkeit von Art und Intensität der Flächennutzung.

Eigentlich ist die Ausbreitung des Krauts also kein Problem, treffen aber ungünstige Bedingungen aufeinander, kann so manches Vorkommen doch Sorgen bereiten. „Die Ausbreitung des Jakobskreuzkrauts ist in einigen Landesteilen von Rheinland-Pfalz in diesem Jahr verstärkt festzustellen“, sagt Netter. Grund dafür seien unter anderem die Dürre im Vorjahr sowie die Trockenheit im laufenden Jahr. „Durch die Dürre ist vielerorts die Grasnarbe nachhaltig geschädigt worden, sagt er. Flachwurzelnde Gräser seien regelrecht vertrocknet, die entstandenen Lücken habe das tiefer wurzelnde Jakobskreuzkraut genutzt und sich vermehrt.

Straßenränder, Böschungen und auch extensiv bewirtschaftete Flächen sind ebenso betroffen, wie Vertragsnaturschutzflächen. „Nur auf Bahndämmen findet man Jakobskreuzkraut kaum, da die Bahn bekanntlich das Gleisbett mit Glyphosat behandelt“, sagt Netter. All diejenigen, die nicht zu dem umstrittenen Unkrautvernichter greifen wollen, müssen sich auf harte Arbeit gefasst machen, der zweijährigen Pflanze ist nämlich nicht gerade leicht beizukommen.

Schon vor etwa zehn Jahren haben das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) und der Landesbetrieb Mobilität (LBM) eine Vereinbarung getroffen. Fachkräfte des DLR untersuchen Vorkommen oder werden drauf hingewiesen, melden sie dann beim LBM, der wiederum ausrückt, um vor Ort die Ausbreitung zu stoppen. „Insbesondere an Stellen, an denen Anliegerflächen mit Weidetierhaltung direkt ‚bedroht’ sind, wird versucht schnell zu handeln“, sagt Netter.

„Als wichtigste Bekämpfungsmaßnahme gilt die Verhinderung der Samenbildung“, sagt Netter. Wird also noch vor der Blüte gemäht, ist der erste Schritt schon einmal getan – allerdings ist es dann noch keine Zeit, um zufrieden die Hand in den Schoß zu legen, denn gerade die zweite Blüte des Krauts ist sehr ergiebig.

Der Bauern- und Winzerverband empfiehlt Besitzern von Weiden oder Grünland, regelmäßig zu mähen, eine notwendige Düngung mit Stickstoff auf den Standort abzustimmen und im extremsten Fall eine Neusaat oder den gezielten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Der Arbeitskreis „Jakobskreuzkraut“ des DLR Rheinhessen-Nahe habe gezeigt, dass Maßnahmen sehr genau auf den jeweiligen Standort abgestimmt werden müssten, sagt Netter.

Fatal in puncto Landwirtschaft ist die Giftigkeit des Krauts. Für Tiere ist nämlich nicht nur die ackerfrische Pflanze giftig, sondern auch das mit ihr verunreinigte Heu. „Die gefährdeten Tiere sind Pferde und Rinder. Diese können sich schon nach der Aufnahme von Kleinstmengen so vergiften, dass sie keine Chance zum Überleben haben. Da sich die ‚Pyrrolizidin-Alkaloide’ in der Leber ansammeln, kann sich die Vergiftung auch langsam über einen größeren Zeitraum entwickeln und das Leben der Tiere beeinträchtigen. Hier gibt es noch Forschungsbedarf“, sagt Netter.

Weitere Informationen zum Jakobskreuzkraut erteilt das DLR im Internet unter www.dlr.rlp.de

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