LITERATUR „Das Kylltal ist einmalig“

Malberg/Kyllburg · Ein Mammutwerk, das um die Liebe zu einem Gewässer kreist: Rund 100 Autoren, Maler und Musiker haben sich im Werk „Das stille Tal der Kyll“ verewigt, das am Sonntag auf Schloss Malberg vorgestellt wird.

 Dieses Bild hat es Autor Joseph Groben besonders angetan. Es stammt von Fritz von Wille, ist in Privatbesitz und zeigt einen schönen Blick auf Kyllburg.

Dieses Bild hat es Autor Joseph Groben besonders angetan. Es stammt von Fritz von Wille, ist in Privatbesitz und zeigt einen schönen Blick auf Kyllburg.

Foto: Fritz von Wille

Joseph Groben hatte eigentlich nicht vor, ein Buch über die Kyll zu veröffentlichen. Und nun ist es ein dicker Band  mit mehr als 350 Seiten geworden. Was der Luxemburger während seiner 25-jährigen Recherche erlebt hat und was ihn am meisten an diesem Fluss beeindruckt, verrät er in diesem Interview.

Was macht das Kylltal so besonders?

Joseph Groben: Die Vielfältigkeit. Das Obere Kylltal ist grundverschieden vom mittleren und vom unteren Teil. Es hat einen großen landschaftlichen und historischen Reichtum - es gibt allein zwölf Burgen. Und auch die Begegnungen, die ich mit den Menschen dort hatte, waren bereichernd. Es gibt dort einen offenen Menschenschlag, bei dem ich sehr viel Entgegenkommen gespürt habe. Ich bin menschlich viel, viel reicher geworden durch die vielen Kontakte. Und ich fühle mich dort ziemlich heimisch.

Wann haben Sie die Kyll entdeckt?

Groben: Ich komme seit 25 Jahren regelmäßig an die Kyll. Anlass war eine Veranstaltungsreihe, die 1993 begann und „Conaissance“ hieß, also „Kennenlernen“. Diese befasste sich mit der Kultur in altluxemburgischen Territorien, zu denen auch ein Teil des Kylltals gehörte. Das Luxemburger Kammerorchester, dessen organisatorischer Leiter ich damals war, hatte sich vorgenommen, einen Zyklus zu machen, um all die interessanten Orte des ehemaligen Herzogtums Luxemburg vorzustellen.  Sieben Jahre lang haben wir diese Orte besucht. Es gab, immer sonntags, 40 Veranstaltungen, jeweils mit Besichtigungen, Musik, Essen und Trinken sowie Vorträgen, davon mehrere an der Kyll.

Und ist das kulturelle Erbe der Kyll so reichhaltig, dass Sie genügend Material für diese Veranstaltungen hatten?

Groben: Auf jeden Fall. Ich bin in die Archive gegangen, habe vieles entdeckt und Kontakte zu Künstlern, Musikern und Autoren hergestellt, um die Veranstaltungen vorzubereiten. Und im Vorfeld der Veranstaltungen erschien jeweils ein Artikel im Luxemburger Wort.

Und als diese Besuche an der Kyll im Jahr 2000 endeten, blieb die Liebe zu diesem Fluss und das Interesse an seinem kulturellen Erbe?

Groben: Ja. Ich war ja während der Vorbereitungen immer öfter an die Kyll gekommen und ich habe mich verliebt in das Tal, das einen ganz besonderen Charme hat. Ich habe jahrelang, eigentlich bis heute, Wanderungen dort unternommen, mich sehr viel mit der Geschichte befasst, die Landschaft genossen, unzählige Begegnungen gehabt mit Lokalhistorikern, Künstlern und Autoren oder einfach nur mit den Bewohnern.

Und wann kam Ihnen der Gedanke, ein Buch aus all dem Geschriebenen zu machen?

Groben: Das war um 2015. Ich hatte eigentlich keine Absicht, ein Buch zu veröffentlichen. Aber als ich dann sah, wie viel zusammengekommen und wie viele interessante Menschen ich getroffen hatte,  habe ich mich entschlossen, eine Art historisch-kulturelles Kaleidoskop mit den Schwerpunkten Literatur, Malerei und Musik zu veröffentlichen, um den ganzen kulturellen Reichtum dieses Tals zu zeigen.

Was war der bewegendste Beitrag in dem Buch?

Groben: Schwierig zu sagen. Es gab viele emotionale Momente. So habe ich bei einem Konzert in Himmerod, ich glaube es war um 2010, ein besonderes Erlebnis gehabt. Am Ende des Konzertes hat der Chor das „Salve Regina“ gesungen. Das war ein Lied, das jeder Konzertbesucher kannte, vielleicht auch, weil es nachweislich seit dem frühen 13. Jahrhundert jeden Tag in St. Thomas gesungen wurde.Und alle Besucher in der vollen Abteikirche erhoben sich und sangen mit. Diesen Moment haben wir aufgenommen und auf die CD gesetzt, die dem Buch beiliegt.

Und was hat Sie am meisten überrascht?

Groben: Ich habe viel Neues  entdeckt. Zum Beispiel, wie oft Fritz von Wille das Kylltal gemalt hat. Allein sechs Bilder sind im Buch enthalten. Das Hauptbild, das auf dem Cover des Bands ist, gehört einem Sammler aus Bayern. Das hatte ich zuvor noch nie gesehen. Das war eine Entdeckung, weil das Bild so schön diese Lage von Kyllburg zeigt, wie sich dieser Ort hochschlängelt bis zum Stiftsberg.

Welcher Ort im Kylltal hat es Ihnen besonders angetan?

Groben: Das Kylltal ist einmalig in vielerlei Hinsicht. Aber das Dreigestirn St. Thomas, Kyllburg und Malberg ist für mich die Krone der Eifel. Es gibt keine ähnliche  Konzentration an geschichtlichem und kulturellem Reichtum in der Eifel.

 Idyllisch: die Deimlinger Mühle in Daufenbach.

Idyllisch: die Deimlinger Mühle in Daufenbach.

Foto: tv/Joseph Groben

Wer sollte Ihr Buch kaufen?

Groben: Jeder, der das Kylltal liebt, jeder, der sich dort wohlfühlt und der findet, dass dieses Buch Aspekte spiegelt, die es in dieser Zusammenstellung bisher nicht gegeben hat.  Denn das ist so. Ohne diesen innovativen Charakter hätte ich das Buch nicht veröffentlicht

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