Das letzte Detail ist geschafft: Heinz Reifferscheid und sein finales Großprojekt

Jünkerath/Gönnersdorf · Aufgeben gilt nicht: Heinz Reifferscheid, Ex-Werkleiter an der Oberen Kyll, Leichtathletik-Trainer und Vater der "Fair Play Arena" Jünkerath, ist gerade 75 Jahre alt geworden. Und freut sich, dass nun auch sein letzter Job im Sport erledigt ist. Ein schwerer Kampf ist aber noch auszutragen.

Das letzte Detail ist geschafft: Heinz Reifferscheid und sein finales Großprojekt
Foto: (e_pruem )

Jünkerath/Gönnersdorf. "Entweder mache ich etwas ganz oder gar nicht." Ein Satz von Heinz Reifferscheid. Er sagte ihn vor genau 20 Jahren im TV. Damals war er nicht nur Chef der Verbandsgemeindewerke Obere Kyll, sondern auch führender Mann bei der Leichtathletik-Gemeinschaft Vulkaneifel (LGV).

Leichtathleten hat der Gönnersdorfer, in seinem "Heimatverein" VfL Jünkerath, schon mit Mitte 20 trainiert und diese Arbeit auch in der LGV bis zum 70. Lebensjahr fortgesetzt. Viele nationale Meistertitel und internationale Erfolge begleiteten seine 45-jährige Trainerlaufbahn - einmalig in der Eifel.

Ganz oder gar nicht: Das gilt auch für Reifferscheids letzten großen Erfolg, die Sportanlage der Verbandsgemeinde (VG) Obere Kyll in Jünkerath. Pardon: die Fair-Play-Arena natürlich. Mittlerweile heißt ja alles "Arena", was größer ist als eine Salatschüssel - aber hier gehörte man zumindest zu den Ersten, die sich den etwas höhertrabenden Namen ausdachten.

Das Fair Play im Namen, das hat selbstverständlich viel zu tun mit der gleichnamigen Radtour durch die Großregion, die sich Sportlehrer Herbert Ehlen vor nun fast 20 Jahren ausdachte und bei der Jugendliche von stolzen 40 Schulen in die Pedale treten - und sich für Toleranz und gute Zwecke einsetzen. Diese Woche sind sie wieder unterwegs. Und allein bei den begleitenden "Lebensläufen" kamen bisher mehr als 2,5 Millionen Spenden-Euro zusammen.
Zurück in die Arena: Da kicken an diesem Sommerabend ein paar Jungs bestgelaunt auf ein mobiles Tor an der Außenlinie, im Vordergrund machen sich ein paar Mädchen mit Gymnastik auf dem Rasen warm, am anderen Ende trainiert ein Fußballer ganz für sich.Im Einsatz für alle


Heinz Reifferscheid registriert es mit zufriedenem Lächeln. Die Sportanlage, das weiß jeder an der Oberen Kyll, ist sein Werk. Mit allem, was man zu einer solchen Anlage braucht. Dabei war sie noch 2009 so marode, dass man niemanden mehr drauflassen wollte. Höchstens noch Crossläufe, sagte Reifferscheid damals, könne man auf der Aschenbahn austragen. Geld für die Sanierung? Haha.
Das Aus war abzusehen. Aber die Abwickler hatten nicht mit Reifferscheid gerechnet: Der nahm sich der Sache an. Machte überall Förder- und Spendengeld locker, auch bei den Vereinen der Kommune, die alle die Anlage nutzen. Und wer ihn einmal erlebt hat, wenn er sich einer Sache angenommen hat, der weiß: Der Mann gibt nicht auf. Fair Play, ja gut, dazu gehört allerdings auch das ein oder andere harte Tackling. Manch einer seiner Gesprächspartner kann davon ein Lied singen.

Das erbrachte am Ende die nötigen gut 800 000 Euro für die Sanierung. Das Land spendierte die Hälfte, die Vereine brachten 100 000 Euro zusammen, die Finanzierung stand. 2010 begannen die Arbeiten, im Jahr darauf feierte man die Neueröffnung.
Alles bekannt - und zuletzt schaffte er es mit Unterstützung von Walter Schmidt, dem Vorsitzenden des 2015 gegründeten Fördervereins für die Arena, auch noch, das zentrale Gebäude auf Vordermann bringen zu lassen. Mit bestens eingerichteten Räumen für die Sportler, für Heim- und Gastmannschaft, für Schiedsrichter, sogar mit eigener Dusche, wie sich das gehört. Alles picobello.
Das waren noch einmal nahezu 200 000 Euro, die er auch mit Beistand von Bürgermeisterin Diane Schmitz irgendwo herzauberte. 70 000 steuerte wieder das Land bei, das übrige Geld brachten die VG und erneut die Vereine zusammen.

Alles fertig also? Nicht für Reifferscheid: Da waren ja noch Laternen an der Zufahrt zur Anlage zu installieren. Und Hinweisschilder, damit bloß jeder den Weg zur Arena findet. Das hat er dann mit typischer Hartnäckigkeit auch noch bei VG und der Ortsgemeinde Jünkerath erreicht.
Mit dem Zaubern ist es allerdings nun vorbei: Vor wenigen Monaten hat Reifferscheid den Vorsitz beim VfL Jünkerath abgegeben, nachdem man ihn dort immer und immer wieder in den Posten gewählt hatte.

Denn Heinz Reifferscheid, gerade 75 geworden, ist schwer erkrankt, eine nicht mehr heilbare Autoimmunstörung, mit der er offen umgeht. Man merkt sie ihm kaum an - noch immer redet er wie ein Wasserfall und bewegt sich wie ein junger Hüpfer. Aber es ist ernst - und deshalb macht er gerade noch ein paar Säcke zu: redet mit Weggefährten, sucht Versöhnung da, wo er sich gestritten hat. Denn streiten, das kann er. Bis das alles erledigt ist, sind daher noch ein paar Ründchen zu drehen. "Ich bin wenigstens im Moment nach vielen Tiefpunkten schon wieder in der Lage zu joggen", sagt er. "Das hilft mir unheimlich."

Man wünscht ihm noch viele Kilometer. Die jungen Sportler auf der Anlage trainieren währenddessen weiter. Vermutlich haben sie keine Ahnung, wer der ältere Herr ist, der da so engagiert auf seinen Gesprächspartner einredet.
Heinz-Reifferscheid-Arena - wäre auch ein passender Name gewesen. Oder? Was meint er? "Hör bloß auf mit dem Quatsch!"Meinung

Typen wie er
Man kann das getrost sagen: Ohne Heinz Reifferscheid würden der Oberen Kyll mindestens zwei Dinge fehlen. Saubere Verbandsgemeindewerke (das ist unglamourös. Aber wehe, wenn die Leitungen nicht funktionieren) - und eine bestens eingerichtete Sportanlage, die von Schulen, Vereinen und anderen Institutionen in der Region fröhlich genutzt wird. Obwohl noch vor einigen Jahren alles dagegen sprach, sie erhalten zu können. Das ist vor allem seiner Klugheit zu verdanken. Und seiner Hartnäckigkeit. Damit macht man sich nicht bei jedem beliebt. Erreicht aber etwas. Man kann ihm nur danken dafür. Und ihm wünschen, dass ihm jetzt, im Kampf gegen eine perfide Krankheit, die Kraft des Langstrecklers nicht ausgehen möge. Solche Typen werden einfach nicht mehr gemacht. f.linden@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort