Das letzte Wort hat der Azubi

STADTKYLL. Gespräche, Gruppenarbeit, Spaß: Die 22 Lehrlinge von Japan Tobacco International (JTI) in Trier haben sich beim ersten "Azubi Day" des Unternehmens im Stadtkyller "Familotel" mit ihrer Arbeit und mit ihren Bossen beschäftigt.

"Die sind richtig locker drauf", sagt Hans-Peter Hackenbruch, Restaurantchef des Stadtkyller Hotels. "Wirklich nette Jugendliche - so, wie man sich Lehrlinge wünscht." "Das kann ich mehr als bestätigen", sagt Peter Blickisdorf. "Supertruppe, ein guter Mix, vom Schulabgänger bis zum Quereinsteiger." Blickisdorf ist "Vice President Manufacturing Europe" bei JTI - einfacher gesagt: der Boss. Und auch der hat unten angefangen, vor 30 Jahren war er selbst ein Azubi in der Firma. Blickisdorf ist nicht der einzige aus der Chefetage in Stadtkyll: Fast die ganze Führungsspitze ist angetreten, um diese beiden Tage mit den Lehrlingen zu verbringen. "Und um ihnen zu zeigen, dass wir alle Mitarbeiter in einem Team sind.""Wer nicht ausbildet, setzt falsche Signale"

Teamgeist ist wichtig, denn der Konzern hat es nicht leicht: Die Raucher stehen unter Druck, das Image der Industrie ist ungefähr so erfreulich wie ein Brandfleck auf dem Wohnzimmertisch. Die Umsätze sinken, statt mehr als 200 Millionen Zigaretten am Tag produziert Trier derzeit nur etwa 190 Millionen. Trotzdem stellt das Werk kräftig junge Leute ein, 22 Auszubildende sind es zurzeit. "Wir bilden keine Raucher aus", sagt Blickisdorf bei einer Zigarette im Hotelrestaurant. Sondern: Industriekaufleute, Industriemechaniker und -elektriker - gut 150 in den vergangenen 30 Jahren. "Und wir erhöhen sogar noch. Im September werden zehn neue Azubis dazukommen." Alles andere sei schlicht am verkehrten Ende gespart: "Das ist kurzfristig gedacht, aber langfristig die falsche Entscheidung. Wer nicht ausbildet, setzt das falsche Signal, denn er glaubt nicht an die eigene Zukunft." Und stehe dann später ohne junge Fachkräfte da. Während sich der Chef in Richtung Schweiz verabschiedet, sitzt die JTI-Zukunft eine Etage tiefer, in einem Seminarraum des Hotels. Die große Schlussrunde läuft. Sie haben Songs umgetextet und gesungen, einen Werbefilm gedreht, einen Sketch gespielt, Bilder gemalt. Und sie haben ihren Bossen die Meinung gesagt, ohne Angst, sich dafür eine "Zigarre" abzuholen - zum Beispiel, dass sie sich oft unterfordert fühlen oder die Führungsetage bislang eher unnahbar rübergekommen sei: "Die Diskussion mit den Managern war das Highlight", sagt ein Lehrling. Weitere Stimmen: "Wie ernst die Azubis genommen werden, das finde ich klasse." "Schön zu sehen, dass auch die Top-Manager nur mit Wasser kochen." Klaus Neureuther, Chef der Personalentwicklung, spricht das letzte Wort: Er freut sich über die gemeinsame Arbeit und lobt die Auszubildenden: "Wir setzen auf euch, wir brauchen euch." Schluss für heute, ab ins Wochenende. Nicht ganz, denn Diana Herzig geht dazwischen. "Das allerletzte Wort haben wir", sagt die angehende Industriekauffrau entschlossen. Ihr Fazit: "Es hat uns richtig gut gefallen - danke für die zwei schönen Tage." Später, im Gespräch mit dem TV, bestätigt sie: Die gewünscht lockere Atmosphäre, das Gespräch auf der vielzitierten "Augenhöhe", das alles war nicht nur Behauptung an diesen beiden Tagen. Die Lehrlinge fühlen sich ernst genommen: "Das merkt man schon. Sobald von uns etwas kommt, dann wird es auch aufgegriffen und umgesetzt." Da ist sogar der Betriebsrat zufrieden: "Ganz klasse, dass so etwas gemacht wurde", sagt der Vorsitzende Gerd Willems. "Wenn das fortgesetzt wird, dann habe ich keine Bedenken." Kein Problem: Der nächste "Azubi Day" ist schon abgemacht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort