Das Puzzlespiel kann beginnen

Jünkerath/Prüm · Die Gesprächsrunde wird erweitert: Während die Verbandsgemeinden (VG) Gerolstein, Hillesheim und Obere Kyll in diesen Tagen offiziell in Fusionsverhandlungen eintreten (TV vom 17. Mai), hält man sich im Oberen Kylltal eine weitere Option offen: den Zusammenschluss mit Prüm.

Jünkerath/Prüm. Geografische Nähe und alte Verbundenheiten zu Prüm: An der Oberen Kyll haben nicht alle mit Begeisterung auf die Nachricht reagiert, dass die Verwaltung nun mit Gerolstein und Hillesheim über eine Großfusion verhandelt.
Der Zusammenschluss der drei Kommunen wird im Gutachten der Universität Trier zur Kommunalreform favorisiert, weil er die meisten Einsparungen ermögliche (der TV berichtete). Eine Fusion mit Prüm ist darin nicht erwähnt. Genau diese Option will man sich aber an der Oberen Kyll offenhalten: Die lokale Lenkungsgruppe, sagt Bürgermeisterin Diane Schmitz, habe sie deshalb beauftragt, auch in der Abteistadt für Gespräche zu werben.
Thema im VG-Rat


Das Thema soll deshalb im Prümer VG-Rat auf die Tagesordnung kommen. Verwaltungschef Aloysius Söhngen hätte nichts dagegen: "Es ist ja bekannt, dass die Ortsgemeinden aus dem Altkreis sehr deutlich signalisiert haben, dass sie gerne die Option Prüm hätten", sagt er. "Es geht um das, was langfristig tragen kann. Und wenn das für alle Partner zu einer finanziellen Entlastung führt, ist es auf jeden Fall sinnig." Deshalb sei für die VG Prüm klar: "Wir werden ernsthaft reden und die zu prüfenden Dinge prüfen."
Zu den von Söhngen erwähnten Ortsgemeinden gehört auch Reuth: "Wir müssen nach Prüm, was sollen wir in Gerolstein?" - So, sagt Ortsbürgermeister Ewald Hansen, hätten einige bereits auf die Vorstellung einer Dreier-VG mit vermutlichem Sitz in der Sprudelstadt reagiert. Das Problem: "Zu Gerolstein haben wir überhaupt keine Beziehung."
Zudem dürfe man nicht den Fehler machen wie bei der vergangenen Kommunalreform 1970/71 und "die Bürger vor vollendete Tatsachen stellen". Deshalb werde die Ortsgemeinde Ende Mai alle Bürger zu einer Versammlung einladen, um über die Stimmung im Dorf und die Wünsche der Reuther zu sprechen.
Reuth liegt im Westen der VG Obere Kyll und grenzt direkt an den Eifelkreis Bitburg-Prüm. Dass man dort mehrheitlich nicht von Gerolstein aus verwaltet werden möchte, überrascht kaum. Aus den Nachbarorten Hallschlag, Ormont oder Stadtkyll vernimmt man ähnliche Stimmen.
Anders sieht es in Birgel aus, am anderen Ende der Verbandsgemeinde und deutlich näher an Hillesheim und Gerolstein: "Es ist eine ganz, ganz schwierige Sache", sagt Gemeindechef Günter Klinkhammer. Er befürchtet vor allem eine Teilung seiner VG, bei der einige Dörfer nach Prüm, die anderen in Richtung Gerolstein und Hillesheim wechseln würden. Mit entsprechender Schwächung: "Welchen Einfluss hätten wir denn dann noch bei Wahlen? Wir würden untergehen."
Klinkhammer schaut noch ein bisschen weiter in die mögliche Zukunft: Wenn man jetzt geschlossen zu einer neuen VG mit Hillesheim und Gerolstein wechsle, ändere sich letztlich nicht allzu viel, denn als nächstes seien die Kreise an der Reihe. Und bei einer künftigen Zusammenlegung der beiden Eifelkreise "sind wir alle wieder beieinander."
Nicht gegen Willen der Bürger


Die "große Lösung" mit Hillesheim und Gerolstein sei noch nicht beschlossene Sache, sagt Bürgermeisterin Diane Schmitz. Und sie soll auch nicht gegen den Willen der Bürger durchgedrückt werden: "Sie werden jetzt ständig informiert, über die Presse und das Mitteilungsblatt, und können sich dann eine Meinung bilden. Wir haben festgelegt, dass wir bis Ende des Jahres wissen wollen, ob wir nach links oder nach rechts gehen. Und wenn dann der Rat das nicht entscheiden will, werden wir die Bürger fragen."
In einer Sache legt sie sich allerdings bereits fest - einem möglichen Gesamt-Eifelkreis: "Nichts dagegen", sagt Diane Schmitz. "Dann würden wir ziemlich in der Mitte liegen."Meinung

Alles im Fluss
Gerolsteins VG-Bürgermeister Matthias Pauly kann sich freuen. Wenn er die Großfusion einigermaßen unfallfrei über die Bühne bekommt und ein neuer Verwaltungschef gewählt werden muss, steht der Favorit bereits fest. Genau: Matthias Pauly. Die von der Oberen Kyll hätten da aber zumindest einen Wunsch: Das neue Konstrukt darf dann nicht "VG Gerolstein und der unbedeutende Rest" heißen. Sondern, wie Kollege Christian Brunker ganz salomonisch und geografisch korrekt anregt: VG Obere Kyll. Auch wenn die Jünkerather, Stadtkyller und Hallschlager dann nichts mehr zu kamellen hätten. Andererseits wäre ein Treuebund mit Prüm natürlich die friedvollere Lösung: Dort räkelt sich unser aller Aloysius so souverän im Sessel, dass niemand auf die wirre Idee käme, ihn aus dem Posten als Chef der neuen "VG Vereinigte Flusstäler" jagen zu wollen. Stattdessen könnte er ganz in Ruhe seine Thronfolge regeln. Wer dann sein Erbe antritt, ist auch schon klar: Diane Schmitz, das junge Ding aus Jünkerath. fp.linden@volksfreund.de Eine Zusammenlegung von Verbandsgemeinden bedeutet nicht nur neue Verwaltungsgebiete - sie hätte weitreichende "innere" Folgen: Bei einer Fusion mit Hillesheim und Gerolstein wird die Frage nach dem Verwaltungssitz aufgeworfen. In der geografischen Mitte: Hillesheim. Ob das in der größeren Stadt Gerolstein aber akzeptiert würde, ist zu bezweifeln. Fest steht: Ein Bürgermeisterkandidat aus der bisherigen einwohnerstärksten VG Gerolstein hätte immer die besseren Wahlchancen. Weitere Fragen: Welche Außenstellen würde man einrichten, wer dort arbeiten und welche Dienste anbieten? Ungeklärt ist auch die Zukunft der drei Tourist-Informationen. Werden zwei davon gestrichen? Und was geschieht mit dem Verkehrsverein Oberes Kylltal, der ein seit Jahrzehnten funktionierender Zusammenschluss mit der nordrhein-westfälischen Gemeinde Dahlem ist? fpl

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