Das schnelle Netz soll endlich kommen

In kaum mehr als zwei Monaten soll jeder Haushalt in Deutschland mit leistungsfähigem Internet versorgt sein, so sieht es die von Bundeskanzlerin Angela Merkel verkündete Breitbandoffensive vor. In Waxweiler hat nun das Wirtschaftministerium seine Tour gestartet, bei der für die unterversorgten Orte Lösungen gefunden werden sollen.

Waxweiler. "Schnell ins Netz. Überall. Für alle" - das ist die für viele Menschen im Eifelkreis Bitburg-Prüm verlockende Maxime der Breitbandoffensive der Bundesregierung (der TV berichtete). Denn noch immer sind 100 der insgesamt 235 Gemeinden unterversorgt und haben Übertragungsgeschwindigkeiten von weniger als einem Megabit pro Sekunde. Ob Habscheid, Dasburg oder Oberlascheid: In vielen Orten ist DSL, das Kürzel für schnelles Internet, noch ein Fremdwort. Doch bis Jahresende soll jeder Haushalt versorgt sein, also mindestens dieses eine Megabit zur Verfügung haben, so sieht es das ehrgeizige Ziel der Bundesregierung vor.

Etwas mehr als zwei Monate vor Jahresende hat das Bundeswirtschaftsministerium nun seine groß angelegte Informationstour durch die weißen Flecken auf der DSL-Landkarte gestartet - im Eifelort Waxweiler. Experten aus Politik und Unternehmen sollen mit betroffenen Bürgern und Kommunalvertretern diskutieren und Lösungen finden.

Die warten gespannt, aber durchaus skeptisch auf die Enthüllungen. Schließlich ist die Diskussion nicht neu. Schon seit Jahren kreisen die Gespräche immer wieder darum, wie man auch kleinere Orte mit nur wenigen Haushalten an die Datenautobahn anschließen kann. Getan hat sich wenig, und der Druck auf die Gemeinden wächst. Eine der ersten Fragen bei Neubaugebieten sei mittlerweile die nach dem Internetanschluss, berichtet Andreas Kruppert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Arzfeld. Kaum jemand baue, wo kein DSL verfügbar sei. "Schon die Kinder brauchen heute ja das Internet für die Schule", sagt Richard Ott, erster Beigeordneter von Dasburg. Auch für die Firmen sei ein entsprechender Internetanschluss ein wichtiger Standortfaktor, sagt Rainer Wirtz vom Amt für Wirtschaftsförderung des Eifelkreises Bitburg-Prüm. "Der ländliche Raum ist ganz entscheidend abhängig vom Breitband."

Von daher hoffen viele, dass sie von der Veranstaltung, wie versprochen, außer Prospekten und Handzetteln auch Ideen mitnehmen können, wie sich wirklich bald etwas verbessern kann. "Vielleicht kommt ja doch etwas heraus", sagt Karl Bach, Ortsbürgermeister von Oberlascheid.

In persönlichen Gesprächen informierten Fachleute von Telekommunikationsunternehmen wie Deutscher Telekom, Vodafone, Eutelsat oder Astra über die verschiedenen Möglichkeiten der DSL-Versorgung (siehe Extra). Die Kommunalaufsicht beantwortete Fragen zu Fördermöglichkeiten. Den größten Anlass zur Hoffnung gibt dabei aber nicht die Ankündigung aus Berlin, sondern die geplante Machbarkeitsstudie des Eifelkreises. Sie soll für jeden einzelnen Ort ermitteln, welche Lösungsmöglichkeiten es gibt und auch die Kosten hierfür detailliert aufschlüsseln. "Wir müssen weg von den Einzellösungen", sagt Wirtz. Vielmehr müssten Verbundlösungen geschaffen werden, mit denen fünf bis zehn Ortsgemeinden zusammen angeschlossen werden können.

Sobald der Landrat aus seinem Urlaub zurück ist, soll die Auftragsvergabe starten. Außerdem sollen dazu in den betroffenen Verbandsgemeinden weitere Gespräche stattfinden. Schließlich habe man ja keine Zeit zu verlieren. Die ursprüngliche Frist bis Jahresende wird dabei aber kaum einzuhalten sein.

Meinung

Hilf dir selbst

Man stelle sich nur mal vor, Deutschland hätte vor rund 150 Jahren sein Straßennetz privatisiert und es Firmen überlassen, das vorhandene Netz auf eigene Kosten auszubauen. Wahrscheinlich gäbe es dann in manchem Ort in der Eifel heute noch keine asphaltierte Straße, von Strom und Wasserleitungen ganz zu schweigen. Deshalb führt kein Weg daran vorbei, dass die Kommunen die Sache selbst in die Hand nehmen. Auf die Privatwirtschaft oder üppige Förderungen aus Berlin zu hoffen, wäre fahrlässig. Die Machbarkeitsstudie des Kreises ist dabei der richtige Ansatz, denn die Breitbandversorgung darf nicht zur Flickschusterei verkommen, wo jede Gemeinde ihr eigenes Süppchen kocht. Die weißen Flecken müssen wirklich schnell kleiner werden. Denn daran hängt die Zukunftsfähigkeit des Kreises. c.brunker@volksfreund.deEXTRA Welche Lösungen es für schnelles Internet gibt: Glasfaser-Kabel: Die sicherste und beste Möglichkeit, die Geschwindigkeiten bis 100 Megabit pro Sekunde (das sogenannte VDSL) zu ermöglichen. Der Nachteil: Die Kabel müssen teuer in die Erde verlegt werden und bis fast an jedes Haus reichen. Daher sperren sich viele Telekommunikationsunternehmen vor diesen Investitionen. DSL über Satellit: Grundsätzlich ist schon heute überall ein schneller Internetzugang möglich: über eine digitale Satellitenanlage, die dafür parallel zum Fernseh-Empfang genutzt werden kann und Übertragungsgeschwindigkeiten von vier bis acht Megabit ermöglicht. Der Nachteil: Die verhältnismäßig hohen Kosten für den Nutzer, sowohl für die Einrichtung als auch in den monatlichen Gebühren. Funklösungen: Mit dem neuen LTE-Standard (LTE=Long Term Evolution), der vierten Generation der Handynetze, können ebenfalls sehr hohe Datenraten ermöglicht werden - ganz ohne Kabel in der Erde. Allerdings ist derzeit in weiten Teilen der Eifel nicht einmal der Vorgänger, UMTS, vorhanden. Von daher dürfte es noch Jahre dauern, bis LTE auch hier verfügbar ist. Lokale Funknetze: In der Vergangenheit haben einige Unternehmen kleinere Richtfunknetze in der Eifel installiert, die einen Internet-Zugang ermöglichen. Nachteil dieser Form ist allerdings zum einen die immer noch relativ langsame Geschwindigkeit von rund drei Megabit, zum anderen die geteilte Bandbreite. Das heißt, je mehr Nutzer das Funknetz gleichzeitig nutzen, desto langsamer wird es.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort