Das vierspurige Millionengrab bringt keine Entlastung

Bitburg · Mit Freigabe des letzten A-60-Abschnitts im Dezember 2002 ist die lang ersehnte Autobahnverbindung von Prüm nach Wittlich geschaffen worden. Die davon erhoffte Verkehrsentlastung auf der B 51 blieb allerdings weitgehend aus. Dafür aber belastet das seinerzeit über Kredite finanzierte Projekt die Staatskasse noch immer.

Drei sogenannte Langzeitzählstellen gibt es auf dem 67 Kilometer langen A-60-Teilstück zwischen dem Grenzübergang Steinebrück im Nordwesten und dem Autobahnkreuz Wittlich im Südosten. Eine steht unmittelbar an der Grenze zu Belgien, eine bei Feuerscheid und die dritte in der Nähe der Abfahrt Spangdahlem.

Keine Wirkung auf der "Bitburger"



Diese Zählstellen sind fest installiert und erfassen jedes Fahrzeug. Rund um die Uhr. Die Jahresauswertung aus dem Jahr 2008 zeigt, was viele B-51-Pendler schon seit langem vermuten: Das A-60-Teilstück zwischen der Anschlussstelle Bitburg und dem Autobahnkreuz Wittlich trägt nicht wirklich zur Entlastung des Schwerlastverkehrs auf der "Bitburger" bei.

Denn die mit Abstand meisten Fahrzeuge werden täglich bei Feuerscheid, also zwischen Bitburg und Prüm, gezählt. Und besonders groß ist der Unterschied zwischen den Zählstellen beim Schwerlastverkehr (siehe Extra).

Dabei war der Bau des rund 29 Kilometer langen Abschnitts zwischen Bitburg und Wittlich alles andere als billig. Acht Brücken mussten errichtet werden, darunter auch die Kylltalbrücke in der Nähe von Wilsecker, die mit einer Spannweite von 223 Metern die derzeit größte Stahlbetonbogenbrücke Deutschlands ist.

In einer Höhe von 93 Metern überquert sie die Kyll, und in ebenso schwindelerregender Höhe sind auch die Kosten des Gesamtprojekts, die bei rund 450 Millionen Euro liegen. Und während die Kylltalbrücke bereits seit 1999 fertig ist und auch der A-60-Abschnitt zwischen Badem und Wittlich 2002 etappenweise freigegeben wurde, hat der Bund als Auftraggeber noch immer einen Großteil der Kosten an der Backe.

Denn das seinerzeit als dringend notwendig eingestufte Vorhaben wurde aufgrund leerer Staatskassen über Kredite privater Investoren finanziert, und allein ein Drittel der 450 Millionen Euro sind Zinsen. So stottert der Bund noch heute die Altlast der Kohl-Regierung ab (der TV berichtete).

In die Amtszeit des ehemaligen Bundeskanzlers fällt auch die Schaffensphase von Rainer Brüderle als rheinland-pfälzischer Wirtschaftsminister. Und nach ihm benannt sind - wenn auch nur verwaltungsintern - die "Brüderle-Baken". Die nämlich wurden in seiner Amtszeit auf dem Teilstück zwischen Bitburg und Prüm errichtet, bevor es dort in den 90er Jahren zum vierspurigen Ausbau kam.

"Brüderle-Baken" sollen Unfälle verhüten



Die Brüderle-Baken sollten gefährliche Überholmanöver verhindern, durch die es in der Vergangenheit immer wieder zu tödlichen Unfällen gekommen war. Weiterhin einspurig in jede Fahrtrichtung ist die A 60 nach wie vor auf dem 17 Kilometer langen Stück zwischen Prüm und Winterspelt. Und obwohl hier der vierspurige Ausbau genehmigt ist, dürfte sich aufgrund der wirtschaftlichen Situation des Bundes am zweispurigen Zustand so schnell auch nichts daran ändern. Dafür aber geht es am anderen Ende bei Wittlich weiter. Denn zwischen dem Autobahnkreuz A 60/A 1 und dem Autobahndreieck Nahetal im Rhein-Main-Gebiet klafft noch eine gewaltige Lücke.

Mit dem größtenteils autobahnähnlichen Bau der "B 50 neu" wird derzeit aber an einer Verbindung zwischen Benelux und Rhein-Main-Gebiet gearbeitet.

Extra Verkehrsmengenzählung: Laut automatischer Verkehrszählung wurde 2008 bei der A-60-Kontrollstation Feuerscheid eine tägliche Verkehrsbelastung von insgesamt 15 892 Fahrzeugen registriert. An der Messstelle Spangdahlem hingegen waren es lediglich 11 181 Fahrzeuge und am Grenzübergang Steinebrück sogar nur 6258. Der meiste Verkehr ist demnach also auf dem A-60-Abschnitt zwischen Bitburg und Prüm unterwegs. Dass dabei die B 51 nach wie vor eine wichtige Rolle spielt, zeigt der Vergleich des Schwerlastverkehrs. Dieser lag im Jahr 2008 an der Zählstelle zwischen Bitburg und Wittlich bei täglich 1720 Lastern, was rund 17 Prozent des Gesamtverkehrs entspricht. Bei der Messstation zwischen Bitburg und Prüm hingegen wurden mit 4069 (27 Prozent) fast drei Mal so viel Lastwagen gezählt wie bei Spangdahlem. Und dass ein Großteil dieser Laster auch die "Bitburger" genutzt hat, zeigt die Auswertung der B-51-Messstation Masholder. Dort wurden 2008 im Schnitt 3410 LKW pro Tag gezählt, also doppelt so viele wie zwischen Bitburg und Wittlich. (uhe)

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