Dasburg sucht neuen Ortsbürgermeister

Christian Nosbüsch, parteiloser Ortsbürgermeister von Dasburg, ist zu Beginn der Gemeinderatssitzung am Montag zurückgetreten. Er habe nicht mehr die Zeit, das Amt mit der nötigen Hingabe auszufüllen, sagt der 35-Jährige.

 Rücktritt: Christian Nosbüsch hört als Ortsbürgermeister von Dasburg auf. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Rücktritt: Christian Nosbüsch hört als Ortsbürgermeister von Dasburg auf. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Dasburg. Wenn die Bürger von Dasburg heute in ihre Briefkästen schauen, finden sie dort einen Brief von Christian Nosbüsch, in dem der 35-Jährige seinen Rücktritt vom Amt des Gemeindechefs begründet. Kernsatz: "Ich genüge nicht mehr meinen eigenen Ansprüchen." Nosbüsch legte sein Amt in der Gemeinderatssitzung am Montag nieder: Gleich zu Beginn teilt er den sechs Ratsmitgliedern seine Entscheidung mit - und ging. Die Leitung übernahm darauf der erste Beigeordnete Richard Ott.

"Lieber gar nicht als mit halber Kraft", sagt Nosbüsch im Gespräch mit dem TV am Tag darauf. "Mir fehlt die Zeit." Er habe eine neue Arbeitsstelle in Luxemburg, sagt der Krankenpfleger, er wolle sich verstärkt seiner beruflichen Laufbahn widmen, seiner Familie und nicht zuletzt dem Vater, der zunehmend pflegebedürftig sei.

Fazit: "Nach Familie und Arbeit, die bei mir an erster Stelle stehen, bleibt nicht mehr genügend Zeit, um die Gemeinde mit dem Enthusiasmus, der Aufmerksamkeit und Hingabe zu vertreten, wie es meiner Überzeugung nach notwendig ist." Dass es gelegentlich zu Reibungen gekommen sei, unter anderem mit dem ersten Beigeordneten, räumt Nosbüsch ein. "Sowohl der Beigeordnete als auch ich und andere im Rat haben starke Charaktere", sagt er. Da sei man gewiss nicht immer einer Meinung. "Aber das hält eine Gemeinde am Leben." Diese Querelen seien vielleicht anstrengend, aber notwendig und keineswegs ausschlaggebend gewesen für den Rücktritt: "Wenn man in einem Rat sechs Leute hat, die schlafen, dann ist das nicht gut."

Auch Richard Ott spricht von gelegentlichen Reibungen. "Aber das ist wie in einer guten Ehe: Ein Gewitter reinigt die Luft. Ansonsten war die Zusammenarbeit gut in den sieben Jahren. Da ist nichts dran auszusetzen." Ott hat nur einen Kritikpunkt: In den vergangenen beiden Monaten sei der Informationsfluss zwischen Ortsbürgermeister und Beigeordnetem ein wenig ins Stocken geraten. Aber das habe wahrscheinlich damit zu tun gehabt, "dass er mit der Entscheidung, wie er selber sagte, schwanger gegangen ist".

Nosbüsch hat unterdessen auch die Verbandsgemeinde Arzfeld über seinen Entschluss informiert. Bürgermeister Andreas Kruppert, seit dem Frühjahr im Amt, respektiert den Rücktritt - und hätte ihn gerne verhindert: "Ich hatte zu ihm ein sehr gutes Verhältnis. Mir tut das wirklich sehr leid", sagt er. Richard Ott führt vorläufig die Amtsgeschäfte weiter, steht aber selbst nicht als Kandidat in den Startlöchern: "Nein. Das kann ich mir nicht antun. Ich bin als Zollbeamter im Schichtdienst. Da fehlt mir die Zeit."

Die Wahl eines neuen Ortsbürgermeisters werde wahrscheinlich für Mitte Januar angesetzt. In Kürze dürfen sich dann Kandidaten ums Amt bewerben. Falls sich dafür niemand findet, "dann muss der Rat einen wählen. Entweder aus seinen Reihen oder aus dem Dorf. Aber man kann natürlich keinen zwingen." Extra Junger Gemeindechef mit viel Erfahrung: Christian Nosbüsch, heute 35, wurde vor sieben Jahren zum Dasburger Ortsbürgermeister gewählt. Im Juni 2009 bestätigten ihn die Bürger im Amt, ein Gegenkandidat trat nicht an. In Nosbüschs Amtszeit fallen die Neugestaltung des Dorfplatzes mit der Erhaltung des historischen "Haus Trost", die Renovierung des Dorfgemeinschaftshauses und der bislang gescheiterte Versuch, ein Neubaugebiet auszuweisen. Ebenfalls ein Thema, das die Gemeinde weiter beschäftigen wird: die fehlende schnelle Internetverbindung. Christian Nosbüsch war mit seiner Wahl zum Gemeindechef als Vorsitzender des Vereins "Historisches Dasburg" zurückgetreten, blieb aber zweiter Vorsitzender. Dieses Amt will er auch weiter ausüben. (fpl)

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