Datenautobahn: Der Eifelkreis will auf die Überholspur

Bitburg · Nach wie vor ist die Eifel vom schnellen Internet nahezu abgeschnitten: 84 Prozent der Haushalte im Eifelkreis sind unterversorgt. Seit einem Jahr tüftelt die Kreisverwaltung an einer Lösung des Problems. Doch getan hat sich noch nichts - es fehlt das Geld. Das soll sich nach dem Willen des Kreises ab 2012 ändern.

 Breitband-Internet.

Breitband-Internet.

Foto: iStock/Rob Bouwman

Bitburg. "Ich würde gerne zurück in die Eifel", sagt Frank Laures. Der 27-jährige Informatiker verließ vor einigen Jahren seinen Heimatort Fleringen, um in Freiburg Informatik zu studieren. Mittlerweile lebt er in Düsseldorf, hat eine Familie gegründet - und würde gerne wieder nach Hause ziehen. "Ich bin dort verwurzelt, und es wäre eine schöne Umgebung für meine Kinder."
Doch Laures kann nicht zurück in die Eifel. Denn er ist beruflich auf eines angewiesen: einen schnellen Internetzugang. "Ich könnte meinen Job behalten und trotzdem in der Eifel von zu Hause aus arbeiten, das wäre kein Problem", sagt er und seufzt. "Aber ich arbeite in der IT-Branche und muss jeden Tag große Dateien an meine Kunden verschicken. Das ist in Fleringen oder in der Umgebung einfach nicht möglich."
Laures ist kein Einzelfall. "Wir werden immer wieder auf dieses Dilemma hingewiesen", sagt Rainer Wirtz von der Kreisverwaltung. 84 Prozent der Haushalte im Eifelkreis sind in Sachen Breitband unterversorgt, ihnen stehen also weniger als zwei Megabits pro Sekunde zur Verfügung. Das kann verheerende Folgen haben. "Junge und qualifizierte Menschen sowie Unternehmen wandern ab", sagt Günter Gansen von der Wirtschaftsförderung des Kreises. "Die Wirtschaftskraft sinkt, die Bevölkerung überaltert und die Immobilienpreise gehen in den Keller."
Junge Menschen wandern ab


Um diese Entwicklung zu verhindern, hat der Eifelkreis vergangenes Jahr beschlossen, die Sache nicht den Kommunen zu überlassen, sondern selbst in die Hand zu nehmen. Er gab eine Machbarkeitsstudie in Auftrag, die ein spezifisches Problem des Eifelkreises berücksichtigte: die geringe Siedlungsdichte, die einen Ausbau teuer macht. "Diese Gegend ist somit für die Anbieter unattraktiv", sagt Gansen.
Daher will der Eifelkreis Synergieeffekte nutzen: Bei ohnehin geplanten Neubauten von Straßen sollen gleichzeitig auch Rohre für Glasfaserkabel verlegt werden. Zudem wäre es möglich, die bestehenden Hochspannungsleitungen (Länge: 95 Kilometer) mit Breitbandkabeln zu bestücken. Auch geplante oder vorhandene Leerrohre könnten mitbenutzt werden (Länge: 93 Kilometer). Nur dort, wo ein Ausbau des Glasfasernetzes dennoch zu teuer wäre, soll LTE-Technologie zum Einsatz kommen. "Technisch ist das alles machbar", sagt Gansen.
Wieso wird es dann nicht einfach gemacht? Es hängt schlichtweg am Geld: Für den Ausbau sind zwölf Millionen Euro nötig, die der Kreis aber nicht habe, sagt Wirtz. Daher führe der Kreis seit einem Jahr Gespräche mit dem Land, fährt er fort: "Wir erwarten, dass wir 2012 eine Förderung erhalten." Noch ist das allerdings nicht sicher, wie aus dem Innenministerium zu erfahren ist. "Derzeit loten wir zusammen mit dem Kreis Finanzierungsmöglichkeiten aus", sagt Pressesprecher David Freichel. Doch erst nach Verabschiedung des Haushaltes 2012/13 werde man Möglichkeiten der Förderung prüfen.
Die Kreisverwaltung ist optimistisch: 2012 will sie offenbar eine Million Euro in die Umsetzung der Breitbandinitiative stecken. Die Entscheidung darüber fällt am 19. Dezember. "Wir gehen von 60 Prozent Förderung aus, so dass wir etwas mehr als zwei Millionen für 2012 zur Verfügung hätten", sagt Wirtz. "Damit lässt sich schon einiges machen."Meinung

So wichtig wie die Straße vor der Tür
Ein schneller Internetzugang ist viel mehr als nur ein Privatvergnügen - die Datenautobahn ist heute genauso wichtig für einen Ort wie die Straßen vor der Tür. Dass es möglich ist, den Ausbau der Internetanbindung in der Region zu fördern, zeigt das Beispiel Neumagen-Dhron: Erst kürzlich hat das Land der Verbandsgemeinde einen 300 000-Euro-Zuschuss zum Internetausbau in Aussicht gestellt. Zwar ist das eine Art Hochzeitsgeschenk für das freiwillige Zusammengehen mit der VG Bernkastel-Kues. Doch eine Breitbandversorgung darf kein Geschenk, sondern muss eine Selbstverständlichkeit sein. a.lozina@volksfreund.deExtra

Glasfaser: Die sicherste und stabilste Möglichkeit der Internetversorgung bieten Glasfaserkabel. Allerdings ist der Ausbau teuer: Die Kabel müssen in die Erde verlegt werden und bis fast an jedes Haus reichen, wo sie in Kupferleitungen übergehen. Während Mobilfunk (siehe unten) nicht mehr als 16 MBit/s hergibt, lässt sich die Geschwindigkeit bei Glasfaser potenziell unbegrenzt erweitern. LTE:Long Term Evolution ist die vierte Generation des Mobilfunks. Der Ausbau ist deutlich günstiger als Glasfaser, nutzt bestehende Funkmasten und hat eine Reichweite von bis zu zehn Kilometern. Die Basisstationen sind aber anfälliger für Störungen, und alle Nutzer in einer Mobilfunkzelle müssen sich die Kapazität teilen. Meist werden daher Tarife angeboten, die im Datenvolumen begrenzt sind. alo

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort