Musik Sechs Kulturhauptstädte, eine Premiere

Mettendorf/Luxemburg · David Ianni, Pianist und Komponist aus Mettendorf, hat fünf Kulturhauptstädte Europas bereist. Für jede Stadt hat er ein eigenes Stück komponiert und ein Video inszeniert.                  Auch die nächsten drei Episoden stehen schon fest.

 Der Komponist und Pianist David Ianni.

Der Komponist und Pianist David Ianni.

Foto: Anouck Ianni, Emile Hengen, Toke Hage - je nach Foto (siehe Namen)/Toke Hage

Verträumt, dramatisch, anmutig, verspielt, betörend schön: Die Musikvideos von David Ianni, Komponist und Pianist aus Mettendorf, entführen den Zuschauer jeweils in eine andere europäische Kulturhauptstadt. Mit seinem Projekt „My urban piano“ (der TV berichtete) hat er Luxemburg, Esch (Kulturhauptstadt 2022), Aarhus,  Prag und Reykjavik bereist. Für jede Stadt hat er ein eigenes Lied komponiert, das er jeweils auf einem individuell künstlerisch gestalteten Klavier spielt und per Video-Clip in Szene setzt. Sozusagen wie ein Popstar seine neue Single.

Auch sonst beschreitet Ianni für einen klassisch ausgebildeten  Komponisten ungewöhnliche Wege. So postet er regelmäßig Beiträge und Fotos in sozialen Medien, schreibt einen Blog und verschickt Newsletter. Auch sein Anspruch ist eine anderer – weg vom verstaubten Image schwer verdaulicher Kost hin zu Musik, die ein breites Publikum begeistern soll. „Ich kann von Beethoven bis Rachmaninov alles spielen und habe das auch mein halbes Leben lang gemacht, doch auf der anderen Seite verspüre ich mit meiner eigenen Musik den Wunsch, aus der Klassik auszubrechen und in den Bereich des Mainstream zu gehen, also mit meiner Musik die breite Masse anzusprechen. Ich kreiere eher, um es mal mutig auszudrücken, mein eigenes Genre“, heißt es auf seiner Internetseite.

Die Menschen in den Städten reagieren durchweg positiv auf sein Projekt. „Am Anfang war es schwieriger, weil nicht so viel Material zum Zeigen da war. Doch spätestens seit der dritten Episode können sich die Menschen etwas darunter vorstellen und finden sich in den Videos wieder“, sagt Ianni. Jede Stadt ist anders, sowohl Musik als auch Video unterscheiden sich komplett, sind individuell. „Gott sei Dank treffe ich immer den Nerv“, sagt der Musiker, der sich über viele positive Reaktionen freut.

Reykjavik habe ihn unglaublich berührt. „Es war ein bisschen wie auf einem anderen Planeten, so hoch im Norden, wo die Sonne nur fünf bis sechs Stunden am Tag scheint – da war das Licht irgendwie anders.“ Das dabei entstandene Stück hat er der im Alter von 39 Jahren im Dezember an Krebs verstorbenen Luxemburger Cellistin Lisa Berg gewidmet. Sie war eine enge Freundin von ihm, mit der er geplant hatte, zusammen eine Episode in Finnland aufzunehmen.

In Prag gelingt es ihm, eine gemeinsame Aktion mit den Prager Philharmonikern zu realisieren. „Das ist ein sehr berühmtes Orchester, das auch schon Soundtracks für Hollywoodfilme aufgenommen hat“, sagt Ianni. Die Prager Musiker sind von seinem Projekt angetan. Ianni schreibt sein Klavierstück zu einem Orchesterstück um. „Dadurch bekam die Musik einen ganz anderen Touch – es war ein großartiges Erlebnis.“ So schön, dass es für Berlin eine weitere Zusammenarbeit mit den Musikern geben wird.

So kurz die Videos sind, so langwierig sind die Vorarbeiten dafür. Studios müssen gebucht, Orchester angefragt, Klaviere gestaltet und geeignete Orte gefunden werden. Ganz zu schweigen von Sponsorensuche, Reisebuchungen, dem Organisieren von Technik wie Kameras und Drohnen für die Aufnahmen. „Das ist Teamwork – ich mache das nicht allein“, sagt Ianni. Immer wieder gibt es Zufälle und schöne Begegnungen. So fährt ihm jemand in sein Auto und beschädigt dabei die Tür. Der Fahrer hinterlässt einen Zettel mit seiner Adresse. Doppeltes Glück für Ianni. Denn wie sich herausstellt, hat der Mann ein Oldtimer-Museum und stellt ihm für seinen nächsten Dreh ein altes Schätzchen zur Verfügung. Fünf Episoden sind abgedreht, drei weitere in Planung. So zum Beispiel für Brüssel. „Da wird es moderner, abstrakter, weniger romantisch“, sagt Ianni. Auch das Video wird dem Rechnung tragen, es gehe mehr in Richtung Science Fiction. Danach komme eine für Ianni wichtige Episode: Berlin. „Das Video werde ich allen Krebskranken widmen“, sagt der gebürtige Luxemburger. Die Uraufführung ist für den 24. März geplant, in der Arena D’Coque in Luxemburg anlässlich der Veranstaltung „Relais für das Leben“, bei der die Menschen Solidarität mit Krebskranken zeigen. Iannis Partner ist die DKMS (gemeinnützige GmbH, die Stammzellenspenden an Patienten vermittelt). Das Lied heißt „Wings of hope – Flügel der Hoffnung.“ Auf dessen Aufführung freut sich der Pianist ganz besonders: „Da wird ein neues Kapitel aufgeschlagen.“ Denn seiner Ansicht nach hat Musik eine viel größere Bedeutung als pure Unterhaltung. „Musik hat eine höhere Aufgabe. Sie soll den Menschen Kraft geben in schwerer Stunde, aber auch verbinden und versuchen, musikalische Brücken zu schlagen.“

So wie bei seiner achten Episode. „Da reise ich nach Wien und arbeite mit behinderten Menschen an der Gestaltung des Klaviers, sowohl in Wien als auch parallel in Luxemburg, wo ein Atelier der Stiftung „Elisabeth“ ein Klavier für den Schmetterlingsgarten in Grevenmacher gestaltet.“  Was ihn zu dem Titel „Butterflies“ für dieses Stück inspirierte. Auch hier geht es um vielmehr als nur Unterhaltung – „es geht um Inklusion – ein Leben mit behinderten Menschen“, sagt Ianni.

Mit dem Verlauf seines Vorhabens ist der Musiker zufrieden. Viele Clicks bei Youtube und Facebook-Anhänger beweisen das. „Da wächst eine kleine Piano-Community heran.“ Aber: „Da ist immer noch Luft nach oben.“

 Der Komponist und Pianist David Ianni.

Der Komponist und Pianist David Ianni.

Foto: Anouck Ianni, Emile Hengen, Toke Hage - je nach Foto (siehe Namen)
 Der Komponist und Pianist David Ianni.

Der Komponist und Pianist David Ianni.

Foto: Anouck Ianni, Emile Hengen, Toke Hage - je nach Foto (siehe Namen)
 David Ianni.

David Ianni.

Foto: Anouck Ianni, Emile Hengen, Toke Hage - je nach Foto (siehe Namen)
 Der Komponist und Pianist David Ianni.

Der Komponist und Pianist David Ianni.

Foto: Anouck Ianni, Emile Hengen, Toke Hage - je nach Foto (siehe Namen)

Ianni hat vier Auftritte in der Region: Am Sonntag, 25. Februar, um 16 Uhr im Vic.-Abens-Saal im Viandener Schloss, Tickets: 0352/834108-1, caisse@castle-vianden.lu
Samstag, 24. März, Arena D‘Coque, Luxemburg, Einlass 18 Uhr. Mittwoch, 28. März, Wiltz, 20 Uhr. Sonntag,  22. April, Kasia Wieczorek und David Ianni, 17 Uhr, Cube 521, Luxemburg,  Tickets: 0352/521521. Weitere Infos unter www.davidianni.com

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