Debatte nach gescheitertem Hilfsangebot von Daleidener Bäcker
Daleiden/Bitburg/Prüm · Das Angebot des Daleidener Unternehmers Winfried Schmitz, Brot und andere Ware für Flüchtlinge zu spenden, hat einiges an Wallung verursacht. Während manche Leser die hinderliche Bürokratie verdammen, sehen sich die DRK-Helfer zu Unrecht an den Pranger gestellt.
Daleiden/Bitburg/Prüm. Es war zunächst nur eine kleine Geschichte, dachten wir, aber dann ging sie auf wie ein Brotteig, der über den Ofen hinaus wandert: Der Vorschlag von Bäcker und Marktbetreiber Winfried Schmitz aus Daleiden, für die Flüchtlinge in Bitburg die rückkehrende Ware vom Tag zu spenden - denn die sei ja zu schade zum Wegwerfen (TV von Dienstag). Nur will das nicht funktionieren - aus mehreren Gründen.
Denn, so erklärte man dem TV beim DRK, das die Flüchtlinge in Bitburg betreut, es bestehe ein Vertrag zwischen der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) und einem Lebensmittellieferanten ("Caterer"), der die Menschen auf dem Flugplatz versorgt. Zudem könne man eben nicht täglich jemanden nach Daleiden zum Abholen der Ware schicken.
Nachdem der Artikel erschienen war, gab es eine ganze Reihe von Reaktionen. Und zwar sehr gemischte. Im Internet schimpfen einige auf die "typisch deutsche Bürokratie", andere, darunter auch Landrat Joachim Streit, raten dazu, die Backwaren den Tafeln zur Verfügung zu stellen (siehe Extra).
Die aber, zum Beispiel in Bitburg, Daun und Prüm, sind nur an einem Tag in der Woche geöffnet. "Genau das ist der Grund. Wir machen nur freitags auf", sagt Manfred Sohns, der Prümer Tafel-Leiter. Wie viele andere findet auch er das Schmitz-Angebot gut. Und hätte man eine tägliche Ausgabe, "wären wir ja blöd, die Märkte nicht anzufahren". Allerdings verweist er auf eine Unwägbarkeit: "Man weiß ja nie, wie viel Brot übrig ist."
Das ist nur eines der Probleme, die man auch bei einer zentralen Ausgabe in Bitburg hätte. Rainer Hoffmann, DRK-Kreisgeschäftsführer, wehrt sich gegen den von manchen geäußerten Vorwurf, man "wolle das Brot nicht". Einen Mitarbeiter dafür abzustellen, würde bedeuten, dass dieser frühmorgens 40 Kilometer nach Daleiden fahre, alles einlade, 40 Kilometer zurück nach Bitburg, "da ist der zwei Stunden unterwegs". Von der Energiebilanz gar nicht zu reden.
Zudem könne man dem Caterer schlecht sagen, wie viele Brote er aus dem Vertrag rausnehmen solle, weil es da die Spende gebe. Und er verweist auf Risiken: "Es tut mir ja auch für die Sache leid - aber man stelle sich nur einmal vor, es passiert was". Wenn zum Beispiel jemand krank würde - "dann sagt jeder: Was habt ihr denn da gemacht?"
So sieht es auch Eveline Dziendziol, Pressesprecherin der ADD: Falls jemand nach dem Verzehr erkranke, "regen sich die Leute auch auf." Und um so etwas zu verhindern, gebe es eben Regeln - auch wenn das nach Bürokratie rieche. Vor allem nimmt sie das DRK in Schutz: "Weil die da oben wirklich sehr viel machen."
Und was macht Winfried Schmitz? Weiß er noch nicht, freut sich aber darüber, dass er abgesehen von einer negativen Stimme "nur positive Reaktionen" erhalten habe. Eine davon kam aus Pronsfeld, von Rosa Diederich: Die Rentnerin hat Schmitz nämlich angeboten, den Fahrdienst zu übernehmen. Sie habe sich, sagt sie zum TV, "ein bisschen aufgeregt" darüber, dass das das mit der Spende nicht klappen wolle.
"Da habe ich spontan gesagt: Ich würde meine Zeit dafür zur Verfügung stellen." Das gilt auch für ihren Mann Hermann-Josef, der für seine Frau als Fahrer einspringen würde, wenn sie mal nicht kann. "Wir beten ,unser tägliches Brot gib uns heute'", sagt sie, "weil das was Wertvolles ist, und dann liest man so was." Und das könne doch nicht sein.
Tja, kann es aber doch - danach sieht es zumindest aus.Meinung
Es gibt größere Probleme
Die Nummer mit der Brotspende - sie wird wohl nichts. Der logistische, juristische und regulatorische Rattenschwanz ist zu lang. Was bleibt festzuhalten? Dass das schade ist. Dass aber zugleich niemand dafür die "Schuld" trägt, denn das wäre zu schlicht gedacht. Wo bleibt das Gute? Hier: Die Menschen sind versorgt, hungern oder frieren muss niemand - ein Verdienst aller, die sich darum kümmern, vom Hilfsdienst über die Ämter bis zu privat engagierten Bürgern. Auch das, immerhin, ist "typisch deutsch". f.linden@volksfreund.deExtra
Jutta Reichel: "Wer wirklich helfen möchte, der findet Mittel und Wege ..." Jutta Badem: "Das ist zum Himmel schreiend! Bei uns steht wirklich einer dem anderen auf den Füßen ... so wird viel Geld verbraten - gutes, deutsches Brot dann ,entsorgt', und dabei sind dort Menschen, die es dringend benötigen." Christiane Teuschler: "Es lässt sich logistisch nicht bewerkstelligen, bis nach Daleiden zu fahren, um das Brot abzuholen..... auch bei Spenden muss man zwischen Kosten und Nutzen abwägen.... auch hier hat die Wirtschaftlichkeit erste Priorität. Ist zwar sehr schade, denn das Brot ist von höchster Güte und schmeckt immer toll, verstehen muss man diese Entscheidung aber dennoch!" Alexandra Blau-Scholtes: "Sicherlich wohnen in Daleiden und Umgebung auch Bedürftige, die keine Rundumversorgung durch ein Catering haben. Die nehmen es sicherlich gerne und dankbar an." fpl