Debatte schadet nicht

Wenn man etwas Großes vorhat, kommen kritische Fragen manchmal ungelegen. Einerseits, weil man angesichts des Ziels, dem man sich erst nähert, nicht genau weiß, wie und wieviel man antworten kann, ohne das Erreichen des Ziels zu gefährden.

Andererseits weil sie Druck erzeugen, wo man selbst meint, dass Ruhe dem Fortschritt zuträglicher wäre. Beides ist richtig und legitim aus Sicht des Verhandelnden. Kritische Fragen sind gleichwohl mindestens ebenso legitim aus Sicht dessen, über den mittelbar verhandelt wird, oder der dies zumindest so empfindet. Im Falle der geplanten Sparkassen-Fusion zwischen Bitburg-Prüm und Trier wird die Sache zusätzlich kompliziert, weil es sich um ein durch und durch politisches Thema handelt, das eine breite demokratische Öffentlichkeit berührt, und es nicht um die Umstrukturierung eines hierarchisch aufgebauten Unternehmens geht oder gar um ein familiäres Projekt, bei dem Sympathie und Antipathie oft die höchsten Hürden sind. Es war absehbar, dass es Widerstände geben, und auch, dass das Fusionsprojekt sich als Feld zur politischen Positionierung eignen würde. Die FWG und Joachim Streit haben das am schnellsten begriffen und die Chance genutzt, kritische Fragen und Forderungen zu stellen. Auch wenn es der Bitburger Bürgermeister nicht gerne hört, hat die Vehemenz der Debatte natürlich auch damit zu tun, dass in zwei Jahren im Eifelkreis ein neuer Landrat gewählt wird. Ganz unabhängig davon liegt Streit nicht ganz falsch. Man mag die der politischen Öffentlichkeit geschuldete Zuspitzung seines Vorstoßes kritisieren, im Kern benennt er jedoch einige Knackpunkte des Projekts, das ökonomisch betrachtet sicherlich Vorteile nicht nur für die Sparkasse, sondern auch für deren Kunden bringen wird - sofern man nicht den Erhalt unrentabler Zweigstellen, die auch ohne Fusion keine Zukunft hätten, als wichtigste Messgröße nimmt. Punkte wie Arbeitsplatzsicherheit, Gewerbesteuerverteilung, Entscheidungsstruktur und Vor-Ort-Kompetenz waren zwar sicherlich auch ohne das Zutun der Skeptiker Bestandteil der Verhandlungen. Die öffentliche Diskussion verleiht ihnen allerdings noch mehr Gewicht und stärkt so in gewisser Weise sogar die Verhandlungsposition der Bitburg-Prümer Seite. Daher muss die Debatte keineswegs schädlich sein. Im Gegenteil: Sie sollte dazu betragen, dass es rasch ein Verhandlungsergebnis gibt, mit dem der Öffentlichkeit klar gemacht werden kann, dass der kleinere Partner nicht über den Tisch gezogen wird und die Fusion tatsächlich Vorteile bringt, ohne dass dafür die Interessen des Eifelkreises Bitburg-Prüm und der Kunden und Mitarbeiter der Kreissparkasse über Bord geworfen werden. Manches deutet darauf hin, dass wir in ein paar Wochen genau das sehen werden. Und dies ist dann ein Verdienst sowohl der in den Verhandlungen direkt Agierenden als auch der konstruktiv kritischen Begleiter des Projekts. Lars Oliver Ross

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort