Dem Ring fehlt es an Sicherheit

Bitburg · Auch wenn die Sicherheit auf dem derzeit provisorischen Bitburger Innenstadtring stark zu wünschen übrig lässt, so hat die Einbahnstraßenregelung durchaus auch Vorteile. Das geht aus den Ergebnissen der Analysen hervor, über die am Mittwoch in der nichtöffentlichen Sitzung des Arbeitskreises Verkehr informiert wurde.

 Linksrum oder rechtsrum? Unser Foto zeigt die Weggabelung des Innenstadtrings am Ende des Borenwegs. TV-Foto: Dagmar Schommer

Linksrum oder rechtsrum? Unser Foto zeigt die Weggabelung des Innenstadtrings am Ende des Borenwegs. TV-Foto: Dagmar Schommer

Bitburg. Es sind nur Zahlen. Sie sagen nichts über die einzelnen Fälle aus. Doch an Aussagekraft fehlt es ihnen deswegen nicht: Haben sich in den ersten sieben Monaten der Jahre 2010 bis 2013 laut Polizeistatistik auf den Straßen des derzeitigen Innenstadtrings jährlich zwischen 33 und 42 Unfälle ereignet, so wurden 2014 im gleichen Zeitraum 80 Fälle registriert (siehe Grafik).
Und dass diese drastische Erhöhung der Unfallzahlen mit dem Ring zusammenhängt, ist mehr als offensichtlich. Denn die einjährige Testphase der innerstädtischen Einbahnstraßenregelung hat Ende September 2013 und damit genau zwischen den beiden jüngsten Vergleichszeiträumen begonnen.
Die Frage, die sich angesichts dieser Zahlen stellt, ist, wie es nun nach Ablauf dieser Testphase weitergehen soll. Wäre die Polizeistatistik die einzige Entscheidungsgrundlage, so hätte sich das Thema Innenstadtring unter Umständen schon bald erledigt. Doch gibt es durchaus auch Faktoren, die für den Ring sprechen, wie laut Bürgermeister Joachim Kandels aus der am Mittwoch veranstalteten, nichtöffentlichen Sitzung des Arbeitskreises Verkehr hervorgeht.
Bei diesem Treffen wurden die Vertreter der städtischen Fraktionen nicht nur über die Polizeistatistik, sondern auch über Langzeituntersuchungen des Planungsbüros Vertec sowie des Landesbetriebs Mobilität informiert. Und wie Kandels erklärt, habe der Ring dabei unterm Strich mit mehr positiven als negativen Aspekten abgeschnitten.Die Umwelt profitiert


So sei beispielsweise der CO2-Ausstoß spürbar reduziert worden, da der Verkehr durch den Wegfall der ursprünglichen Ampelanlagen deutlich weniger stehe, sagt Kandels und verweist auf eine jährliche Einsparung von 140 000 so genannten Kfz-Stunden. Zudem habe sich der Verkehrsfluss nicht nur für Autofahrer, sondern auch für Fußgänger verbessert, da diese aufgrund der Anforderungsampeln im Schnitt nicht mehr so lange auf eine Grünphase warten müssten.
Ein weiterer Vorteil seien die zusätzlichen Parkplätze entlang des Rings. Was die Radfahrer betrifft, so haben sich die ohnehin wenigen, die in der Bitburger Innenstadt unterwegs sind, vom Ring bislang allem Anschein nach nicht abschrecken lassen. Laut Kandels sei der Anteil der Radfahrer am gesamten Verkehrsaufkommen unverändert bei 0,2 Prozent geblieben. "Wobei die Radfahrer aber besser in den Ring integriert werden müssten", ergänzt der Bürgermeister.
Bis zur kommenden Stadtratssitzung Ende September sollen die Fraktionen nun intern darüber beraten, wie sie mit diesen Erkenntnissen umgehen, um dann über die weitere Vorgehensweise abzustimmen.
Für Kandels steht bereits jetzt außer Frage, wo der größte Knackpunkt ist. "Sicherheit ist das Thema", sagt er. "Wenn wir den Ring dauerhaft einführen wollen, müssen wir an der Sicherheit etwas ändern."Meinung

Aus diesem Grund wird getestetVon Uwe Hentschel

Die Bilanz der einjährigen Testphase zeigt vieles, vor allem aber eines: Der Innenstadtring ist weder der große Wurf, noch ist er kompletter Schwachsinn. Der Ring ist irgendwas dazwischen. Ihm liegt ein von Planern durchdachtes Konzept zugrunde, das allerdings nicht allen Bedürfnissen gerecht wird und auch nicht gerecht werden kann. Händler fühlen sich abgeschnitten, Autofahrer überfordert, Radfahrer ignoriert. Folglich gibt es verbitterte Gegner des Rings. Es gibt aber auch Befürworter. Und nicht zuletzt gibt es Verkehrsteilnehmer, die keinem der beiden Lager angehören. Und das sind mit Sicherheit die meisten. Autofahrer, die froh sind, dass sie aufgrund des Rings jetzt eher einen Parkplatz finden, die sich aber auch darüber ärgern, dass die Wechselspuren viel zu kurz sind. Der Innenstadtring hat Stärken und Schwächen. Und genau diese wurden nun im Rahmen der Testphase ermittelt. Ob es gelingen kann, die Mängel zu beseitigen, bleibt abzuwarten. Wobei trotz aller Stärken die größte Schwäche ausschlaggebend sein muss: das erhöhte Unfallrisiko. Sicherheit ist wichtiger als flüssiger Verkehr. Und auch wichtiger als alle anderen Argumente. Egal, ob für oder gegen den Ring. eifel@volksfreund.de

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