Den Bundestag im Visier

Bitburg · Innenstadtring, Spielplatzkonzept, Bildungssystem - vieles wurde in den vergangenen Monaten in Bitburg öffentlich diskutiert. Immer mittendrin: der 15-jährige Nils Köhl auf der Suche nach seiner politischen Orientierung. Mittlerweile ist er fündig geworden und wird morgen, zu seinem Geburtstag, in eine Partei eintreten.

 Nils Köhl. TV-Foto: Wilma Werle

Nils Köhl. TV-Foto: Wilma Werle

Foto: Wilma Werle (wiw) ("TV-Upload Werle"

Bitburg. Der 12. April ist ein geschichtsträchtiger Tag: 1814 unterschrieb Napoleon seine Abdankungsurkunde, 1945 wurde Truman Präsident der USA, 1999 wurde in Bitburg Nils Köhl geboren. Der bis jetzt noch weitgehend unbekannte Mann will ebenfalls politische Geschichte schreiben.
Wer Nils Köhl begegnet, trifft auf einen jungen Mann, der gerne, viel und schnell redet, viel fragt und an vielen Dingen Interesse zeigt, auch an seinem Gegenüber. Wer mit ihm eine Diskussion beginnt, muss selbst Farbe bekennen. Politisch Farbe bekennen. Dieser Wissensdrang, die Welt und ihre Abläufe zu verstehen, sich zu positionieren und in der öffentlichen Diskussion mitreden zu wollen, unterscheidet ihn von vielen seiner Altersgenossen. Nils will aber nicht nur reden, sondern sich auch aktiv ins öffentliche Geschehen einbringen. "Wer, wenn nicht wir Jugendliche? Wir sind die Politiker von morgen", ist er überzeugt. "Außerdem bin ich ja direkt betroffen." Zum Beispiel vom Innenstadtring.
Jaja, der Innenstadtring. Er wurde schon für vieles verantwortlich gemacht. Für Nils war die gesamte Diskussion der Anstoß, sich politisch engagieren zu wollen. "Undemokratisch" nennt er die Art und Weise, wie dieses Projekt durchgezogen wurde, das er in seiner Grundidee für gut hält. Die Umsetzung allerdings bemängelt er. "Es kann doch nicht sein, dass ein paar Leute glauben, für 14 000 Menschen das Richtige zu tun." So besucht er eine politische Veranstaltung nach der anderen, macht von seinem Rederecht Gebrauch, informiert sich über die parteipolitischen Positionen und findet eine Partei, wo er sich gehört und verstanden fühlt.
Eintreten darf er erst, wenn er 16 ist - das ist morgen. "Ich habe gebeten, dass sie morgen für eine Stunde das Büro öffnen", erzählt er ganz selbstbewusst. "Ich bin zwar ein Kind des Internet-Zeitalters, aber es ist mir wichtig, persönlich der Partei beizutreten." Nein, Nils Köhl will nicht in der Masse untergehen. Er will wahrgenommen werden. Auch als junger Mensch. Darum wünscht er sich, dass das Wahlalter zumindest im Land auf 16 Jahre herabgesetzt wird. "Wenn junge Leute früher mitmischen dürfen, bleiben sie auch bei der Stange", ist er überzeugt. "Alles andere führt zu Verdrossenheit."
Nils hingegen geht unverdrossen und unbeirrt seinen Weg: Abitur machen, dann Lehrer werden, so lauten die nächsten Ziele. "Das gäbe die Möglichkeit für politisches Engagement - mit Netz darunter, falls es nicht klappt." Denn eigentlich träumt er von einer anderen Zukunft. Dazu gehört auch ein Platz im Bundestag: "Ich würde gerne mein Hobby zum Beruf machen."
Das Leben wird zeigen, wo Nils Köhl sich später einmal niederlassen und für welchen Wahlkreis er vielleicht kandidieren wird. Sicher ist er sich nur in einer Sache: Die Farbe seiner politischen Hoffnung ist grün.

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