Den Hirschen war's zu warm zum Röhren

Eine Nacht im Wald haben Hunderte Besucher im Hellenthaler Wildgehege in der "Hubertusnacht" erlebt. Viele wildlebende Tiere wie Luchs, Kauz und Eulen konnten in ihrem natürlichen Umfeld beobachtet werden. Nur die Hirsche enttäuschten: Ihnen war es zu warm für Brunftschreie.

Hellenthal. In der Dunkelheit des Waldes erklingen bei Vollmond unbekannte Geräusche: ein Rascheln, ein Scharren und Raunen. Ein Wald bei Nacht hat immer noch eine ganz eigene Faszination. Diese konnten in der Nacht zum Sonntag die vielen Hundert Besucher des Hellenthaler Wildgeheges bei der "Hubertusnacht" hautnah erleben.

Bei dieser Veranstaltung, die zum vierten Mal stattfand, wollten Jäger und Laien die Gelegenheit nutzen, das imposante Röhren der Hirsche und die Brunftkämpfe zu verfolgen. Doch bei angenehmen 15 Grad ließen die Hellenthaler Hirsche auf ihre Töne warten. "Die Hirsche werden erst bei niedrigeren Temperaturen stimuliert. Wer die Hirsche hören will, sollte am frühen Morgen kommen", erklärte Hermann-Josef Baumgarten vom Hellenthaler Wildgehege.

Dennoch war lautstarkes Röhren zu hören: durch die Lautsprecher des Wildgeheges. Das Röhren stammte von Hermann Karls, der sich mit Hirschrufen auskennt. Er stellte den Besuchern verschiedenste Tonarten vor und leitete gemeinsam mit Karl Fischer von der Greifvogelstation einen ulkigen Hirschruf-Wettbewerb. Der Versuch, aus einer Gießkanne, einem Horn oder einer Muschel einen Hirschton herauszubekommen, sorgte für prächtige Stimmung.

Schummrige Beleuchtung ebnete den Weg zu den verschiedenen Aktionen bei den "24 Stunden" im Wildgehege. Mit Taschenlampen schlichen die Besucher durch das dunkle Gehege und begaben sich auf eine spannende Entdeckungsreise. "Das hat schon was Geheimnisvolles", beschrieb Georg Metzger, der mit seinem Sohn Fynn aus Baesweiler angereist war. "Das ist Natur pur", empfand Ursula Pahnke aus Neuss. "Beim nächsten Mal werden wir uns mit einer besseren Taschenlampe ausstatten. Auf die Wurzeln muss man schon sehr aufpassen, um nicht zu stolpern." Begeisterung herrschte bei allen Besuchern. "Das ist einfach mal entspannend. Das hat schon was von einer Therapie", stellte eine 23-jährige Studentin fest.

Die Stars der Nacht waren aber ohne Zweifel die Eulen der Greifvogelstation, die sich ja bekanntlich bestens in der Dunkelheit orientieren können. "Eulen sind bei Nacht aktiver, weil sie dann bei der Jagd auf wenig Konkurrenz stoßen", erklärten die Eulen-Experten. Zum Beweis wurde bei der Flugshow das Licht komplett abgeschaltet. Dennoch fanden "Herby" und Co. sicher zurück zu ihren Falknern.

Ein echter Hingucker war der Sperlingskauz "Goliath", der seinem Namen überhaupt keine Ehre macht. Der Vertreter der kleinsten Eulenart in Hellenthal ist gerade einmal so groß wie ein Handy.

Aufwärmen konnten sich die Besucher am Lagerfeuer oder in einem beheizten Aufenthaltsraum, fachsimpeln bei Wildspezialitäten, Glühwein und Kinderpunsch.

Liselotte Rose, eine der vielen "guten Seelen" im Wildgehege, sorgte für Nachschub, denn das Stockbrot war ein echter Renner. Besonders die Kinder und Jugendlichen konnten es kaum erwarten, den um einen Stock gewickelten Pizza-Teig ins Lagerfeuer zu halten.

Luchs "Silvester" verzog sich indes bei all dem nächtlichen Trubel in den abgedunkelten Bereich seines Geheges, wo er das Geschehen aus sicherer Entfernung studierte. Typisch Katzen eben...

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