Der Bitburger und die Tänzerin - Eine Liebesgeschichte beginnt beim Folkore-Festival

Bitburg · Mit dem Europäischen Folklore-Festival, das am Wochenende in Bitburg zum 50. Mal veranstaltet wird, verbinden viele Menschen schöne Erinnerungen. Zwei von ihnen sind Zsuzsanna und Bodo Schröder. Sie kam 1986 mit einer Tanzgruppe aus Budapest nach Bitburg und hat ihm dort den Kopf verdreht. Ein Jahr später haben beide geheiratet.

Der Bitburger und die Tänzerin - Eine Liebesgeschichte beginnt beim Folkore-Festival
Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"

Bitburg. Während das Thermometer die 30-Grad-Marke erneut mühelos knackt, sitzen Bodo Schröder und seine Frau Zsuzsanna mit eisgekühlten Getränken im Schatten der überdachten Terrasse. Sie halten sich gerne dort auf. Vor allem mit Nachbarn oder Freunden. Vergangenes Jahr sei die Terrasse das WM-Kino gewesen, erklärt Bodo und zeigt auf die eingerollte Leinwand und die Jalousien, die an der Überdachung hängen. Gott sei Dank hatte es Ungarn nicht geschafft, sich für die Fußball-WM zu qualifizieren. Denn das hätte zum Problem werden können. Also weniger für die deutsche Nationalmannschaft, sondern viel mehr für die Beziehung von Zsuzsanna und Bodo. Sie ist Ungarin, und er ist Deutscher. Genau genommen ein Bitburger. "Ein 100-prozentiger Bitburger", wie er betont.
Zsuszanna kommt aus Budapest. Wie oft sie und ihr Mann die 1236 Kilometer zwischen den beiden Städten schon zurückgelegt haben, kann sie nicht sagen. Doch hat der Bitburger die Frau aus Budapest allein im ersten Jahr sieben Mal besucht. Und das zu einer Zeit, als man für eine Reise von Deutschland nach Ungarn noch jedes Mal ein Visum brauchte. Einander kennengelernt haben sich beide nämlich 1986. Genau dort, wo man als Bitburger am ehesten Menschen kennenlernt, die nicht gerade um die Ecke wohnen: beim Europäischen Folklore-Festival.Drei Tage lang gefeiert


"Ich war mit einer Tanzgruppe unterwegs", sagt Zsuzsanna, die damals gerade mal 20 Jahre alt war und zunächst einen Auftritt in Pforzheim hatte, bevor die Gruppe dann nach Bitburg kam. Kennengelernt hat sie Bodo schließlich bei einem Grillabend, den Bekannte für die in der Otto-Hahn-Realschule untergebrachte Gruppe aus Ungarn organisiert hatten. "Da bin ich ihm zum ersten Mal begegnet", sagt sie. "Und eines Morgens stand er dann um neun Uhr vor mir und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm in Echternach ein Eis essen zu gehen." Als das Grenzlandtreffen dann vorbei und die Tanzgruppe wieder zuhause war, kam bereits wenig später ein Telegramm aus Deutschland in Ungarn an. Bodo, damals 31, hatte Sehnsucht. Er wollte Zsuzsanna unbedingt wiedersehen.
Und so nahm die Geschichte ihren Lauf: Wann immer Bodo Zeit hatte, setzte er sich ins Auto und fuhr nach Budapest. Ende 1987 haben beide dann geheiratet. In Deutschland und in Ungarn. Die Hochzeit in Ungarn ist Bodo dabei besonders im Gedächtnis geblieben. "Wir haben drei Tage lang gefeiert", sagt er. Und natürlich wurde auch viel getanzt. Es sei in Ungarn etwas anders als in Deutschland, erklärt Zsuzsanna. "Sobald die Musik losgeht, fangen alle an zu tanzen."
1988 kam Tochter Nóra auf die Welt und drei Jahre später Sohn Timm. In den ersten Jahren ist die junge Familie noch viel zwischen Bitburg und Budapest gependelt. Ende der 90er Jahre haben der inzwischen frühpensionierte Polier und die seit 2002 in der Kita Zuckerborn arbeitende Erzieherin schließlich im Leuchensang ihr Haus gebaut. Und dort fühlen sich beide auch sichtlich wohl. "Hier in der Eifel ist es so schön", schwärmt Zsuzsanna. Bitburg ist längst ihre neue Heimat. Und nicht nur ihre, sondern auch die ihrer Mutter. Denn die Oma von Nóra und Timm ist vor wenigen Jahren ebenfalls von Budapest in die Eifel gezogen, lebt nun mit Zsuzsanna und Bodo unter einem Dach.
Dem Folklore-Festival ist das Paar bis heute treu geblieben. "Wir haben nach wie vor Kontakt zu ungarischen Tanzgruppen", sagt Zsuzsanna, die darüber hinaus auch lange Zeit jedes Jahr zum Festival einen ungarischen Stammtisch organisiert hat. Kommendes Jahr feiert die Tanzgruppe, mit der sie damals nach Bitburg kam, ihr 50. Jubiläum. Im gleichen Jahr jährt sich für Bodo und Zsuzsanna der Tag ihres Kennenlernens zum 30. Mal. Und man darf davon ausgehen, dass das auch gebührend gefeiert wird.

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