Der Dichter des Deutschlandliedes in der Eifel

Prüm · Ein Bonner Student in Prüm und der Eifel: Der Schöpfer des Deutschlandlieds hat von Bonn aus die Eifel erwandert und berichtet in seinen Erinnerungen von seinen Erlebnissen in der damals kargen Landschaft zwischen Maastricht, Prüm und Malmedy.

Prüm. August Heinrich Hoffmann hieß er und war 1798 in Fallersleben geboren. Und unter diesem Namen wurde er bekannt und berühmt: Hoffmann von Fallersleben. Er war Dichter und schrieb unter anderem das "Lied der Deutschen", dessen dritte Strophe (Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland) heute die Nationalhymne Deutschlands ist.
Mit 18 Jahren begann Hoffmann in Göttingen sein Studium, wechselte aber zwei Jahre später 1818 zur Universität Bonn, um dort Literaturgeschichte und Germanistik zu studieren. In Freizeiten erwanderte er mit Freunden aus seiner studentischen Burschenschaft gerne die nähere und weitere Umgebung.
Stadt Geschichte(n)


So unternahm er während der Semesterferien im August 1819 mit Freunden eine große mehrwöchige Wanderung durch die damalige Eifel - von Bonn über Köln, Düren, Aachen, Lüttich, Maastricht, Verviers, Spa nach Malmedy. Von dort führten die anstrengenden Fußmärsche über St. Vith mit dem Ziel Trier an der Mosel. Dabei durchquerten sie auch das Prümer Land. In seinem Buch "Mein Leben: Aufzeichnungen und Erinnerungen" schreibt er darüber: "Am folgenden Morgen besteigen wir die erste Anhöhe der jetzigen Eifel. Eine wahre Lüneburgische Bergheide.
Wölfe aus den Ardennen


Wir können stundenlang gehen und finden dann erst ein Haus, meilenweit und finden ein Dorf oder Städtchen. Überall kleine Berge, Heidekraut, Sandsteppen, dunkle Tannichte, dürftig bebautes Feld, wenig Vieh und Menschen beinahe gar nicht. In St. Vith erzählt man uns, dass die Wölfe aus den Ardennen herüber fleißige Besuche machten, dass namentlich in der Hohen Eifel kein Apfel reif würde, Korn könne an vielen Orten gar nicht gebaut werden, die Bienenzucht und Viehzucht gedeihe auch nicht recht. Das Wetter scheint sehr unbeständig hier zu sein; wir können kaum eine kurze Strecke wandern, wo uns nicht ein Regenwetter überfällt, und dann haben wir gewöhnlich keinen weiteren Schutz als einen niedrigen Birkenbusch. Wir gehen auf dunklen Pfaden in die Nacht hinein, wissen gar nicht mehr, ob wir uns verirrt haben.
Hungrig in Prüm


Als wir den letzten Berg ersteigen, steht der bleiche Mond vor uns. Dann die Lichter unten im Tale und die kaum hervordämmernden Häusergruppen der Stadt Prüm. Unsere matten Glieder erstarken wieder! Die engen und dunklen Gassen sind durchschritten. Ja, das ist wahrhaftig das allerbeste Wirtshaus, erwidert uns eine Stimme, von der wir gar nicht erfahren können, wem sie eigentlich angehört. Wir werden sofort in ein Zimmer geführt, das da Wohn-, Speise- und Schlafzimmer zugleich war. Und unsere Gesellschaft? Ein dicker Mann, eine kleine kugelrunde Frau und ein höchst gleichgültiger Offizier. Alle schienen bei unserem Eintritt nur zu denken, nämlich: wie glücklich, dass wir die besten Bissen verzehrt haben! Da sitzen wir arme Teufel mit leerem Magen an leerer Tafel, und wie bescheiden! Ich glaubte gar nicht, dass es möglich wäre, unseren jugendlichen Übermut bändigen zu können. Einige Taler weniger, und wir sind wie die Lämmer. Am folgenden Morgen trinken wir mit unserer Hausgenossenschaft, wie es Sitte ist, Kaffee aus einem Topf. Das lange durchsichtige Gebräu versprach keine nachhaltige Wirkung. Kaum gestärkt, bezahlten wir unsere Zeche, behielten dann kaum so viele Groschen im Beutel als Meilen bis Trier - es waren deren noch volle acht - und traten wohlgemut den weiten Weg an. Abends spät, von der langen Wanderung bei Hunger und Durst völlig erschöpft, trafen wir in Trier ein."
In den Zeilen von Hoffmann von Fallersleben spiegelt sich Verbitterung wider. Sicherlich haben dazu beigetragen sein fast leerer Geldbeutel, das schlechte Wetter, aber auch zeitweiser Ärger über seine Mitwanderer: "Ich fühlte mich zu sehr an die Willkür zweier Menschen gebunden, die nur sich für den Mittelpunkt ansahen, um den sich alle meine Meinungen und Wünsche drehen mussten." Würde Hoffmann von Fallersleben heute durch die blühende Eifel mit ihren touristischen Angeboten wandern, er würde wohl seitenweise Lobeshymnen und romantische Lieder schreiben. avi

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