Der Doc und der Papst

Vergangene Woche war in Prüm wieder Grenzlandschau. Selbstverständlich habe ich mir das Spektakel zusammen mit meiner Frau Walburga angesehen. Himmel und Menschen, nur nicht so viele, wie noch vor zwei Jahren.

Macht ja auch nichts. Hauptsache: unterhaltsam. Nein. Nicht wegen Patrick Lindner und dem Nahkampf-Duo, oder wie die heißen. Am Stand vom Geschichtsverein, da war richtig was los. Dr. Dr. Dr. Karl-Heinz Theisen war da. Der frühere Prümer Bürgermeister ist auf dem Weg, in Sachen Doktortitel alle Rekorde zu brechen. Nicht nur, dass er damit hausieren ging und mit seinem neuen Buch, das sowieso kein Schwein interessiert. Bei den Prümer Heimathistorikern blähte er sich jedenfalls mächtig auf. Weil sich von denen aber auch keiner für sein neues historisches Werk interessierte, nannte er sie sogar "dumme Jungen". Walburga war ganz außer sich: "Auch wenn das nur Prümer sind; das haben sie nicht verdient", meinte sie. Das fand ich auch. Doch die Geschichte ging noch weiter, denn der Multi-Doc gab nicht auf. Jetzt nämlich kam er mit einem Bild, dass ihn und Joseph Ratzinger zeigte, der ihn vor etlichen Jahren zum Diakon geweiht hatte. Mein Gott, ist der Mann bedeutend, dachte ich. Nicht nur Doktor, sondern sogar Diakon. Walburga legte sogar noch eins drauf. "Wenn der Ratzinger wüsste, dass sein Schützling von damals inzwischen schon den dritten Doktortitel hat, und er nur einen!" "Wer weiß", flüsterte ich ihr ins Ohr. "Vielleicht wird der Theisen - wenn er irgendwann mal keine Lust mehr auf Doktorarbeiten hat - ja selbst noch Papst." "Oh mein Gott", seufzte Walburga, "dann müssen die Kurienkardinäle in Rom aber flugs die protokollarischen Richtlinien ändern. Dann heißt es nicht mehr ,Habemus papam‘, sondern ,Habemus Dr. Dr. Dr. papam‘."

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