Der doppelte Feuerwehrmann

Was tun, wenn's brennt? Brennen lassen. - Diese flapsige Weisheit stammt aus einem Kinofilm. Sie könnte allerdings traurige Wahrheit werden, denn vor allem die Tagesalarmbereitschaft der örtlichen Feuerwehren wird immer schwieriger.

Bitburg/Prüm. Acht Minuten. Diese Zeit sollten maximal zwischen der Alarmierung und dem Eintreffen der Feuerwehrleute vor Ort liegen. Ein Artikel im Trierischen Volksfreund über die alarmierende Situation bei der Feuerwehr Bitburg hat für Aufregung gesorgt. TV-Redakteurin Denise Juchem sprach mit Edmund Schlöder, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands Bitburg-Prüm, über den Ist-Zustand und wie die Zukunft aussehen könnte."Stell Dir vor, es brennt und keiner geht hin". Mit diesem Schild hatte die Feuerwehr Bitburg kürzlich auf sich aufmerksam gemacht. Ist die Situation der Feuerwehren wirklich so prekär?Edmund Schlöder: Es geht um die Zukunft der Feuerwehren. Vor allem die Alarmbereitschaft tagsüber ist ein ernst zu nehmendes Problem. Da brauchen wir dringend eine Lösung. Es wäre aber übertrieben, von einer dramatischen Situation zu sprechen.Wie könnte denn eine solche Lösung aussehen?Schlöder: Um die Alarmbereitschaft am Tage zu erhöhen, müsste man zuerst ermitteln, wann und wo die rund 3800 Feuerwehrleute unseres Eifelkreises tagsüber arbeiten. Diese Feuerwehrleute stünden theoretisch auch den dortigen Wehren zur Verfügung. Wenn ich das richtig verstehe, wäre ein Feuerwehrmann oder eine Feuerwehrfrau gleichzeitig Mitglied bei zwei Feuerwehren. Ist diese Belastung für den Einzelnen zumutbar?Schlöder: Die Belastung für den Einzelnen würde größer. Schließlich müsste man dann nicht nur in seiner Heimatwehr ausgebildet werden, sondern auch in der Feuerwehr, in der man tagsüber eingesetzt werden kann. Auf die doppelte Ausbildungsbelastung müsste man aber bestehen, weil sonst die Übungsbeteiligung bei den örtlichen Wehren rapide sinken würde. Diese Feuerwehren könnten sonst auf der Strecke bleiben. Daher sollte dieses Modell auch zunächst auf freiwilliger Basis erfolgen. Sollte dieses Modell wirklich kommen, würde doch damit auch die Belastung für die Arbeitgeber steigen. Denn sie müssten die Feuerwehrleute für den Einsatz tagsüber freistellen. Erwarten Sie dadurch Nachteile für die Feuerwehrleute?Schlöder: Wenn man die tatsächlichen Einsatzzahlen nimmt und die mit der Zahl der Tageseinsätze vergleicht, dann entspricht das etwa der Hälfte der gesamten Einsätze. Außerdem bekommen die Arbeitgeber den Lohnausfall für die Zeit eines Einsatzes von der Kommune ersetzt.Vor allem die kleineren Feuerwehren stehen langfristig vor dem Aus, weil es nicht genug Feuerwehrleute gibt. Müssen die Bürger nun Angst haben, dass bei einem Brand keine Hilfe mehr kommt?Schlöder: Ich will den Teufel nicht an die Wand malen. Wenn die Bürger die negative Entwicklung der Feuerwehren ernst nehmen und selbst alles tun, um den Erhalt der ehrenamtlichen Feuerwehren zu fördern, dann wird so etwas nie eintreten. Halten Sie es für möglich, dass eine Art Feuerwehr-Gebühr eingeführt werden könnte?Schlöder: Das ist durchaus denkbar, wenn mangels ehrenamtlicher Feuerwehren eine hauptberufliche Feuerwehr aufgestellt werden müsste. Es sind schon in anderen Bereichen Kommunal-Abgaben eingeführt worden, die früher unvorstellbar waren. Beispielsweise eine Gebühr für die Straßenreinigung. Die ist nur deshalb entstanden, weil die Bürger teilweise aus der Bequemlichkeit heraus nicht mehr bereit sind, die Straßen zu fegen, was früher eine Selbstverständlichkeit war. Als abschließendes Fazit kann man also festhalten, dass es in erster Linie an den Bürgern liegt, ob unsere Feuerwehren weiter bestehen können und der Brandschutz für jeden Einzelnen weiterhin zum Nulltarif zu haben ist.Schlöder: Ja, ich kann nur eindringlich an alle Bürger appellieren, ihre örtliche Feuerwehr durch eine aktive Mitgliedschaft zu unterstützen und damit den Fortbestand zu sichern. Mit jedem "Nein" muss man sich die Gewissensfrage stellen: Was ist und wird, wenn alle so denken? Ist die Feuerwehr noch zu retten? Wie kann Ihrer Meinung nach der Brandschutz sichergestellt werden? Teilen Sie uns Ihre Meinung in knapper Form bis Mittwoch, 12 Uhr, mit unter eifel-echo@volksfreund.de. Bitte geben Sie Ihren Namen und Wohnort an. Zur Person Edmund Schlöder (51) ist hauptberuflich feuerwehrtechnischer Beamter bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier, Referat Brand- und Katastrophenschutz in Rheinland-Pfalz. Zuvor war er fünf Jahre hauptberuflich Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbandes Rheinland-Pfalz. Ehrenamtlich ist er seit vier Jahren Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands Bitburg-Prüm. (dj)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort